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Thriller „City of Darkness“ im KinoWie eine Gewehrkugel

Der Regisseur Soi Cheang würdigt mit „City of Darkness“ eine legendäre Hochhaussiedlung und zugleich die gloriose Zeit des Hongkong-Action-Kinos.

Tornado (Louis Koo) in „City of Darkness“ Foto: Plaion

Die Kowloon Walled City war ein mythenumrankter Ort auf der Halbinsel Kowloon in Hongkong. Ursprünglich eine Festung des chinesischen Reichs, knapp drei Hektar groß, blieb das Gebiet auch nach der Übergabe Hongkongs als Pachtgebiet an Großbritannien im Jahr 1898 eine chinesische Enklave.

Das Recht, auch das Baurecht, hatte kaum Zugriff, so wucherte die Zone im Lauf der Jahrzehnte zu einer völlig unübersichtlichen Siedlung mit bis zu zehn Stockwerken hohen Häusern heran.

Zigtausende Menschen lebten hier seit den siebziger und achtziger Jahren, es herrschte die Anarchie und in der Anarchie herrschten die Triaden, es war ein Ort der illegalen Läden, Drogen, Prostitution, der Spielhöllen, eine Wimmelwelt, die hygienischen Verhältnisse: schwierig.

1987 fasste die Regierung der Kronkolonie nach schwierigen Verhandlungen mit China den Plan zum Abriss. In den Jahren 1993 und 1994 kam es dazu, noch vor der Rückgabe Hongkongs. Heute ist, wo die Kowloon Walled City stand, nur noch ein Park, der an die Vergangenheit erinnert.

Der Film

„City of Darkness“. Regie: Soi Cheang. Mit Louis Koo, Sammo Kam-Bo Hung u. a. China/Hongkong 2024, 126 Min.

Wiederbelebt per CGI

In Soi Cheangs „City of Darkness“ ersteht die Walled City nun wieder auf. Als Gesamtprospekt ist sie per CGI wiederbelebt: ein dunkles, kompaktes Hochhäusermonster, das sich, in der Tat nach Art einer Festung, gegen die Großstadtaußenwelt ballt. Und innen eine finstere Welt der Gänge und Läden, voller Drähte, voller Gestänge, ein Labyrinth in vielen Etagen.

Mit großem Aufwand sind die Sets hier errichtet, liebevolle Hommagen an dunkle Unübersichtlichkeit. Es sind die späteren achtziger Jahre, die Pläne zum Abriss der Stadt in der Stadt sind schon verkündet, alle wissen: Man ist im letzten Akt angekommen.

Wie eine Gewehrkugel jagt der Film den Protagonisten Chan Lok-kwan (Raymond Lam) der Walled City in den Leib. Chan ist illegal nach Hongkong gekommen, wird von einem Triadenboss um seinen neuen Pass betrogen, hat diesem Drogen gestohlen und findet nun in der Walled City Zuflucht.

Dort erarbeitet er sich, klassische Aufstiegsgeschichte, das Vertrauen des Triadenbosses Tornado, nach und nach erhellt, wie er in die etwas umständliche Vorgeschichte passt, vor allem aber folgt Action-Setpiece auf Action-Setpiece, es fliegen die Messer, knacken die Knochen, knallen die Körper an Wände und rappeln sich öfter mal nicht wieder auf.

Natürliche und übernatürliche Kräfte

Das ist spektakulär inszeniert, mit klassischem Wirework, es wirken und kämpfen natürliche mit übernatürlichen Kräften, das gilt für die Figuren, und für die Kamera, die Effekte und den Schnitt gilt es auch.

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Rund zwanzig Jahre lang hat das Projekt dieses Films, der auf einem erfolgreichen Manga des Autors Yu-Yi beruht, in der Entwicklungshölle geschmort. Die legendären Regisseure John Woo und Johnnie To wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten damit in Verbindung gebracht.

Es ist der Zeitraum, in dem das einst gloriose Hongkong-Action-Kino einen Absturz erlebte, in seinen anarchischen Impulsen von den chinesischen Zensoren bedrängt, die auch an den Geldquellen sitzen. Manche seiner Helden, etwa Tsui Hark, sind zum Nationalkitsch von Mainland-China übergelaufen, John Woo scheint zwischen den Welten gestrandet, Johnnie To klingt in neueren Interviews deprimiert und frustriert.

Nicht von Nostalgie frei

Vor allem Soi Cheang, 1972 geboren, hat sich in den letzten Jahren als dynamischste Kraft der siechenden Industrie erwiesen, mit Filmen wie „Limbo“ (2021), die sich an den Kassen wie auf den Festivals als erfolgreich erwiesen. Sein „City of Darkness“ ist der sehr selbstbewusste Versuch, an die alten, besseren Zeiten anzuknüpfen. Und das in Form eines von Nostalgien nicht freien Spektakels.

Schon in der Besetzung der Rollen der älteren Herren mit den Legenden Sammo Hung und, andere Generation, Louis Koo, die sich dank Tricktechnik als ausgesprochen kampfstark und gelenkig erweisen.

Am Ende ist das alles vielleicht eine Spur zu forciert vergangenheitsorientiert, inklusive VHS-Porno-Kassetten und Karaoke-Maschine. An den Kassen aber war es, vermutlich auch deshalb, ein Riesenerfolg. Gleich zwei Sequels sind schon beschlossen. Und Soi Cheang übernimmt erneut die Regie.

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