Terror in Burkina Faso: Viele Tote bei Anschlag
Bei einem Überfall auf einen Fahrzeugkonvoi sterben 35 Zivilisten. Sie waren aus dem terrorgeplagten Norden in die Hauptstadt unterwegs.
Demnach wurde ein Fahrzeug von einem Sprengsatz getroffen. Es heißt, dass der Konvoi aus mehreren Dutzend Fahrzeugen ursprünglich Hilfsgüter an Bord gehabt hatte. Sie können nur unter Militärschutz in Gegenden gebracht werden, deren Zugang durch die Terroristen abgeschnitten ist. Der Konvoi sei zum Zeitpunkt des Anschlags auf dem Rückweg Richtung Ouagadougou gewesen, mit zahlreichen zivilen Fahrgästen an Bord.
In der Region aktiv ist die aus Mali stammende Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime (JNIM), aber auch die 2016 gegründete Bewegung Ansarul Islam. Deren mittlerweile verstorbener Gründer, Ibrahim Malam Dicko, hatte einst öffentlich in Djibo in einer Moschee gepredigt. Sein Nachfolger ist Jafar Dicko.
Wie stark die Bewegung aktuell ist, ist unklar. Es heißt jedoch, dass Dicko gute Verbindungen nach Zentralmali und zu dortigen Terrorgruppen habe und dass seine Bewegung über Geld verfügen solle. Das soll sie im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im November 2020 in Burkina Faso von der damaligen Regierung unter Präsident Marc Roch Christian Kaboré – er wurde damals zwar wiedergewählt, aber im Januar 2022 vom Militär gestürzt – erhalten haben, um einen Waffenstillstand herbeizuführen.
Rekrutierung neuer Kämpfer
Es ist die Rede davon, dass Ansarul Islam nun stattdessen neuen Kämpfer*innen umgerechnet mehr als 1.000 Euro zahlt. Im bitterarmen Norden von Burkina Faso ist das mehr als ein durchschnittliches Jahreseinkommen.
Nur einen Tag vor dem Anschlag hatte die Militärregierung unter Oberstleutnant Paul-Henri Damiba gesagt, es gebe Fortschritte bei Gesprächen mit bewaffneten Gruppen. Sie seien „bedeutend“, so Damiba am Sonntagabend in einer Fernsehansprache. Mehrere junge Menschen hätten zugestimmt, ihre Waffen abzugeben und an einem Wiedereingliederungsprogramm der Regierung teilzunehmen.
Seit der Machtübernahme durch das Militär haben in Burkina Faso Anschläge weiter zugenommen. Mittlerweile sind mehr als 1,9 Millionen Menschen auf der Flucht.
Aufgrund zahlreicher Angriffe, kritisierten am Montag 28 Hilfsorganisationen, seien von Januar bis August bereits mehr Menschen geflüchtet als im ganzen Jahr 2021. Philippe Allard, Direktor von Handicap International in Burkina Faso, sagte: „Sie verlassen zunehmend Orte, an denen sie zuvor Zuflucht gesucht hatten. Jede Flucht erhöht ihre Verwundbarkeit.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich