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Toiletten für Frauen müssen bleibenLieber allein auf Klo

Andrea Maestro
Kommentar von Andrea Maestro

In Hamburg wurde eine öffentliche Toilette für Frauen zum Unisex-Klo umgebaut – ohne Ersatz. Das ist falsch, weil Frauen Schutzräume behalten müssen.

Wo gehts zum Klo? Und mit wem? Foto: Sung Jin Cho/Unsplash

I m Zug oder Flugzeug gibt es keine Toiletten für Männer und Frauen. Es gibt einfach ein ekliges Metallklo, über dessen Rand alle Geschlechter pinkeln und vor dem wir unsere Körper verdrehen, um ja nichts mit der Haut zu berühren. Wenn es also in Transportmitteln funktioniert, gehen Unisex-Toiletten überall, oder nicht?

Trans*-Personen und Menschen, die sich als divers identifizieren, machen auf nach Geschlechtern getrennten Toiletten oft diskriminierende Erfahrungen. Menschen sagen ihnen, dass sie im falschen Raum stehen. Das ist verletzend und zermürbend. Es ist also auf jeden Fall richtig, bei Neu- oder Umbauten auch Unisex-Toiletten einzuplanen. Wichtig ist allerdings das „auch“.

In Flugzeugen und Zügen funktionieren Unisex-Toiletten, weil sie ein einzelner, abgeschlossener Raum sind. Frauen und Männer halten sich eben gerade nicht gemeinsam darin auf. Und dabei geht es gar nicht mal um Scham, sondern darum, dass Frauentoiletten auch ein Schutzraum sind. Viele Frauen machen im öffentlichen Raum Erfahrungen mit übergriffigen Männern. Das können Catcalls sein oder auch körperliche Grenzüberschreitungen. Auf dem Klo sind Frauen besonders vulnerabel.

Ein Beispiel: Ich möchte mir nachts nicht mit Männern die Bahnhofstoilette teilen. Frauen sollten die Wahl haben. Wenn es sie nicht stört, können sie ein Unisex-Klo benutzen, wenn aber doch, muss in der unmittelbaren Nähe ein Raum nur für Frauen erreichbar sein.

Die öffentliche Toilette an der Außenalster ist so ein Fall, in dem es offenbar nicht möglich war, ein Frauen-, ein Männer- und ein separates Unisex-Klo zu bauen. Wenn Parteien wie die Linke daran Kritik äußern, klingt das aus der Zeit gefallen. Es ist dennoch richtig. Nicht allein von einer Party nach Hause gehen zu können, ist für Frauen und Mädchen Normalität. Nicht allein auf eine öffentliche Toilette gehen zu können, dann der nächste Schritt. Unisex-Toiletten sind immer dann richtig, wenn sie eine Ergänzung sind, aber nicht als Ersatz für Frauenräume. Die Stadt Hamburg sollte die Toilette zurückbauen.

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Andrea Maestro
Redaktionsleiterin taz.nord
War bis Dezember 2022 Redaktionsleiterin der taz nord. Davor Niedersachsen Korrespondentin der taz. Schwerpunkte sind Themen wie Asyl und Integration, Landwirtschaft und Tierschutz.
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