Toter in polnischer Polizeiwache: Tödliches Verhör mit Elektroschocker
Ein polnischer TV-Sender deckte auf, dass ein Mann nach Folter in einer Dienstelle der Polizei gestorben ist. Doch die Ermittlungen laufen bislang ins Leere.
Das hat jetzt eine investigative Fernsehreportage des Privatsenders TVN24 ans Licht gebracht. Das brutale Verhör mit Todesfolge liegt ein Jahr zurück. Bislang war nichts geschehen: Niemand war bestraft worden, die Polizisten in Wrocław (Breslau) taten weiter ihren Dienst, als sei nichts gewesen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, ohne in der Lage zu sein, gegen die Täter Anklage zu erheben.
Der junge Mann, der auf dem Marktplatz in Breslau festgenommen wurde, hatte das Pech, einem Verdächtigen ähnlich zu sehen, der der Polizei wenige Tage zuvor entwischt war. Er war vollkommen unschuldig. Die Vorher-Nachher-Bilder, die in der Fernsehreportage gezeigt wurden, lassen auf Folter schließen. Anscheinend ist der Mann nicht nur mehrfach mit einem Elektroschocker malträtiert, sondern auch geprügelt, gewürgt und getreten worden.
Als dem Vater mitgeteilt wurde, dass sein Sohn auf der Polizeidienststelle „verstorben“ sei, wollte dieser die Videoaufnahmen vom Verhör sehen. Das sei kein Problem, wurde ihm versichert. Alle Polizeidienststellen Polens sind rund um die Uhr videoüberwacht. Doch dann waren ausgerechnet die Aufnahmen rund um die Verhaftung seines Sohnes „verschwunden“.
Tatsächlich werden in polizeilichen Toilettenräumen keine Videoaufnahmen gemacht. Allerdings sind die Elektroschocker, die die polnische Polizei einsetzt, mit einem Audio- und Videosystem ausgestattet, das sich bei jedem Einsatz automatisch einschaltet. Insgesamt erhielt der 25-Jährige drei Stromstöße zu jeweils fünf Sekunden: einen während der Verhaftung auf dem Breslauer Marktplatz. Zwei weitere im Kommissariat.
Die Reportage löste einen Schock aus: Ist das etwa der „gute Wandel“, den die nationalpopulistische Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ihren Wählern versprochen hatte? Adam Bodnar, der Ombudsmann für Bürgerrechte, spricht von Folter und Missbrauch polizeilicher Amtsbefugnisse. Schuldig seien die Polizisten, die die Tat verübten, sowie deren Vorgesetzte, die Staatsanwälte und Politiker im Innen- und Justizministerium, die versuchten, den Foltertod von Igor Stachowiak zu vertuschen.
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