Temperaturrekord in der Antarktis: Der Südpol schwitzt
Noch nie war die Antarktis so warm wie heute. Die Eisschmelze könnte schwerwiegende Folgen haben: Die Meeresspiegel steigen stärker als erwartet.
Die hohen Temperaturen haben schwerwiegende Folgen. Darauf weist eine neue Untersuchung vom Freitag hin, an der unter anderem das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mitgearbeitet hat: Die Eisschmelze in der Antarktis und der damit zusammenhängende Anstieg des Meeresspiegels könnte danach bereits in diesem Jahrhundert deutlich stärker ausfallen als bisher erwartet. Laut der Untersuchung eines internationalen Wissenschaftlerteams könnte bis zum Jahr 2100 allein dieser Faktor einen Anstieg um 58 Zentimeter bewirken. Darauf wies PIK-Klimawissenschaftler Anders Levermann am Freitag hin.
Allerdings gibt es bei den Prognosen der Experten hinsichtlich der Antarktis eine große Bandbreite. Bei unvermindertem Treibhausgasausstoß liege der wahrscheinliche Effekt für den Anstieg des Meeresspiegels zwischen 6 und 58 Zentimetern, heißt es in der Studie. Gelinge es dagegen, die Emissionen rasch zu verringern, liege die Spanne zwischen 4 und 37 Zentimetern.
Nach Angaben der UNO war das vergangene Jahrzehnt das wärmste auf der Antarktis seit Beginn der Aufzeichnungen. Das Abschmelzen der Gletscher und Eisschilde in der Antarktis infolge der Erderwärmung ist ein wesentlicher Faktor für den Anstieg der Meeresspiegel weltweit. Dennoch betonte Schaefer, dass der Temperaturrekord keine Schlussfolgerungen hinsichtlich künftiger Klima-Entwicklungen zulasse. Es handele sich sich lediglich um einen Datenpunkt.
Informationen für den Küstenschutz
„Der Antarktis-Faktor erweist sich als die größte Unbekannte, aber dadurch auch als das größte Risiko für den Meeresspiegel weltweit“, erklärte Levermann. Er betonte, die neuen Forschungsergebnisse lieferten vor allem wichtige Informationen für den Küstenschutz. Eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt es demnach, dass der Wert von 58 Zentimetern nicht überschritten wird.
„Je mehr Computersimulationsmodelle wir verwenden, die alle leicht unterschiedliche dynamische Repräsentationen des antarktischen Eisschildes sind, desto größer ist die Bandbreite der Ergebnisse, die wir bekommen – aber desto robuster sind auch die Schätzungen, die wir der Gesellschaft liefern können“, erklärte Co-Autorin Sophie Nowicki vom Nasa Goddard Space Flight Center. Zwar gebe es „immer noch große Unsicherheiten“, doch sei es gelungen, das Verständnis des größten Eisschildes der Erde beständig zu verbessern.
Auf längere Sicht, also in den kommenden Jahrhunderten bis Jahrtausenden, hat das Abschmelzen des antarktischen Eisschilds der Studie zufolge das Potenzial, den Meeresspiegel um mehrere zehn Meter anzuheben. „Was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas die Risiken für die Küstenmetropolen von New York bis nach Mumbai, Hamburg oder Schanghai weiter in die Höhe treibt“, warnte Levermann.
Bisherige Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der globalen Erwärmung berücksichtigten vor allem die thermische Ausdehnung des sich erwärmenden Meerwassers sowie schmelzende Gebirgsgletscher als wichtigste Faktoren für den Anstieg des Meeresspiegels. Auch das Abschmelzen des grönländischen Eisschilds spielt eine Rolle.
Klimafaktor Antarktis
Den jetzt in der Zeitschrift Earth System Dynamics der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) veröffentlichten neuen Forschungsergebnissen zufolge dürfte jedoch der Anteil der Antarktis bereits in absehbarer Zeit zum wichtigsten Faktor werden.
Alle Faktoren zusammen ergeben dann das Gesamtrisiko des Meeresspiegelanstiegs. „Die Einbeziehung der anderen Beiträge zum Meeresspiegelanstieg von Grönland, Gebirgsgletschern und der Ausdehnung der Ozeane kann zu einem Meeresspiegelanstieg bis zu 150 Zentimeter führen“, sagte Levermann mit Blick auf den Zeitraum bis Ende des Jahrhunderts.
In den zurückliegenden 100 Jahren hatte es einen Anstieg um insgesamt etwa 19 Zentimeter gegeben.
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