Todesstrafe durch Giftspritze: Das grausame Handwerk der Henker
Die Tötung per Giftspritze ist alles andere als human. Oft sterben die Verurteilten unter großen Schmerzen.
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BERLIN taz Die Hinrichtung per Giftspritze wird in den USA seit 1977 praktiziert und hat die einst üblichen Methoden elektrischer Stuhl und Gaskammer inzwischen vollständig abgelöst. Die Abfolge ist immer gleich: Der Todeskandidat wird festgeschnallt. An seinen Armen werden feste Zugänge zur Vene gelegt, durch die anschließend drei verschiedene Medikamente injiziert werden. Zuerst soll eine starke Dosis Natriumthiopental zur Betäubung führen, anschließend soll Pancuroniumbromid die steuerbare Muskulatur lähmen - wobei der Gefangene womöglich bei Bewusstsein bleibt. Schließlich führt Kaliumchlorid den Herzstillstand herbei. Insbesondere dieses Medikament jedoch löst starke Schmerzen aus. "Die USA gehen beim Einschläfern von Hunden schonender vor als bei der Hinrichtung von Menschen", sagte schon 2006 Jamie Fellner von Human Rights Watch. Auch wenn die Gefangenen augenscheinlich friedlich einschlafen, weiß niemand, ob sie nicht doch furchtbare Schmerzen erleiden - wegen der Muskellähmung allerdings nichts mehr kommunizieren können.
Wurden die verschiedenen Injektionen Anfang der 80er-Jahre noch per Hand durchgeführt, so kam bald eine vom Holocaust-Leugner Fred Leuchter entwickelte Injektionsmaschine zum Einsatz. Hinrichtungen schienen damit ihre Schrecken verloren zu haben und "human" geworden zu sein.
Doch der Schein trügt. Da finden die Henker keine brauchbare Vene, um die Kanülen zu setzen, da wirken plötzlich die Chemikalien nicht wie geplant, da rutschen Nadeln mittendrin wieder heraus. Bei Emmit Foster, der 1995 in Missouri hingerichtet wurde, waren die Gurte um seine Gliedmaßen so festgeschnallt, dass das Blut mit den tödlichen Stoffen nicht fließen konnte - sieben Minuten nach Beginn der Hinrichtung wand sich Foster in Krämpfen und rang nach Luft. Es dauerte über eine halbe Stunde, bis er starb. Willie Fisher in North Carolina öffnete mitten in der Hinrichtung die Augen und rang nach Luft. Ernest Harmans Kehlkopf hüpfte 2003 nach Beginn der Injektionen wild ein- und auswärts, sein Nacken zuckte und schüttelte sich, bis er mit weit geöffneten Augen starb. Dutzende ähnlicher Fälle sind inzwischen dokumentiert.
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