piwik no script img

Tierpflegerin getötet

Ein Moschusochse quetscht eine Pflegerin zu Tode. Sie hatte offenbar vergessen, die Gehegetür zu schließen

Im Tierpark Friedrichsfelde ist gestern Vormittag eine Tierpflegerin durch einen Moschusochsen getötet worden. Sie sei von dem Tier erdrückt worden und an inneren Blutungen gestorben, sagte Bernhard Blaszkiewitz, der Direktor des Tierparks.

Vermutlich hatte die Mitarbeiterin vergessen, den Sicherungsbalken der Gehegetür vorzuschieben, als sie den Bullen „Ludovico“ aus dem Nachtlager in das Außengehege ließ. Das Tier konnte ungehindert zu ihr ins Vorgehege gelangen und drückte sie gegen ein Gitter. Kurz darauf fand ein Kollege die leblose Pflegerin.

„Sie muss in Sekunden tot gewesen sein, der Bulle wiegt etwa 350 Kilo“, so Blaszkiewitz. Vermutlich habe das Tier versucht, sein Gebiet zu verteidigen. „Moschusochsen sind wehrhafte Tiere, aber nicht aggressiv.“ Auch das Exemplar des Tierparks war nie als außergewöhnlich aggressiv aufgefallen. Die Mitarbeiterin sei seit mehr als 20 Jahren im Tierpark beschäftigt und im Umgang mit den Tieren erfahren gewesen. „Bei ihren Kollegen galt sie als sehr gewissenhaft“, so der Tierparkdirektor. Die Belegschaft habe geschockt auf das Unglück reagiert.

Da der Vorfall allem Anschein nach auf menschliches Versagen zurückzuführen ist, habe der Vorfall keine Konsequenzen für das Tier. Auch die Polizei konnte keinen technischen Defekt an der Sicherungsanlage feststellen. Daher werde die bisherige Praxis des Umgangs mit den Tieren nicht überdacht, sagte Blaszkiewitz. Im Tierpark kümmern sich Mitarbeiter für gewöhnlich allein um die Tiere. Lediglich bei Elefanten und Giftschlangen arbeiten zwei Pfleger zusammen.

Im Tierpark Friedrichsfelde war es der erste tödliche Unfall dieser Art seit seiner Eröffnung im Jahr 1955. Im Zoologischen Garten im Westteil der Stadt wurde zuletzt 1963 ein Tierpfleger von einem Elefanten erdrückt. NANA GERRITZEN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen