Telefonat Trump und Zemmour: Schatz, ruf mal an!
Der ultrarechte französische Politiker Éric Zemmour holt sich für seinen Wahlkampf Schützenhilfe von Ex-US-Präsident Donald Trump. Hilft das?
A nzunehmen, dass die Französischkenntnisse von Donald Trump über ein merci, ausgesprochen wie mercy, englisch für Gnade, nicht hinausgehen. Die hat der Ex-US-Präsident mit Chancen auf eine leider dann legale Wiederwahl 2024, für seine reaktionären und xenophoben Positionen nicht verdient.
Ebenso wenig Gnade verdient der des Englischen mächtigen Éric Zemmour. Der schickt sich als Ex-Journalist derzeit patriotisch plump und platt an, in die zweite Runde des französischen Präsidentschaftswahlkampfs und als möglichst noch Rechterer als die Rechtsaußen Marine Le Pen zu gelangen. Am 24. April will er die „wahre“ Alternative zu Amtsinhaber Emmanuel Macron sein, denn „La France n' a pas dit son dernier mot“, so sein aktuelles Buch – Frankreich hat sein letztes Wort noch nicht gesprochen.
Bon! Was liegt da nicht näher, als dass sich zwei verschlagene Säcke, es lässt sich nicht vornehmer ausdrücken, Verzeihung, nun, dass sich jene zwei Ego-Shooter vorm Herrn Anfang der Woche zusammentelefoniert haben. Um Tacheles über „Wie komme ich dreist und dumm im Wahlkampf rüber und komme siegreich durch damit?“ zu reden. Zemmour, der sich wie Trump als Volksversteher und Anti-Kleinbürgerschreck inszeniert, hatte Trump für „32 Minuten“ an die Strippe gekriegt.
Es sei, so der Boss seiner Bewegung Reconquête!, zu deutsch „Rückeroberung“, ein „herzliches Gespräch“ gewesen. „Donald Trump möchte, dass die USA die USA bleiben. Éric Zemmour möchte, dass Frankreich Frankreich bleibt“. Bon. So geht leichte Sprache. Wir bleiben unter uns, on est chez nous, so die Zemmoursche Parole, egal, was sonst so los ist.
Trump habe ihm geraten, nie dem Druck der Medien nachzugeben. „Bleib standhaft und mutig!“ Solche Telefontöne, wow, wir hätten das wirklich nicht erwartet, wie standhaft und mutig von Trump! Derzeit liegt der sich à la @POTUS45 als politischer Außenseiter inszenierende Zemmour in Umfragen mit zirka 14 Prozent auf Platz drei für die erste Wahlrunde – hinter dem mit rund 25 Prozent führenden Macron und Le Pen mit 18 Prozent.
Was wohl noch Phase war, in dem 32-minütigen Durchklingeln bei Trump? Guess: Wetter und verblichene oder strauchelnde Feldherren gehen immer, aber vielleicht ging es ja auch um die von beiden wenig geschätzte Justiz des jeweiligen Landes. Zemmour war just im Januar in Paris erneut wegen Volksverhetzung verurteilt worden, und Trump? Der muss wohl bald vor Gericht und unter Eid Fragen zu seinen Geschäftspraktiken beantworten. Heißa! Genug Stoff jedenfalls ab jetzt für eine telefonische Standleitung zwischen zwei Tunichtguten unangenehm alter Schule.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe