Theatertipps der Woche: Frauen, Freiheit, Überschreibung
Neu erzählt: Feministischer Ibsen mit Leonie Böhm am Gorki, Marina Prados & Paula Knüplings „Ladybitch“ im Ballhaus Ost und alles zum Mercedes am DT.
D ie Regisseurin Leonie Böhm ist mit feministischen Klassikerüberschreibungen bekannt geworden. Das Wort „Klassiker“ ist hier bewusst nicht gegendert, da es sich eingentlich immer um Männer handelt. Und die Sichten von Männern. Auf Frauen und überhaupt. Leonie Böhms Durchbruch war 2019 ihre Schiller-Überschreibung „Die Räuberinnen“, entstanden an den Münchner Kammerspielen. Mit ihrer Zürcher Arbeit „Medea*“ war sie in diesem Jahr zum Theatertreffen eingeladen.
Nun kommt am Gorki Theater ihr Berliner Regiedebüt „Noorrrraaaaaaa“ heraus. Hier hat sie sich Henriks Ibsens berühmtes Stück „Nora oder Ein Puppenheim“ vorgenommen, das die Geschichte einer Frau erzählt, die aus den repressiven Verhältnissen ihrer Ehe in die Freiheit ausbricht. Gemeinsam mit den Schauspielerinnen Svenja Liesau und Julia Riedler dreht Leonie Böhm die Schraube nun noch einmal weiter (Premiere 12.9., 19:30 Uhr).
Um Frauen, Freiheit und die Überschreibung eines traditionellen Theaterstoffs geht es im weitesten Sinne auch in „Ladybitch – ein Theaterabend über den Untergang Franz Kramers“. Darin befasst sich das Performanceduo Marina Prados & Paula Knüpling auf der Basis von Frank Wedekinds „Lulu“ mit den Themen Missbrauch, MeToo und Machtstrukturen, der Sichtbarkeit von Sexarbeiter:innen und Queerness – was sie dann ganz automatisch auch zu Fragen nach der Zukunft des Theaters und queere Utopien führt.
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Die Überschreibung im Ballhaus Ost beginnt bereits mit einer Überschreibung: Eine Schauspielerin soll in der neuen Produktion „Meine Lulu“ eines Regisseurs namens Franz Kramer die Hauptrolle spielen. Dieser „Franz Kramer“ möchte darin von einer jungen Sexarbeiterin und ihrem Niedergang in einer Männerwelt erzählen. Aber kann er das überhaupt, Mann, der er ist? (9., 10., 11.9., jeweils 20 Uhr, 12.9., 18 Uhr).
Nur ein Auto?
Im Deutschen Theater kommt in der Box eine Inszenierung der jungen Regisseurin Charlotte Sprenger heraus: „Mercedes“ von Thomas Brasch. Auch hier geht es um Zuschreibungen und gesellschaftliche Rollen, in die wir gezwungen sind. Und die Frage: wie kommen wir da raus?
Der titelgebendes Mercedes steht für ein altes materielles Glücks- und Statusversprechen unserer neoliberalen Konsum- und Leistungsgesellschaft, die alles über den Warenwert definiert und Beziehungen oder gar so etwas wie Liebe immer unmöglicher werden lässt (Premiere: 10.9., 19:30 Uhr, eventuell Restkarten an der Abendkasse; Mehr Termine: www.deutschestheater.de).
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