Testspiel in Saudi-Arabien: Kritik an Volkswagen und FC Bayern
Der Automobilkonzern sponsert einen Gastauftritt des FC Bayern in Saudi-Arabien. Anteilseigner Niedersachsen will dazu nichts sagen.
BERLIN taz | „Es ist uns eine Freude und eine Ehre, hier zu sein“, hatte FC Bayern-Trainer Pep Guardiola noch vor Spiel seiner Mannschaft gegen den saudischen Klub al-Hilal am Sonntag (4:1) betont. Vor allem scheint der Auftritt eine Frage des Geldes gewesen zu sein: Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung hatte der Autohersteller Volkswagen dem Verein eine Millionensumme für das Testspiel bezahlt, um so besseren Zugang zum saudi-arabischen Markt zu erhalten. Das Land steht wegen seiner Menschenrechtslage seit Jahren in der internationalen Kritik, zuletzt wegen der Auspeitschung des Bloggers Raif Badawi.
Menschenrechts- und Sportpolitiker kritisieren nun den FC Bayern – und den Wolfsburger Konzern: „Der Sport hat so eine starke Stimme, aber er nutzt sie leider nicht an den Stellen an denen es hilfreich und sinnvoll wäre“, sagte Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag.
Das rot-grün regierte Niedersachsen ist einer der VW-Hauptanteilseigner. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sitzt im VW-Aufsichtsrat. Der niedersächsische Regierungssprecher Michael Jürdens wollte zu der Bayern-Reise keine Stellung nehmen. Für die Konzernstrategie solle man Volkswagen befragen. Weil der am nächsten Wochenende Saudi-Arabien besuchen will, werde es dort wie bei anderen Auslandsreisen halten, sagte Jürdens: „Probleme offen ansprechen, respektvoll, freundlich, aber durchaus direkt.“ Von VW lag bis Redaktionsschluss leider kein Statement vor.
Deutliche Kritik am VW-Sponsoring kam von der Linkspartei: „Das ist eine Geschmacklosigkeit sondergleichen“, betonte Diether Dehm, Bundestagsabgeordneter der Linken. Sollte es langfristige Kooperationsverträge mit Saudi-Arabien geben, hoffe er, dass Weil sich dafür einsetze, diese so schnell wie möglich rückabzuwickeln.
Fairplay fürs freie Netz
Auf taz.de finden Sie unabhängigen Journalismus – für Politik, Kultur, Gesellschaft und eben auch für den Sport. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Inhalte auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich leisten kann, darf gerne einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Boomer-Soli“
Gib die Renten-Kohle her, Boomer!
Verurteilung zweier Tierschützer
Don’t shoot the messenger
Nina Warken zu Cannabis
Kampfansage gegen das Kiffen
Gezerre um Verfassungsrichter*in-Posten
Ein Rückzug wäre das falsche Signal
Religiöse Fußballspielerinnen
God first
Was Frauen beim Sex stört
Wie kommen wir zusammen?