Teilzeitausbildungen in Bremen: Schwache Senatspläne
Besonders für Alleinerziehende braucht es mehr Teilzeitausbildungen. Doch auch sonst ist die „Vollzeitnormalität“ überholt.
E rst wenn Teilzeitarbeit „ebenso normal ist wie Vollzeit“, wird es mehr Angebote und „keine Benachteiligung von Alleinerziehenden mehr durch die ‚Vollzeitnormalität‘“ geben. Das schreibt der Senat in seinem Zwischenbericht zum Aktionsplan. Problem erkannt, könnte man meinen. Doch die Pläne, dagegen etwas zu tun, wirken sehr schwach.
Zum Beispiel im öffentlichen Dienst: Von aktuell 279 Azubis sind nur 23 in Teilzeit angestellt. Dabei sei der Senator für Finanzen als zuständige Behörde bereit, „Teilzeitausbildungen zu akzeptieren“. Bei Bedarf jedenfalls. Ausgeschrieben werden Teilzeitstellen aber nicht und es gibt keine Maßnahmen oder Programme. Alleinerziehende könnten sich direkt auf einen „regulären Ausbildungsplatz“bewerben – solche Formulierungen fördern gerade die zuvor vom Senat selbst kritisierte Vollzeitnormalität. Eine echte Einladung sieht anders aus.
Und auch der Einfluss auf die Privatwirtschaft, wo Teilzeitausbildungen ebenfalls „nach wie vor die Ausnahme“ sind, ist unangemessen zaghaft: Die Jugendberufsagentur prüfe bis Ende des Jahres, wie Berater*innen in Unternehmen über eine Umsetzung von Teilzeitausbildungen informieren können.
Was gibt es da zu prüfen? Stattdessen könnte die Regierung alles ihr mögliche tun, um Firmen klarzumachen: Vollzeit als Status quo, das war einmal. Umstrukturierungen von Berufsschulklassen oder von Quoten für Teilzeitausbildungen könnten dieses Statement begleiten.
Es ist aber auch überfällig, dass als Grund für eine Teilzeitausbildung nicht nur ein Kind gilt, welches allein betreut werden muss. Ein Ehrenamt, die Pflege Angehöriger oder eine andere Work-Life-Balance: Das muss reichen. Die Debatte zeigt, wie wenig der Arbeitsmarkt an Bedürfnissen und Fähigkeiten des Individuums orientiert ist.
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