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Tourismus in BerlinAch, wie schön ist Spandau!

Der Tourismus erreicht zunehmend auch den Berliner Stadtrand. Die Grünen fordern schnelle Umsetzung des passgenauen Hotelentwicklungskonzepts

Altstadt Spandau an der Mündung von Havel und Spree Foto: Jürgen Ritter/imago-images

Berlin taz | Vielleicht ist es der schillernde Begriff „Freiheit“. Vielleicht aber auch die Nähe zum Sophienwerder, zur Zitadelle oder zur nahe gelegenen Altstadt. Wer im Select Hotel Spiegelturm an diesem Wochenende ein Doppelzimmer buchen will, geht leer aus. Das Hotel an der Spandauer Freiheit 5 ist ausgebucht.

Spandau? Ausgebucht? In einem Hotel, in dem das Doppelzimmer zwischen 88 und 195 Euro kostet? Der Tourismus ist zurück in Berlin, und zunehmend erreicht er auch den Stadtrand. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage des grünen Abgeordneten Julian Schwarze hervor, die der taz vorliegt.

Alleine in Spandau sind demnach seit 2022 2.473 neue Hotelbetten genehmigt worden. In Treptow-Köpenick wurde die Genehmigung von 1.739 Betten beantragt und in Lichtenberg 1.140. Gleichzeitig wurden in Charlottenburg-Wilmersdorf, Zentrum des alten Tourismus im Westteil der Stadt, null neue Betten genehmigt und gebaut.

Klappt die Touristenlenkung in Berlin nun endlich? Weg von den Hotspots des Overtourismus hin in die Außenbezirke, die auch was abhaben wollen vom Kuchen?

Nicht ganz, meint Schwarze, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen. Für Friedrichshain-Kreuzberg gebe es keine Zahlen. „Das kann damit zu tun haben, dass dort keine Flächen mehr zur Verfügung stehen.“ Zur Datenerhebung hatte die Senatswirtschaftsverwaltung alle zwölf Bezirke angeschrieben. Dass es in den angesagten Vierteln auch weiter Overtourismus geben wird, zeigen die Zahlen aus Neukölln. Dort wurden seit 2022 1.703 neue Betten genehmigt, davon alleine 1.442 im Neubau des Estrel.

Schwarze verweist in diesem Zusammenhang auf das Tourismuskonzept des alten Senats, das eine berlinweite Steuerung von neuen Hotelstandorten vorsehe. Das müsse der Senat nun schnell mit einem passgenauen Hotelentwicklungskonzept umsetzen. „Einen Wildwuchs darf es nicht mehr geben.“ Neue Hotels müssten sich an der Stadtverträglichkeit und der Zahl bereits bestehender Betriebe orientieren. Bereits geplante Standorte gehörten auf den Prüfstand. „Denn die Flächen können wir sinnvoller nutzen“, so Schwarze. „Zum Beispiel für bezahlbare Wohnungen und neue Schulen oder Kitas.“

Besonders eilig scheinen es die Verantwortlichen aber nicht zu haben. Der nächste runde Tisch Tourismus, zu dem der Regierende Bürgermeister und der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga einladen, tagt erst im Herbst. Geht es nach den Grünen, soll dann auch darüber diskutiert werden, inwiefern Hostels und Hotels zu Unterkünften für Geflüchtete umgenutzt werden.

In der Spandauer Freiheit 11 ist dies bereits der Fall. In einem Großhostel sind seit November 2022 Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht.

Schwarze würde sich mehr solcher Umnutzungen wünschen. „Bevor leere Hostels zu Büros umgebaut werden, sollten sie als Wohnraum genutzt werden.“ Und zur Unterbringung für Geflüchtete. „Das ist besser, als neue Containerdörfer zu bauen.“

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