Terrorwelle in Pakistan: Dutzende Tote bei Angriffen
Im südwestlichen Belutschistan sterben bei mutmaßlichen Separatistenangriffen auf eine Autobahn, Eisenbahnlinie und Polizeistation viele Menschen.
![Verkohlte Fahrzeuge nach einem Angriff stehen am Straßenrand Verkohlte Fahrzeuge nach einem Angriff stehen am Straßenrand](https://taz.de/picture/7204002/14/36259810-1.jpeg)
Nach Kontrolle von Lkw-Fahrern, Autoinsassen und Buspassagieren wurden 23 Personen, die nicht aus der Südwestprovinz Belutschistan kamen, erschossen. 35 Fahrzeuge wurden nach Polizeiangaben in Brand gesteckt, bevor die Täter unerkannt flohen.
Stunden zuvor hatte die separatistische Balochistan Liberation Army (BLA) davor gewarnt, auf der Autobahn zu reisen. Die BLA beschuldigte Sicherheitskräfte in Zivil, unterwegs zu sein. Die Regierung verweist darauf, dass die meisten Opfer Arbeiter aus Punjab seien. Die BLA sieht diese aber auch als legitime Ziele an. Sie beschuldigt Arbeiter aus dem Punjab, von der Ausbeutung Belutschistans zu profitieren.
Die BLA, die von Pakistan, den USA, Großbritannien und der EU als Terrororganisation gelistet wird, bekannte sich später selbst zu diesem Angriff und den anderen offenbar koordinierten Taten des Tages. Diese Behauptungen müssen noch überprüft werden.
Wichtige Zugstrecke nach Anschlag blockiert
Bei einem Anschlag im Bezirk Qalat, ebenfalls in Belutschistan, wurden nach Behördenangaben am Montag vier Polizisten und fünf Zivilisten getötet. Bei einem weiteren Anschlag auf eine Eisenbahnbrücke in der Region Bolat (Belutschistan) starb mindestens eine Person, nach anderen Berichten wurden sechs verkohlte Leichen gefunden. Die Bahnverbindung zwischen der Metropole Karatschi und Belutschistans Hauptstadt Quetta ist seitdem unterbrochen.
Berichten zufolge gab es noch einen Angriff auf eine Polizeiwache in Mastung, außerdem wurden in der Hafenstadt Gwadar nahe der Grenze zu Iran Fahrzeuge angezündet.
Innenminister Moshin Naqvi bezeichnete die Angriffe als „wohlüberlegter Plan, Anarchie in Pakistan zu schaffen“. Die Sicherheitsbehörden schätzen die BLA, Belutschistans größte separatistische Rebellengruppe, auf bis zu 3.000 Kämpfer.
Die BLA wurde im Jahr 2000 gegründet und begann 2004 den bewaffneten Kampf mit dem Ziel der Unabhängigkeit Belutschistans. Pakistans Sicherheitskräfte gehen dort ihrerseits brutal gegen Nationalisten, einschließlich Zivilisten, vor. Verschwindenlassen und Tötungen auch friedlicher Aktivisten sind verbreitet. Am Montag erklärte die Regierung, Sicherheitskräfte hätten ihrerseits 12 Rebellen getötet.
Im Blick Chinas
Belutschistan liegt an der Grenze zu Iran und Afghanistan, ist Pakistans größte, aber auch ärmste Provinz und vergleichsweise dünn besiedelt. Doch ist Belutschistan sehr rohstoffreich und liegt nah am Persischen Golf, weshalb es Ziel strategischer chinesischer Investitionen ist. Bereits mehrfach waren Arbeiter und Ingenieure aus China oder chinesische Einrichtungen das Ziel separatistischer Angriffe.
In Belutschistan wurden dem Pakistanischen Institut für Konflikt- und Sicherheitsstudien zufolge im vergangenen Jahr 151 Zivilisten und 114 Vertreter der Sicherheitskräfte bei Milizenangriffen getötet, berichtete die Nachrichtenagentur AFP.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?