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Terror gegen JournalistenDienst­leis­te­r der Demokratie

Am Mittwoch wurde Journalist Erk Acarer in Berlin angegriffen. Um freie Berichterstattung zu schützen, braucht es konsequentes politisches Handeln.

Demonstration für die Pressefreiheit nach den Angriff auf Erk Acarer am Donnerstag Foto: Florian Boillot

Ich werde mich dem Faschismus nie ergeben!“ Das ist die Antwort unseres Kollegen Erk Acarer an die Attentäter, die ihn am vergangenen Mittwoch bedroht und verletzt haben.

Es ist eine mutige Antwort: Denn längst ist klar, dass die freie Berichterstattung eben nicht nur in der Türkei, in Belarus oder Mexiko durch Terror bedroht ist, sondern auch hier, mitten in Berlin, vor der Haustür eben des Zufluchtsorts von Acarer und seiner Familie.

Und es ist die Antwort eines echten Journalisten, den man nur deswegen nicht in die Tradition von Ján Kuciak und Daphne Caruana Galizia oder der zwölf ermordeten Kol­le­g:in­nen von „Charlie Hebdo“ und vieler anderer stellen möchte, weil diese für ihr journalistisches Ethos getötet wurden: ermordet von Killern, sei es im Auftrag, sei es sich durch ihre eben faschistischen Ideologien legitimiert fühlend.

Was ist die Antwort, die Demokratien auf diese tödliche Bedrohung geben? „Die türkischen Faschos“, sagte Cem Özdemir dazu im taz-Interview zur Lage in Deutschland, „fühlen sich pudelwohl und sind sich ihrer Sache sehr sicher.“ Das EU-Parlament hat gerade einen Preis zu Ehren von Daphne Caruana Galizia ausgeschrieben. Am vergangenen Montag hat Reporter ohne Grenzen 37 Regierungschefs als „Feindinnen und Feinde der Pressefreiheit“ aufgelistet, darunter den Ministerpräsidenten des EU-Mitgliedstaates Ungarn, Viktor Orbán.

Harter Realismus

Aus diesem Zusammenschnitt wird klar, was wir Jour­na­lis­t:in­nen als demokratische Dienst­leis­te­r:in­nen brauchen: harten Realismus in der Frage der tatsächlichen Bedrohungslage; ein Europa, das Kol­le­g:in­nen nicht erst dann ehrt, wenn sie die Aufdeckung von Machtmissbrauch, Gewalt und Korruption mit dem Leben bezahlt haben; unmissverständliche politische Ansagen an und Sanktionen gegen Diktatoren und mörderische Ideologen.

Jour­na­lis­t:in­nen sind sich der Gefahren ihrer Berufswahl bewusst. Sie fordern keine Privilegien, sondern verstehen auch heftige verbale Angriffe und Delegitimierungsversuche als Beleg, dass sie ihre Arbeit gut machen.

Bei Attacken wie der auf Erk Acarer ist aber eine Grenze überschritten. „Einen treffen, um Hunderte zu erziehen“ lautet die perverse Logik der staatlichen, organisierten und extremistischen Kriminalität. Dieser Logik dürfen wir uns nicht ergeben. Niemals.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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