Terror in Westafrika: Boko Haram ist jetzt auch IS
Die Terrormiliz Boko Haram sichert dem Islamischen Staat die Gefolgschaft zu. Im Nordosten Nigerias starben mehr als 50 Menschen bei neuen Anschlägen.
BERLIN taz | Parallel zum Aufleben des islamistischen Terrors in Mali demonstriert auch in Nigeria die islamistische Gruppe Boko Haram erneut Radikalität, nach mehreren Wochen Offensive gegen sie durch die Armeen Nigerias, Tschads, Kameruns und Nigers.
Fast zeitgleich zum Bekanntwerden des Bekennervideos von Al-Murabitoun für den Anschlag in Mali am späten Samstag abend verbreitete Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau eine Audiobotschaft, in dem er sich zum „Islamischen Staat" bekannte. „Wir schwören Treue, weil das Kalifat die einzige Lösung für die Differenzen in der Ummah darstellt“, erklärte er. „Wir rufen alle Muslime auf, sich uns anzuschließen.“
Boko Haram hatte bereits vergangenes Jahr ein eigenes Kalifat in der Region Gwoza an der nigerianisch-kamerunischen Grenze ausgerufen. Dort verschanzen sich seine Kämpfer jetzt nach nigerianischen Berichten zum letzten Rückzugsgefecht, nachdem sie eine Reihe von Ortschaften an Tschads und Nigerias Armeen verloren haben.
Am Samstag verübten mutmaßliche Boko-Haram-Attentäter allerdings die schwersten Anschläge seit Beginn der laufenden Offensive gegen sie. Mindestens 58 Menschen starben bei einer Reihe von Selbstmordattentaten in der größten nordostnigerianischen Stadt Maiduguri.
Über 140 Menschen wurden außerdem bei den insgesamt fünf Anschlägen innerhalb von drei Stunden auf belebten Plätzen der Zwei-Millionen-Stadt verletzt, gaben die lokalen Behörden bekannt. In Reaktion suspendierten sie den laufenden Wahlkampf in Maiduguri.
Erst vor wenigen Tagen hatte Tschads Präsident Idriss Déby Boko Harams Führer Shekau aufgefordert, sich zu ergeben. Zuvor hatte Nigerias Präsident Goodluck Jonathan verkündet, man sei dabei, den Krieg gegen die Islamisten zu gewinnen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott