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Tränenpalast am Ende

■ Deutsche Bahn kündigt Mietvertrag, Künstler beklagen „unzumutbares Umfeld“

Dem Tränenpalast in Mitte droht die Schließung. Die Deutsche Bahn AG hat dem Betreiber Marcus Herold zum Monatsende den Mietvertrag gekündigt. Beide Seiten bestätigten jedoch, daß Verhandlungen über eine Verlängerung laufen. Laut Herold will die Bahn die Miete von bisher 5.000 auf 15.000 Mark monatlich erhöhen. „Doch das kommt zu den vielen Kleinigkeiten, mit denen wir täglich zu kämpfen haben, nur noch hinzu“, erklärt Mareike Palmeira von der Betreibergesellschaft.

Als „absurd“ bezeichnet Palmeira die geplante Mieterhöhung angesichts der Tatsache, daß die Bahn das Gelände vor dem Tränenpalast bereits seit Juni 1995 wegen Bauarbeiten durch einen Bretterzaun hat absperren lassen. „Wir leben auf einer Großbaustelle“, empört sie sich und verweist auf die Pfützen, den Müll und das Abflußsystem in der ehemaligen Grenzabfertigungshalle, das seit Monaten nicht mehr funktioniert.

Die Tränenpalast-Betreiber haben seit Beginn der Arbeiten nicht nur den repräsentativen Charakter ihrer Halle, sondern auch ein erhebliches Maß an Einnahmen eingebüßt. Viele KünstlerInnen und KulturveranstalterInnen hätten ihre Auftritte „wegen des unzumutbaren Umfeldes“ an andere Orte verlegt, so Palmeira. Und das, obwohl es ohnehin schon schwierig sei, den Kulturbetrieb ohne Subventionen aufrechtzuerhalten.

DB-Pressesprecherin Marlene Schwarz betonte gestern sowohl die Gesprächsbereitschaft als auch das Interesse der Bahn „am Erhalt des multikulturellen Zentrums“. Zum Kündigungsgrund und zum Stand der Verhandlungen machte sie keine Angaben. Kerstin Marx

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