Tod beim Triathlon in Hamburg: Risiko für maximales Spektakel
Wurde die persönliche Sicherheit von Sportlern dem besten Bild geopfert? Dem Todesfall beim Triathlon muss jetzt eine Sicherheitsdebatte folgen.
A uf der Jagd nach den besten Bildern ist ein Motorradfahrer beim Hamburger Triathlon ums Leben gekommen. Der Kameramann kam mit dem Schock davon. Nun wird über das tödliche Unglück auf einer moralischen und einer technischen Ebene gesprochen. Hätte der Sport nicht zurückstehen müssen, das Rennen nicht abgebrochen werden müssen? Und wäre dieser tragische Unfall zu verhindern gewesen?
Das Argument der Veranstalter des Massenevents, mit einem Abbruch womöglich ein Chaos mit unabsehbaren Folgen verursacht zu haben, ist nachvollziehbar. Und ein Mindestgespür für die Bedeutungslosigkeit des Sports angesichts eines Todesfalls hat man mit dem Verzicht auf eine Siegerehrung bewiesen. Anders als bei anderen Großveranstaltungen, die von Tragödien heimgesucht wurden, war das Leitmotiv beim Hamburger Triathlon nicht: The show must go on.
Geht es aber um die Frage, wie das Unglück hätte vermieden werden können, müssen sich die Organisatoren intensiv mit kritischen Fragen auseinandersetzen. Wie viel ist das spektakuläre TV-Bild, mit dem die Zuschauer in diesem Fall sozusagen auf Sattelhöhe dazugeholt werden sollen, wert? Welche Risiken ist man bereit dafür einzugehen? In Hamburg gaben zu diesem traurigen Anlass Sportlerinnen und Sportler zu bedenken, dass ihrer persönlichen Sicherheit schon in den letzten Jahren bei dieser Veranstaltung nicht allzu viel Bedeutung zugemessen wurde. Zu viele Motorräder seien bei der engen Streckenführung erlaubt gewesen.
Um des maximalen Spektakels willen ist der Triathlon in Hamburg auch als Mischveranstaltung konzipiert. Profis und sehr viele Amateure drängen sich auf der Strecke. So kam es zur tödlichen Kollision des Motorradfahrers und Kameramanns mit einem Amateursportler, der im Unterschied zu den Profis auf der Gegenfahrbahn unterwegs war. Leider bedarf es immer des maximal schrecklichen Unglücks, um substanzielle Sicherheitsdebatten zu führen. Hätte der Motorradfahrer „nur“ ein paar Schrammen abbekommen, hätte man das wohl als vertretbares Risiko abgetan.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit