Techno-Demo in Berlin: Der Planet wird wieder getanzt
Dr. Motte lädt zum dritten Mal zur „Rave The Planet“-Parade. Nationalflaggen sind ausdrücklich unerwünscht.
Man verstehe sich explizit nicht als Party, sondern als „bunte Demonstration“ mit Botschaft, betonten die Veranstalter auch in diesem Jahr bei ihrer Pressekonferenz am Mittwoch. Man möchte „Gemeinschaft, Solidarität und Hoffnung“ verbreiten. Ihre politische Forderungen sind weiterhin die Abschaffung aller gesetzlichen Tanzverbote an stillen Feiertagen sowie die Gleichstellung der elektronischen Musikkultur mit anderen etablierten Kunst- und Kulturformen.
Zumindest mit letzterem war man erfolgreich: Im März diesen Jahres hat die Unesco Technokultur zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Auf ihrer Website heißt es trocken: „Technokultur ist eine Subkultur rund um den Musikstil Techno, eine Form der elektronischen Tanzmusik, die seit Mitte bis Ende der 1980er Jahre weite Teile der Stadt Berlin geprägt hat. Kern der Technokultur sind die Musik und die dazugehörigen Tanzveranstaltungen.“
Wer zum Berliner Techno gehört wie Techno zu Berlin, ist DJ, Musiker und Szene-Koryphäe Dr. Motte. Der 64-jährige war 1989 einer der Gründerväter der Loveparade. Er entdeckte seine Liebe zur Musik in den 70er Jahren in Jazzclubs, fing in den 80er Jahren mit dem Raven an und hat seither nicht mehr damit aufgehört. „Wir wollen ein Gegenstück sein zu dem immer mehr auftretenden Hass, weil wir glauben, dass Liebe stärker ist“, sagte er am Mittwoch. Rave The Planet sei eine „große Umarmung“, man wolle in Anbetracht der vielen Krisen, Kriege und Konflikte einen Gegenpol darstellen.
Sanitätskonzept steht
Die Idee zu Rave the Planet sei auch eine Rückbesinnung auf den Vibe der 90er Jahre, die geprägt waren von der Wiedervereinigung, die Aufbruchstimmung nach der Wende und der Diversifizierung der Stadt, die damals dank billigen Mieten und reichlich Freiräumen etliche Künstler*innen anzog. „Wir haben die Nacht erobert, und den Tag erobern wir auch“, so Motte.
Nationalflaggen seien bei der Parade unerwünscht, sagte der Geschäftsführer von „Rave The Planet“, Timm Zeiss – weil man letztlich die „menschengemachten Grenzen“ hinter sich lassen wolle. Weiter betonte er, dass die Behörden grünes Licht für das Sicherheits- und Sanitätskonzept gegeben hätten. Wie im vergangenen Jahr arbeite man mit einem privaten Sanitätsdienst zusammen. An der Strecke stünden kostenlose Trinkwasserbrunnen bereit.
Im vergangenen Juli hatte das Event wegen des Sanitätskonzeptes bis zuletzt auf der Kippe gestanden. Kurz vor dem Start hatten Feuerwehr und Polizei dann aber ihr Okay gegeben – und sich später zufrieden mit dem Verlauf gezeigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe