Thüringer Landtag: Kleider machen Leute
Die Linken-Abgeordnete Kati Grund provozierte im Thüringer Landtag mit einem Anti-AfD-Pullover. Den musste sie dann leider ausziehen.
Es war nicht einmal ein ganzer Satz, der die konstituierende Sitzung des Thüringer Landtags am Dienstag um einige Minuten verzögerte. Es waren eigentlich nur sechs Buchstaben: FCK AFD stand auf dem Kapuzenpullover der Linken-Abgeordneten Kati Grund, was als Synonym für „Fuck AfD“, also „Scheiß AfD“ aufgefasst werden kann. Eine Begrüßung für die neuen Kollegen der Alternative für Deutschland, die zum ersten Mal im Thüringer Landtag vertreten waren.
Mit diesem Akt nonverbaler Kommunikation war die Alterspräsidentin des Landtags, Elke Holzapfel von der CDU, nicht einverstanden. Sie forderte Grund dazu auf, den Pullover auszuziehen, da er gegen die Hausordnung verstoße. Die sehe eine politisch neutrale Kleidung vor. Holzapfel verkniff es sich allerdings nicht, einen sympathisierenden Kommentar hinzuzufügen: „Ich verstehe Ihr Anliegen. Das verstehen wir sicher alle. Aber ich bitte Sie einfach, ein neutrales T-Shirt überzuziehen.“
Die AfD war im September mit 12 Prozent in den Thüringer Landtag eingezogen. Die Partei musste sich vor allem im Wahlkampf immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, am rechten Rand nach Stimmen zu fischen und mit rechtspopulistischen Slogans Wähler einzufangen.
Kati Grund musste ihren Protest-Pulli also ausziehen. Sie kam jedoch vorbereitet. Unter dem AfD-Pullover trug sie ein T-Shirt im selben Stil, diesmal mit einer anderen Aufschrift: FCK NZS („Fuck Nazis“).
Grund wurde schließlich vom Saaldiener ein weißes T-Shirt gereicht, dass sie bereitwillig überzog. Die Sitzung konnte daraufhin fortgesetzt werden. Grunds Fraktionskollege Christian Schaft trug übrigens in derselben Sitzung ein T-Shirt mit der Aufschrift: „No Love for a Nation“. Das verstieß wohl gegen keine Kleiderordnung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen