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Theatertipps für BerlinDialektik und Korrespondenz

René Pollesch widmet sich mit Brechts „Puntila“ der Klassenfrage. Markus & Markus treten mit Celebreties alter Zeiten postalisch in Kontakt.

Briefe an Theaterfiguren aus früheren Zeiten: „Die Brieffreundschaft“ Foto: Dorothea Tuch

B ertolt Brechts Geschichte von Puntila, der nüchtern ein kapitalistischer Ausbeuter und betrunken ein Kommunist und Menschenfreund ist, ist ein dialektisches Rührstück. Hierzu trägt auch die unerlöste Lovestory seiner Tochter Eva mit Puntilas Knecht Matti bei. Denn auch Matti ist nicht so klar, wie es eigentlich der Klassenstandpunkt von ihm verlangt.

Für sein neues Stück „Herr Puntila und das Riesending in Mitte“ leiht René Pollesch von Brecht nun Assoziations- und Resonanzraum aus, um sich ab 11. November aus heutiger Sicht der Klassenfrage anzunähern. Das zumindest legen Textschnipsel nahe, die auf der Homepage der Volksbühne zu finden sind.

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Hier ist Pollesch seit dieser Spielzeit Intendant und kämpft aktuell vielleicht auch mit Puntila-Problemen: wie kann man nüchtern so einen Riesenladen leiten, ohne ein Arschloch zu sein? Betrunken in der Kantine sitzen, und andere machen lassen? (Volksbühne: „Herr Puntila oder das Riesending in Mitte“, Premiere 11. 11., 19.30 Uhr)

Auch das Kollektiv „Markus & Markus“ befasst sich mit Theaterfiguren aus früheren Zeiten. Für ihre neue Produktion in den Sophiensälen „Die Brieffreundschaft“ treten sie mit Celebreties wie Penthesilea, Judith, Klytaimnestra, Medea und Lady Macbeth postalisch in Kontakt.

„Abend für Abend lassen wir uns von ihren Gewalttaten berieseln und erfreuen uns an Drama, Mord und Totschlag. Wären sie nicht in Reclamheften gefangen, sie wären es wohl im Gefängnis,“ schildern Markus & Markus ihre Ambition, den Damen nun Briefe zu schreiben und Fragen nach Menschlichkeit und zweiten Chancen zu stellen. Was wohl die Ladies zu diesem Domestizierungsversuch sagen würden? (Sophiensäle: „Die Brieffreundschaft“, ab 11.11., 19:30 Uhr)

Auch die Figur des Golem existiert schon lange – nämlich seit sie Rabbi Löw im 16. Jahrhundert in Prag erschuf. Das Theater Ramba Zamba, das in diesem Jahr das 30. Jubiläum seiner Gründung feiert, hat nun seine Jubiläumsproduktion mit „Golem“ überschrieben.

Denn wie Rabbi Löw einst aus Lehm ein gewaltiges menschenähnliches Wesen gestaltete, das alle dreißig Jahre erscheint, wollen Bernd Freytag und Jacob Höhne jetzt eine Inszenierung erschaffen, „die Künst­le­r:in­nen aus dem Sprechtheater, dem Gehörlosentheater, dem Tanz und der Musik zusammenbringt, um die unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen zu einem polyphonen Spektakel zu vereinen“, wie sie in ihrer Ankündigung versprechen. Der „Golem“ wird in dieser Woche ein weiteres Riesending in Mitte, wie es scheint (Theater Ramba Zamba: „Golem“, ab 11.11., 19:30).

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