Thaifoodmarkt in Berlin: Garküchen im Park weiter geduldet
Der Umbau der Thaiwiesen zum offiziellen Streetfood-Markt in Berlin-Wilmserdorf dauert noch. Der Essensverkauf geht trotzdem weiter.
Die Neugestaltung der besonders bei Touristen beliebten Thaiwiese im Wilmersdorfer Preußenpark verzögert sich. Eigentlich sollten sie schon bald abgeschlossen sein. Und die Bauarbeiten zur Umwandlung der bisherigen Garküchen in einen offiziellen Thai-Streetfood-Markt haben auch bereits begonnen, sagte Ordnungsstadtrat Arne Herz (CDU) der taz. Eine Meldung des Bezirks aus der vergangenen Woche deutet aber an, dass sich die Bauarbeiten anders als geplant bis weit in das nächste Jahr hineinziehen werden. Noch vor eineinhalb Jahren hatte der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf Pläne für eine Fertigstellung Ende 2020 diskutiert.
Der inzwischen auch in vielen Berlin-Reiseführern aufgeführte Thaimarkt darf trotz der Verzögerungen erst mal weitermachen. „Deshalb werden wir den Weiterbetrieb der nicht genehmigten Garküchen auch 2021 noch einige Zeit dulden“, sagte Herz. „Es macht keinen Sinn, den Thaimarkt erst plattzumachen, bevor er neu entsteht.“ Das wäre erst möglich, wenn ein geplantes Multifunktionsgebäude fertig gebaut ist.
In diesem festen Gebäude am nördlichen Haupteingang des Parks wird das Geschirr gewaschen und an Nicht-Markttagen werden die Stände gelagert. Geplant ist, dass nach den Bauarbeiten im Sommerhalbjahr von März bis Oktober jeweils von Freitag bis Sonntag authentische fernöstliche Speisen und Getränke an 60 mobilen Ständen angeboten werden. Anders als bisher müssen die Standinhaber dann ein Gewerbe anmelden, sich lebensmittelhygienisch schulen und kontrollieren lassen und Steuern zahlen. Notwendig ist es auch, die wegen der Übernutzung zur Sandwüste verkommene Wiese nachhaltig zu begrünen.
Seinen Ursprung hatte der Markt vor zwanzig Jahren als Treff von thailändischen Berlinern, die hier an Wochenendtagen zusammensaßen und dabei selbst zubereitete fernöstliche Speisen verzehrten. Parkbesucher wollten etwas davon kaufen, und so entstand im Laufe der Jahre ein Markt von Speisen und Getränken aus vielen fernöstlichen Ländern.
Auch Massagen und Glücksspiel
ThailänderInnen und andere AsiatInnen boten aber auch fernöstliche Massagen an oder luden zum Glücksspiel ein. Die Thaiwiese entwickelte sich zu einer Touristenattraktion und wurde immer größer. 2019 gab es an warmen Tagen rund 100 Stände. Im Coronajahr 2020 waren es deutlich weniger, verkauft wurde aber trotzdem.
Rechtlich gesehen ist die Thaiwiese in ihrer bisherigen Form völlig illegal. Ein Verkauf von Lebensmitteln und Getränken auf einer Grünfläche ohne festen Stand und ohne Kühlung und Wasser wäre eigentlich nicht zulässig. Die Händler, oft asiatische Hausfrauen und Rentnerinnen, die sich etwas dazuverdienen, haben zudem kein Gewerbe angemeldet. Viele von ihnen tragen zwar beim Mixen der Speisen Handschuhe, aber das Lebensmittelamt schaut hier nicht nach dem Rechten.
In den vergangenen Jahren haben auch asiatische Restaurants hier in informellen „Außenstellen“ im Sommer Speisen verkauft oder es kamen Thailänderinnen mit einem Touristenvisum nach Berlin, um hier ein paar Monate lang Geld zu verdienen.
Die von den Touristen geliebten und vom Bezirk nur geduldeten Straßenküchen verärgerten die Anwohner in Wilmersdorf: Über der Wiese lag dauerhaft eine süß-saure Dunstwolke. Nachts war es laut. Das Markttreiben zog Ratten an, die sich auch rund um die angrenzende Wohnbebauung breitmachten. Und die Anwohner konnten die zur Staubwüste verkommene einzige Grünfläche in der Umgebung nicht mehr nutzen. Der Bezirk suchte nach einem Kompromiss, mit dem die von Lärm und Müll geplagte Anwohner leben können, ohne den Touristenmagneten zu zerstören.
Die Zukunft wird allerdings zeigen, ob die Kunden die fernöstliche Gastronomie dort weiterhin lieben werden, wenn deutsches Hygiene- und Steuerrecht und damit höhere Preise gelten. Denn damit geht möglicherweise gerade das Flair verloren, das jetzt an einen Urlaub in Thailand oder Kambodscha erinnert.
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