Terroranschläge von 2008: Mumbai-Attentäter gehängt
Vier Jahre nach den Anschlägen in Mumbai ist der einzige überlebende Attentäter hingerichtet worden. Die indische Regierung spricht von Gerechtigkeit.
MUMBAI afp | Rund vier Jahre nach den Anschlägen von Mumbai ist der zum Tode verurteilte einzige überlebende Attentäter am Mittwoch gehenkt worden. Der Pakistaner Mohammed Ajmal Amir Iman, auch bekannt als Kasab, sei am frühen Morgen hingerichtet worden, teilte die Regierung im westlichen Bundesstaat Maharashtra, dessen Hauptstadt Mumbai ist, mit. Nach Angaben aus Indiens Hauptstadt Neu Delhi war die pakistanische Regierung informiert.
Kasab sei vor zwei Tagen in das Yerwada-Gefängnis von Pune in Maharashtra gebracht worden und am morgen erhängt worden, teilte die örtliche Regierung in Mumbai mit. „Seine Hinrichtung ist eine gerechte Würdigung der Attentatsopfer“, hieß es seitens der Regionalregierung.
Indiens Innenminister Sushilkumar Shinde teilte in Neu Delhi mit, die pakistanische Regierung über die Hinrichtung informiert zu haben. Ob dies vor oder nach der Exekution geschah, wurde nicht bekannt. Wenn Pakistan Kasabs Leichnam wolle, werde Indien diesen an das Land übergeben. Bislang liege aber noch keine entsprechende Anfrage vor.
Bei der dreitägigen Anschlagsserie auf einen Bahnhof, mehrere Luxushotels und andere Ziele in Mumbai, dem früheren Bombay, waren Ende November 2008 mehr als 170 Menschen, darunter die neun anderen Attentäter, getötet worden. Mehr als 300 weitere Menschen wurden verletzt. Indien vermutet die pakistanische Rebellenorganisation Lashkar-e-Taiba hinter den Anschlägen.
Gnadengesuch abgelehnt
Kasab wurde der Anschläge Anfang Mai 2010 für schuldig befunden und zum Tod durch den Strang verurteilt. Sein juristischer Kampf gegen das Urteil blieb erfolglos. Ende August bestätigte Indiens Oberster Gerichtshof die Todesstrafe in letzter Instanz. Erst kürzlich wies Indiens Präsident Pranab Mukherjee ein Gnadengesuch Kasabs endgültig ab.
Während seines Prozesses hatte Kasab die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zunächst zurückgewiesen, dann überraschend gestanden, später das Geständnis aber widerrufen. Unter anderem behauptete er, von der Polizei in eine Falle gelockt worden zu sein. Die Polizei hatte ihn nach einer Schießerei an einer Straßensperre in einem gestohlenen Auto festgenommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?