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Theatertipps der WocheLegende und Mythos

Katharina Thalbach ist der Meisterdedektiv im „Orient Express“. Die Vagantenbühne zeigt „Kassandra // Achill“ nach Christa Wolfs Romanvorlage.

Senita Huskic und Andreas Klopp als Kassandra und Achill Foto: Daniel Pasche

A ls Krimifigur ist er Legende: der belgische Detektiv Hercule Poirot, der der Fantasie der genialen Agatha Christie entsprang. In ihrem berühmten Roman „Mord im Orientexpress“ löst Poirot einen vertrackten Mordfall auf schneeverwehter freier Strecke irgendwo in Jugoslawien.

Der Plot des Romans um den Mord an einem Kindermörder ist auch ein Wahnsystem. Und wo Wahnsysteme sind, ist Komik nie weit, was den Romanstoff für die Schauspielerin und Regisseurin Katharina Thalbach zur Steilvorlage für ihr abgründiges Komödientalent macht.

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Für die Komödie am Kurfürstendamm, die nun im Schillertheater spielt, hat Thalbach den Stoff zum großen Theaterspektakel umgekrempelt. Mit sich selbst in der Rolle des Meisterdetektivs, Musik, Tän­ze­r:in­nen und Kostümen des Modedesigners Guido Maria Kretschmer.

Außerdem sind weitere Mitglieder der Thalbach-Dynastie dabei sowie die tollen Geschwister Pfister. Viele warten schon ungeduldig seit einem Jahr auf die Premiere, die coronabedingt nicht stattfinden konnte. Jetzt aber nichts wie hin. Mit etwas Glück gibt’s noch Karten (Komödie am Kurfürstendamm, Premiere am 22. 7., 20 Uhr).

Nicht überall, wo Clown drauf steht, ist auch Komik drin. Zum Beispiel im Fall von Denis Scheck, dem Horrorclown der deutschen Literaturkritik. Er malt sich schon mal das Gesicht schwarz an, um gegen die Entfernung des ihm so lieb gewordenen N-Wortes aus Kinderbüchern zu protestieren.

Jüngst empfahl er in seiner Fernsehsendung Christa Wolfs Buch „Kassandra“ für die Verbrennung. Und posierte dabei ausgerechnet in einem Set, das mit seinen weißen Regalen ein wenig dem unterirdischen Denkmal des israelischen Künstlers Micha Ullman am Bebelplatz ähnelt, dem Ort der Bücherverbrennung von 1933. Und ein öffentlich-rechtlicher Sender lässt so etwas zu.

Ein Schauspiel, das auf der Basis von Wolfs Buch „Kassandra“ entstand, ist in dieser Woche wieder in der Charlottenburger Vagantenbühne zu sehen. „Kassandra // Achill“ stellt mit den beiden mythologischen Figuren zwei Perspektiven einander gegenüber: Während die Kassandra als Frau mit ihrem Streben nach Autonomie an den patriachalen Gesetzen des Krieges zu Grunde geht, wird die gefühllose und entindividualisierte Kampfmaschine Archill am Ende wie ein Vieh geschlachtet (Vagantenbühne, 22. Juli, 20.30 Uhr).

Im Heimathafen Neukölln untersucht eine deutsch-palästinensische Simultanperformance unter der Überschrift „Paralyse“ Fragen von Herkunft, historischen Narrativen und Kultur. Sechs Spie­le­r:in­nen in Ramallah und Berlin spielen zeitgleich in einem Hybrid aus Videoinstallation und Live-Performance, einer Koproduktion des Al Kasaba Theaters und bridgeworks e.V. (Heimathafen Neukölln, ab 24.7., 19 Uhr. Alle Termine: www.heimathafen-neukoelln.de).

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