Theater-Fortsetzung von Harry Potter: Dieser Text ist kein Spoiler
Harry Potter ist nun erwachsen. Ist wirklich „alles gut“? JK Rowlings Theater-Fortsetzung „Harry Potter and the Cursed Child“ feiert in London Weltpremiere.
Wenn in der Welt von Harry Potter jemand zu viel weiß, muss man nur den Zauberstab zücken: Obliviate! Und zack, das Gedächtnis ist gelöscht. In unserer digitalen Muggelwelt ein Geheimnis zu bewahren, das ist da schon um einiges schwieriger.
Die Macher von „Harry Potter and the Cursed Child“ („Harry Potter und das verwunschene Kind“) versuchen es derzeit mit Twitterhashtags – und klassisch mit Aufklebern. „Keep the Secrets“, steht auf den Stickern, die den Besuchern der Voraufführungen des achten Teils beim Verlassen des Londoner Palace Theatre in die Hand gedrückt werden. Wie Joanne K. Rowling, Drehbuchautor Jack Thorne und Theaterregisseur John Tiffany die Geschichte um den mittlerweile erwachsenen Zauberer weitergesponnen haben, soll bis zur Weltpremiere am Samstagabend streng geheim bleiben. Das Manuskript erscheint am Sonntag auf Englisch, die deutsche Version am 24. September im Carlsen Verlag.
Warum überhaupt eine Fortsetzung? Rowling hatte mit dem 2007 erschienenen siebten Band „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ die Geschichte eigentlich abgeschlossen. Die letzten Horkruxe werden zerstört, Professor Snape entpuppt sich als einer von den Guten, Harry überlebt, und Lord Voldemort stirbt – und zwar endgültig.
Im letzten Kapitel des siebten Buches blickt Rowling 19 Jahre in die Zukunft: Die Ehepaare Potter und Weasley treffen sich am Gleis 9¾, um ihre Kinder ins neue Schuljahr zu verabschieden. Harrys zweiter Sohn Albus Severus fährt das erste Mal nach Hogwarts. Der zurückhaltende Junge hat Angst davor, dass der Sprechende Hut ihn in das Haus Slytherin steckt. Ein Gefühl, das Harry kennt. Im ersten Buch bittet er selbst den Hut um Gryffindor. Albus Severus ist eine der zentralen neuen Figuren. Für ihn entpuppt es sich als ziemliche Bürde, der Sohn des berühmten Harry Potter zu sein.
„Alles war gut.“ – War es das?
Der unter Fans umstrittene Epilog endet mit dem Satz: „Alles war gut.“ Vielleicht hat sich Rowling im Nachhinein selbst über ihren romantischen Schlusssatz geärgert. Die Darstellungsart ihrer Fortsetzung ist klug gewählt. Nachdem die letzten Verfilmungen immer mehr vor Effekten strotzten, dürften die technischen Grenzen einer Theaterbühne wieder das eigentlich Wichtige betonen: die Magie – und das aus nächster Nähe.
Trotz aller Bemühungen, den Inhalt geheim zu halten, ist der Plot des Theaterstücks seit den ersten Voraufführungen Anfang Juni mit wenigen Klicks bei Google zu finden. Das zweiteilige Stück schließt demnach direkt dort an, wo das ursprünglich letzte Buch aufhört. Harry ist mittlerweile Vater von drei Kindern und ein überarbeiteter Angestellter im Zaubereiministerium, den die Vergangenheit nicht loslässt. Und während sich Vergangenheit und Gegenwart bedrohlich vermischen, schreibt Rowling auf ihrer Homepage Pottermore, lauern schon unerwartete Gefahren. Im achten Teil dürften also auch vergessene Figuren und Handlungsstränge aus früheren Bänden wieder auftauchen.
Die bisherigen Besucher des Stücks schwärmen auf Twitter, bis Mai 2017 sind alle Vorstellungen ausverkauft. Genaueres wird nicht verraten. Hashtag #KeeptheSecrets, echte Potter-Fans eben. Auch die Presse lobt das Stück, wenn auch etwas verhaltener. „Verworren, aber spannend inszeniert“, schreibt der britische Guardian. Nicht so spektakulär wie erwartet, aber für Fans zum Schwelgen, meint die NZZ. Den Plot verraten aber auch sie nicht und halten sich damit an Rowlings Verschwiegenheitsappell, den sie Anfang Juni in einem Video veröffentlichte. „Bewahrt das Geheimnis, ein letztes Mal.“ Sagt sie.
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