Teures Speiseöl in Kuba: 20 Euro für die Flasche
Frittierte Gerichte gehören zu den Klassikern von Kubas Küche. Doch nun sind in dem Inselstaat die Preise für Speiseöl auf Rekordhoch gestiegen.
Vorbei. Das für diese Gerichte verwendete Speiseöl ist zu teuer. „Die Leute haben schlicht kein Geld mehr. Sie können sich das Mittagessen nicht mehr leisten, denn die Lebensmittelpreise sind explodiert“, klagt Navarro. Er musste seine Nachbarschaftsküche dichtmachen und versucht nun auf andere Weise durch die Krise zu kommen, die Kubas Wirtschaft nicht erst seit Beginn der Pandemie im Griff hat.
Speiseöl ist in Kuba seit Jahren ein Indikator für die gravierenden Versorgungsprobleme auf der größten Antilleninsel. Immer wieder war es knapp und punktuell für einen Großteil der Bevölkerung nicht zu bekommen. Doch der derzeitige Mangel stellt alles in den Schatten. „500 Peso werden auf dem Schwarzmarkt für die Plastikflasche Sonnenblumenöl verlangt“, berichtet der Mann aus Santiago de Cuba. Umgerechnet sind das knapp 20 Euro, womit Kuba zumindest in der Region die höchsten Preise für das „flüssige Gold“ vorweist.
Dort stöhnen die Haushalte zwischen Mexiko und Feuerland über den exorbitanten Preisanstieg, der gleich mehrere Ursachen hat. Zum einen, so die UN-Ernährungsorganisation FAO, sei der Preis für Sonnenblumenöl ohnehin in den letzten zwölf Monaten um 46 Prozent angestiegen, weil die weltweite Produktion rückläufig sei. Zum anderen hat der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine für weitere Verknappung gesorgt, da die beiden Staaten zu den weltweit wichtigsten Exporteuren von Sonnenblumenöl zählen.
Besonders stark sind arme Länder betroffen
Das sorgt für explodierende Preise weltweit. Die machen sich aber besonders heftig in armen Ländern bemerkbar, darunter auch einigen Lateinamerikas. In Ecuador etwa werden 6 US-Dollar für den Liter Sonnenblumenöl verlangt, was bereits für heftige Proteste in den sozialen Medien sorgte. Relativ günstig ist Sonnenblumenöl mit 2 US-Dollar noch in Argentinien zu bekommen, wo das Speiseöl allerdings auch produziert wird.
Anders sieht die Lage in Kuba aus: Dort ist die Agrarproduktion seit Jahren in vielen Bereichen rückläufig. Außer Kokosöl wird auf der Insel kaum sonstiges Speiseöl produziert. Diese hohe Importabhängigkeit bei Grundnahrungsmitteln, darunter auch Getreide, trifft die Inselökonomie besonders hart. Die weltweit wohl höchsten Preise für Speiseöl sind dafür das beste Beispiel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Donald Trump wählt seine Mannschaft
Das Kabinett des Grauens
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels