Tipico in Hamburg-Wilhelmsburg: Ein Automat im Weg
Der Wettanbieter Tipico verstößt gegen das Gesetz, weil an der Außenfassade einer Filiale ein Geldautomat hängt. Den will Tipico nun loswerden.
Im Gesetz zum veränderten Glücksspielstaatsvertrag steht, dass es in „den Räumlichkeiten von Wettvermittlungsstellen sowie in oder an zugehörigen Gebäudeteilen und auf zugehörigen Flächen“ keine Möglichkeit zum Abheben von Bargeld geben darf.
Die Sparkasse war schon vor dem Wettanbieter an dem Standort. Nachdem die Filiale vor 16 Jahren geschlossen wurde, blieb nur der Geldautomat.
Nun plädiert das Unternehmen Tipico, das betont, dass der Spielerschutz höchste Priorität habe, dafür, diesen zugunsten des Wettbüros abzubauen: „Wir haben sowohl mit dem Vermieter der Fläche als auch mit dem Betreiber des Geldautomaten Kontakt aufgenommen“, um „auszuloten“, ob der Geldautomat entfernt werden könne, sagt ein Sprecher des Unternehmens, der nicht namentlich genannt werden will. Beide Anfragen seien abgelehnt worden. „Wir haben keine Handhabe, den Automat zu entfernen.“ Stattdessen bietet er an, den Spieler, der anonym im vorigen taz-Artikel zitiert wurde, zu sperren.
Stefanie Rose, Stadtteilgruppensprecherin der Linken in Wilhelmsburg
In Wilhelmsburg kommt der Vorstoß, einfach den Geldautomaten abzubauen, statt die Filiale zu schließen, nicht gut an: Er sei „strategisch total wichtig“, weil gleich nebenan eine Apotheke und ein Supermarkt lägen, sagt Annika Hoffmann, die in der Nachbarschaft nicht darauf verzichten möchte. „Gerade ältere Menschen brauchen eine nahe Bargeldversorgung.“
Auch die Hamburger Sparkasse will es dem Wettanbieter nicht so einfach machen. Man habe sich „auf Wunsch von Tipico intensiv mit der Frage nach einem möglichen Abbau unseres Geldautomaten befasst“, sagt Haspa-Sprecher André Grunert. Aber die „nächsten Versorgungsmöglichkeiten sind mindestens 1,5 km entfernt“. Daher sehe die Haspa die „Fortsetzung des Betriebs als zwingend notwendig an“.
Die Glücksspielaufsicht will sich erst zu dem Fall äußern, wenn die Verwaltungsprüfung abgeschlossen sei, sagt der Innenbehördensprecher Frank Reschreiter. Diese werde noch einen Monat dauern.
Timo Fischer, dem Bezirksfraktionschef der FDP, geht das nicht schnell genug: Um Spielsüchtige zu schützen, müsse geprüft werden, „ob die entsprechenden Regeln so verändert werden können, dass die Verwaltung schneller aktiv werden kann“. Wie ein „Sportwettbüro neben einem Geldautomaten eröffnen konnte“, kann er sich nicht erklären. Er „erwarte von den Betreiber*innen eines Sportwettstudios die Prüfung der Umgebung vor der Aufnahme des Geschäftsbetriebes“, sagt Fischer.
Auch Stefanie Rose von der Stadtteilgruppe der Linken in Wilhelmsburg, sagt, dass „Tipico niemals die Erlaubnis für die Eröffnung einer Filiale an dieser Stelle bekommen haben dürfte“. Die Gesundheit der Menschen im Stadtteil habe Priorität. „Tipico ist ein international tätiges Unternehmen, das Geld mit der Wettsucht von vor allem finanziell schlechter gestellten Menschen verdient“, sagt Rose. Auch sei es „unglaublich dreist, dass Tipico seine fragwürdig erzielten Gewinne über das Bedürfnis der Wilhelmsburger*innen nach ortsnaher Versorgung mit Bargeld stellt“, sagt sie. Ihre Forderung: „Tipico muss verschwinden – so schnell wie möglich.“
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