Terrormiliz Islamischer Staat: IS wollte Frauen anwerben

Spanien deckt einen Dschihadistenring auf. Der IS verschleppt in Syrien mindestens 90 Christen und in Afghanistan werden mindestens 30 Schiiten entführt.

IS-Flagge im Irak. Bild: reuters

MADRID/BEIRUT/KABUL afp/dpa | Die spanischen Behörden haben nach eigenen Angaben ein Dschihadistennetzwerk aufgedeckt, das im Internet Frauen für die Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) rekrutierte. Nach Angaben des Innenministeriums in Madrid wurden in der an der marokkanischen Mittelmeerküste gelegenen spanischen Exklave Melilla zwei Verdächtige festgenommen, die mehrere Propagandaplattformen aufgebaut hätten. Sie seien insbesondere für den IS tätig gewesen und hätten sich auf die Anwerbung von Frauen konzentriert.

Zwei weitere Verdächtige seien in den Provinzen Girona und Barcelona im Nordosten Spaniens festgenommen worden, hieß es weiter. Die Polizei prüfe, ob es einen Zusammenhang zwischen ihnen und den anderen beiden Festgenommenen gebe. Laut Innenministerium zielten die Propagandamaßnahmen darauf ab, dass sich die angeworbenen Frauen „nach einem Prozess der Indoktrinierung“ dem IS in den Konfliktgebieten in Syrien oder im Irak anschlossen. Die Verdächtigen hätten für die Rekrutierung auch „private Treffen zu Hause“ veranstaltet. Einige der angeworbenen jungen Leute hätten bereits Vorbereitungen für eine Reise in die Konfliktgebiete getroffen. Um wie viele es sich handelte, wurde nicht mitgeteilt.

Den Angaben zufolge nutzten die Verdächtigen unter anderem das Onlinenetzwerk Facebook. Hier hätten sie zahlreiche Anhänger außerhalb Spaniens gehabt, darunter in Lateinamerika sowie in Belgien, Marokko, Pakistan, Saudi-Arabien, den USA, der Türkei und Tunesien.

Einer der in Nordostspanien festgenommenen Verdächtigen hatte sich laut Innenministerium in einer Reportage des US-Fernsehsenders CNN als Sympathisant des IS zu erkennen geben. Er sei der typische Fall eines einzelnen „Konsumenten von Terrorpropaganda“, der sich zu einem „intensiven“ Anwerber von Dschihadisten entwickelt habe. Der andere in der Region Festgenommene habe zum Zweck der Rekrutierung Propagandavideos veröffentlicht. Die Behörden ordneten an, ihre Wohnungen zu durchsuchen.

Spanien hatte in den vergangenen Monaten mehrmals ähnliche Netzwerke ausgehoben, vor allem in den nordafrikanischen Exklaven Melilla und Ceuta. Nach Behördenangaben schlossen sich rund hundert Spanier dschihadistischen Milizen im Irak oder in Syrien an. Dies sind im Vergleich etwa zu Frankreich, Großbritannien und Deutschland wenige.

IS-Miliz verschleppt Christen

Kämpfer der Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) haben im Nordosten Syriens nach Angaben von Aktivisten mindestens 90 assyrische Christen verschleppt. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mitteilte, griffen IS-Kämpfer am Vortag zwei Dörfer in der Provinz Hassaka an. Die Ortschaften Tal Schamiran und Tal Hermus hatten demnach bis dahin unter kurdischer Kontrolle gestanden.

Der IS hatte seit Juni große Teile des Nordirak und auch Gebiete im benachbarten Syrien erobert. Die Dschihadisten verübten seither zahlreiche Gräueltaten gegen die Bevölkerung. Die irakische Armee, kurdische Kämpfer und Stammesmilizen kämpfen gegen den IS. Unterstützt werden sie von einer internationalen US-geführten Koalition aus westlichen und arabischen Staaten, die IS-Stellungen aus der Luft bombardiert.

Bewaffnete haben in der südafghanischen Provinz Sabul auf der wichtigsten Schnellstraße des Landes 30 Angehörige der schiitischen Minderheit verschleppt. Die Täter hätten afghanische Armeeuniformen getragen und zwei Busse mit den Opfern auf dem Weg von Herat nach Kabul gestoppt, sagte der Gouverneur des Distrikts Schah Dschoi, Abdul Chalek Ajubi, am Dienstag.

Sie hätten keine der beiden Landessprachen Dari und Paschtu gesprochen. „Ich glaube, dass die Entführer Angehörige der neuen Gruppe Daisch waren.“ Daisch ist die arabische Abkürzung für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die in Afghanistan bislang kaum in Erscheinung trat. Ajubi sagte, die Taliban hätten Stammesälteste kontaktiert und jede Verantwortung für die Tat zurückgewiesen.

Die Entführer kontrollierten nach Angaben der Polizei die Ausweise der Passagiere und verschleppten dann die 30 männlichen Angehörigen der schiitischen Volksgruppe der Hasara. Ajubi sagte, Frauen und Kinder hätten weiter nach Kabul reisen dürfen. Hazara stellen etwa 20 Prozent der mehrheitlich sunnitischen Bevölkerung Afghanistans. Hazara werden in Afghanistan deutlich seltener zum Ziel von Angriffen durch radikale Sunniten als im benachbarten Pakistan.

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