Tierschutz-Aktivist kettet sich an: An der Kette für Tierrechte
Ein Tierschützer hat sich vor dem Roten Rathaus angekettet. Er fordert Grundrechte für alle Tiere und will bleiben, bis die Politik handelt.
„Jetzt gibt es nur noch mich und den Protest“, sagt Raisch am Mittwoch der taz, die ihn vor dem Rathaus besucht. Seine Mitstreiter*innen des Aktionsbündnisses „Direct Action Everywhere“ haben inzwischen aufgegeben und sich wieder befreit. Anders Heiko Raisch, der den Protest weiterführt.
Das Aktionsbündnis setzt sich weltweit für Tierrechte ein. Am Sonntag hatten sich neun Aktivist*innen im Zuge des Animal Rights March mit ihren Hälsen ans Rote Rathaus gekettet. „Wir haben die Schlüssel an die Politiker*innen geschickt und bleiben so lange hier, bis sie kommen und mit uns reden“, erklärt eine Sprecherin am Sonntag in einer Pressemitteilung. Unter den Adressat*innen der Schlüssel waren etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Umweltministerin Svenja Schulze (beide SPD). Raisch hat seinen an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) geschickt.
Heiko Raisch sagt, er kämpfe für keine Organisation und für keine Partei, sondern einzig für sein Anliegen: Sein Manifest für Tierrechte ist in bunten Kreidelettern auch auf der Straße zu lesen. Er fordert Grundrechte für ausnahmslos alle empfindungsfähigen Lebewesen: „Alle Tiere sollen das Recht dazu haben, frei zu sein und nicht vom Menschen ausgenutzt zu werden“, sagt Raisch der taz.
Aktivist*innen fordern Grundrechte für alle Tiere
Zudem fordert er ein Recht für Tiere, eigene Interessen vor Gericht vertreten lassen zu können und einen geschützten Lebensraum. Außerdem sollen alle Tiere das Recht dazu haben, aus Ausbeutungssituationen gerettet zu werden.
Die Forderungen schickten sie auch an die Politiker*innen, als Ideen für einen Gesetzesentwurf.
Mit Mahnwachen machen die Tierschützer*innen seit Sonntag auf die Forderungen aufmerksam. Zu Beginn war die Hoffnung, dass ein*e Politiker*in persönlich die Schlösser aufschließen und Gesprächsbereitschaft signalisieren würde. Das passierte aber bis zum frühen Mittwochabend nicht.
Schäuble habe den Schüssel stattdessen direkt an die Polizei geschickt, sagt Raisch. Das habe ihm die Polizei mitgeteilt – die auch gleich angeboten habe, ihn zu befreien. Dann schiebt Raisch nach: „Ich gehe erst, wenn die Politik offen zugibt, dass sie nicht gesprächsbereit ist.“ Einzige Ausnahme sei, wenn er sich gesundheitlich schlecht fühle. Bisher sorge man sich aber gut um ihn: „Von den Passanten bekomme ich Kaffee, Brötchen und Getränke.“ Alles verlaufe friedlich, die Passant*innen seien vor allem in den Abendstunden gesprächsbereit und interessiert.
Nachts, wenn Heiko Raisch schläft, passen Freund*innen auf ihn auf, damit er sich nicht mit der Kette verletzt. Die Berliner Polizei wertet die Aktion als Demonstration. Wie ein Sprecher der Polizei auf taz-Anfrage bestätigt, war diese auch schon am Sonntag nicht angemeldet. Trotzdem werde die Polizei Raisch vorerst nicht räumen. „Solange er dort bleiben möchte, wird es geduldet“, teilt ein Polizei-Sprecher mit. Da der Betrieb des Rathauses nicht gestört werde, sehe die Polizei noch keinen Grund, in die Situation einzugreifen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was