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Telefónica und KundendatenBig Data mit Rabatten

Kunden sollen belohnt werden, wenn sie der Nutzung ihrer Bewegungsprofile zustimmen. Datenschützer sind einverstanden.

Der Wunsch zu wirksamer Anonymisierung treibt immer seltsamere Blüten Foto: dpa

Berlin taz | Es ist eine alte Forderung von Datenschützern: Wer mit den Daten Fremder Geld verdient, soll dafür auch zahlen. Nun verspricht der spanische Telekommunikationskonzern Telefónica (O2, Base) seinen 49 Millionen Kunden in Deutschland Belohnungen in Form von Rabatten, wenn sie der Nutzung ihrer Bewegungsdaten zustimmen. „Wenn wir Daten nutzen dürfen und daraus Werte entstehen, dann kann der Kunde natürlich partizipieren“, kündigte der Chef von Telefónica Deutschland, Thorsten Dirks, in der Wirtschaftswoche an.

Vor vier Jahren hatte der Konzern einen ähnlichen Versuch mit „Big Data“ nach Protesten von Verbraucherschützern und Politik abgeblasen. Welche Daten Telefónica weiterverkaufen darf, sollen die Kunden nun angeblich selbst entscheiden. „Wir wollen den Kunden die Herrschaft über ihre Daten zurückgeben“, sagte Dirks. Details nannte er nicht.

Für Telekomdienstleister ist die Nutzung von Kundendaten nach dem Gesetz schwerer als beispielsweise für Apple oder Google. Allerdings entstehen bei jedem An- und Abmeldevorgang eines Handys in einer Funkzelle Daten. Mit diesen Bewegungsprofilen kann man den Straßenverkehr und das Schadstoffaufkommen analysieren, aber auch, wie viele Menschen einer bestimmten Altersgruppe an einem Werbeplakat vorbeigehen.

Eine Handelskette hat laut dem Bericht bereits mit Tests begonnen. Auch Betreiber von Shoppingcentern könnten interessiert sein, um zu erfahren, wie sich die Kunden im Haus bewegen. In Stuttgart stellt Telefónica bereits Daten für eine Studie zur Nutzung von Bussen zur Verfügung.

Vor vier Jahren hat der Konzern so einen Versuch nach Protesten abgeblasen

Angeblich will der Konzern diesmal die Anonymität der Kunden wahren. Die Bundesdatenschutzbeauftragte begleitet das Projekt, bei dem ein dreistufiger Algorithmus zur Anonymisierung der Daten verwendet wird. „Unter der Voraussetzung, dass die Anonymisierung wirklich wirksam ist, ist das interessant“, sagt Werner Hülsmann von der Deutschen Vereinigung für Datenschutz. „Hört sich nicht völlig verkehrt an“, meint Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale Bundesverband.

Wer will, kann die Nutzung seiner Daten ablehnen. Wie auch Kunden der deutschen Telekom. Sonst werden die Daten wie bei Telefónica von einer Tochterfirma analysiert, bevor sie verkauft werden. Dabei entstehen spezialisierte Infopakete: Unter anderem verkauft die Telekom Daten, in denen die Altersgruppe in 10-Jahres-Schritten, das Geschlecht und die ersten vier Stellen der Postleitzahl erfasst werden. Eine „Belohnung“ für den Handykunden gibt es allerdings nicht.

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4 Kommentare

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  • Wie soll man Bewegungsdaten anonymisieren.

     

    Anhand der Bewegungsdaten kann jemand identifiziert werden.

     

    "Einem Forscherteam ist es gelungen, Einzelpersonen in großen Datensätzen von Bewegungsdaten zu identifizieren, wie diese von Mobilfunk-Anbietern gespeichert werden. "

    2013 https://netzpolitik.org/2013/einzigartig-in-der-masse-aus-mobilfunk-bewegungsdaten-konnen-ganz-einfach-einzelpersonen-identifiziert-werden/

  • Was Herr Dirks nicht erwähnt und der Artikel leider auch verschweigt: solange die Kund.innen nichts tun, gilt die Weitergabe. Auf der im Artikel verlinkten Seite „selbst entscheiden“ gibt es auch keine Details, welche Daten verwendet werden. Man kann die Verwendung also nur weiterhin zulassen oder komplett abstellen (das geht zum Glück sehr einfach). Keine Rede von konkreten Rabatten – die in jedem Fall zu niedrig ausfallen dürften und wahrscheinlich in Reseller-Tarifen überhaupt nicht ankommen werden. Denn die Änderung betrifft alle Kunden, auch die von Resellern (von denen es im Netz von E-Plus und O2 sehr viele gibt). Die Empfehlung ist deshalb klar: alle, die dies lesen und betroffen sind, sollten widersprechen.

  • // Datenschützer sind einverstanden.

     

    Schön für die "Datenschützer", ich bin es nicht.

     

    Leider werden für ein paar Cent viele Knallköppe zustimmen, Ihre Daten herzugeben. Langfristig rächt sich das.

     

    Ich denke da an z.B. an ein anderes Beispiel, nämlich die Sache mit der Datenerfassung von einigen Krankenkassen per SmartWatch für ein paar % Vorteil (angeblich ja schon sehr erfolgreich). Irgendwann dreht sich der Spieß nämlich um und man/frau ist das "Alien" weil man sich querstellt ("Seltsam, was haben Sie denn zu verbergen?").

     

    Davon abgesehen, finanziert ja irgendwer auch solche Belohnungen und das sind nämlich dann genau die, die auf Ihre Daten Wert legen!

     

    Eine solche Datenerfassung wie im Artikel muß generell unterbunden werden, selbst wenn es dem einzelnen egal ist.

  • Daten sind Geld. Wenn mehr Menschen wüssten, wie viel ihre Daten wert sind, würden solche Versuche, Kunden mit ein paar Krümeln abzuspeisen, mit Gelächter quittiert. Daten sind Einnahmen, die nirgends auftauchen, die nicht versteuert werden. Kinder werden durch Daten geschäftsfähig.

     

    Datennutzung entzieht sich nahezu jeder Kontrolle. Einmal in Umlauf, ist es unmöglich zu sagen, ob es Backups gibt, ob sie auf der Strecke abgezweigt wurden, ob und wie sie verdichtet wurden, mit was kombiniert, wer noch alles die Daten hat, wie lange sie aufgehoben werden. Dass sie angeblich anonymisiert werden, kann man vergessen. Auch ohne IP und Klarnamen und Telefonnr und Geräte-ID sind sie nicht anonym. Erst wenn sie vollständig verwürfelt wären, wären sie halbwegs anonym, aber für die Datendealer unbrauchbar.

     

    Daten sind Macht. Wer sie hat, überblickt das Feld, kann gezielt steuern, erkennt Trends, die ansonsten unsichtbar sind. Wer seine Daten abgibt, bringt sich in eine schwächere Position gegenüber dem Empfänger. Immer.