Terror in Bosnien und Herzegowina: Waffen in Moscheen
Bosnier in Kroatien sollten Waffen nach Bosnien schmuggeln. Auftraggeber ist Kroatiens Geheimdienst. Das passt zur offiziellen Politik in Zagreb.
Demnach hat der kroatische Geheimdienst versucht, in Kroatien lebende Bosnier anzuwerben, um Waffen nach Bosnien und Herzegowina zu schmuggeln und in Moscheen zu deponieren. Der Skandal wurde in der vergangenen Woche durch den Journalisten Avdo Avdic vom Investigationsportal Zurnal aufgedeckt. Die Geheimdienstleute sollen mit Konsequenzen gedroht haben, wenn die betroffenen Personen sich nicht fügten und für den kroatischen Geheimdienst arbeiteten.
Ein Bosnier sagte gegenüber dem Journalisten aus, er sollte Waffen zu einer Moschee nahe der zentral-bosnischen Stadt Zenica bringen. Der in Zagreb lebende Mann wurde nach seiner Aussage aus Kroatien ausgewiesen. Die Staatsanwaltschaft in Bosnien und Herzegowina hat angekündigt, die Fälle zu überprüfen.
Mehrere Personen wurden im Zusammenhang des Skandals schon befragt. Am Dienstag lieferte der Minister für Sicherheit, Dragan Mektic, einen ausführlichen Bericht an die Staatsführung in Bosnien und Herzegowina. Einzelheiten wurden jedoch nicht veröffentlicht.
Präsidentin im Zwielicht
Für kritische investigative Journalisten gerät die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic immer mehr ins Zwielicht. Sie beschuldigen sie zwar nicht direkt, doch nach den Erfahrungen der letzten Jahre könnte sie zumindest als Inspiratorin der zweifelhaften Aktion des kroatischen Geheimdienstes gelten, hieß es. Ihre anti-bosniakischen Äußerungen der letzten Monate ließen darauf schließen, dass der kroatische Geheimdienst in ihrem Sinne gehandelt habe.
Mehrmals hatte die Präsidentin in den vergangenen Monaten betont, Bosnien und Herzegowina sei eine „Brutstätte des Terrorismus“. Im vergangenen Jahr hatte sie behauptet, 60 000 bewaffnete Salafisten stünden an den Grenzen Kroatiens. Nach Protesten der Zentralregierung in Bosnien und Herzegowina zog sie diese Aussagen zwar zurück und entschuldigte sich. Doch sie betont bei ihren Auslandsbesuchen in Brüssel und in Berlin immer wieder, dass die kroatische Volksgruppe in Bosnien und Herzegowina ständig bedroht sei.
Hinter diesen Anschuldigungen steht eine Kampagne der kroatischen Regierung, eine dritte, ethnisch definierte Entität in Bosnien und Herzegowina durchzusetzen. Nach der im Oktober 2018 erfolgten Wahl des Präsidenten der linksliberalen „Partiotischen Front“ Zeljko Komsic zum Vertreter der Kroaten im Staatspräsidium Bosnien und Herzegowinas werden Kolinda Grabar-Kitarovic und die Nationalistenpartei HDZ nicht müde, den aus Sarajevo stammenden Kroaten Zeljko Komsic als Vertreter der Bosniaken und nicht der Kroaten anzuprangern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten