Tierfreie Produkte von Veganz bei Edeka: Wenig Appetit auf Veganes
Nach enttäuschenden Absatzzahlen streiten sich Veganz und Edeka über Preise. Es geht auch um offene Altlasten – das Start-up will deshalb klagen.
Schuld hat angeblich Edeka: „Die vereinbarten Umsatzziele werden nur zu einem marginalen Bruchteil erreicht“, sagt Jan Bredack zur taz. Für den Veganz-Gründer geht damit die eigene Rechnung nicht auf. Er habe seine Preise für viel größere Volumina kalkuliert, so gesehen habe Edeka zu günstig bei Veganz eingekauft.
Veganz liefert Artikel wie Schokocreme, Kakaobohnen und Weizengraspulver an ausgewählte Edeka-Filialen. Ursprünglich waren 300 Artikel gelistet, nun soll ein Drittel davon ausgelistet werden. Während größere Märkte verstärkt auf vegane Produkte setzen, verkaufen andere nur einzelne Produkte. Edeka habe inzwischen zugestimmt, in Zukunft zu höheren Preisen bei Veganz einzukaufen, um die Defizite auszugleichen, sagte Bredack. Zuvor hatte Veganz sogar mit einem Lieferstopp gedroht.
In dem Konflikt geht es auch um offene Altlasten. Laut Bredack schuldet Edeka Veganz noch 2,5 Millionen Euro und weigert sich zu zahlen. Bredack spricht „von einem Kampf David gegen Goliath“ und fühlt sich von Edeka als Partner nicht ernst genommen. Veganz bereite deshalb zurzeit eine Klageschrift vor.
Edeka hält an Kooperation fest
„Wir sind ein kleines Start-up, für uns geht es um die Existenz“, so Bredack. Das 2011 gegründete Unternehmen hat nach eigenen Angaben mittlerweile 250 Mitarbeiter*innen und 10 eigene Filialen, darüber hinaus beliefert es neben Edeka auch die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann und die Drogeriekette dm.
Als Edeka und Veganz 2015 die neue Kooperation verkündeten, war die Vorfreude noch groß: „Wir freuen uns, euch mitteilen zu können, dass wir einen weiteren Großhandelspartner gewinnen konnten. Dieser ist kein Geringerer als die Edeka-Gruppe!“, kündigte Veganz an. Mit dem Verkauf bei dem Marktführer im deutschen Lebensmitteleinzelhandel sollte Veganz der große Sprung gelingen. Der ehemalige Daimler-Manager Bredack plante, in den kommenden Jahren den Umsatz von Veganz auf 80 Millionen Euro zu verdreifachen. Zum Vergleich: Edeka hat einen Jahresumsatz von 53,2 Milliarden Euro.
Edeka beabsichtigte, an der Kooperation mit Veganz festzuhalten, hieß es auf Anfrage der taz. Darüber hinaus wollte sich die Kette nicht äußern. Veganz hat bereits begonnen, sich nach neuen Partnern umzusehen. Ab Mitte November sollen die veganen Produkte auch an den Edeka-Konkurrenten Kaufland gehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“