Taylor Luc Jacobs: Wer für die Schwurbler singt
Das Pop-Sternchen aus Kiel wurde durch „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt. Jetzt ist er zum Star der Querdenkerszene geworden.
E r sang schon vor Dieter Bohlen und singt jetzt vor Querdenkenden und Coronaleugner:innen. Über die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) wurde Taylor Luc Jacobs mit 23 Jahren einem Millionenpublikum bekannt. In der Show sang er 2019 auch „Freiheit“. Den Song von Marius Müller-Westernhagen hatte das DSDS-Team für den Sänger und Songwriter aus Kiel ausgewählt. Heute spielen Kritiker:innen der staatlichen Pandemiemaßnahmen die Freiheitshymne gern bei ihren Demonstrationen vom Band.
Den Titel „Freiheit“ hat Jacobs mittlerweile auch für ein eigenes Lied gewählt. Mit großem Applaus empfingen Querdenker:innen den Sänger am 13. Januar in seiner Heimatstadt Kiel. Auf der Ladefläche eines Pick-up-Trucks stehend trägt er den Song vor und führt den Protestzug an. Mehrere Videos dokumentieren seinen Auftritt. In der Bewegung ist er ein Star.
Sein Song „Freiheit“ erfährt erst in diesem Kontext die politische Intention. Taylor singt darin: „Jeden Morgen steh’n wir auf/ Und fragen uns, wo geht es hin/ Nehmen viel zu viel in Kauf/ Vergessen, wer wir wirklich sind/ Doch wie ein Falke hoch im Wind/ Seh’n wir von oben, wer wir sind/ Spür’n wir die Kraft der Freiheit.“ Später im Lied singt er: „Wir wollen frei sein.“
Mit tragender Stimme intoniert er im Refrain von „Widerstand“ etwas deutlicher: „Nein, ich lass mir nicht den Mund verbieten. Nein, ich halt mich nicht zurück, wenn mich einer fragt. Ich werd’ nicht länger leise sein, nicht mehr schweigsam sein, muss die Wahrheit teilen. Nein, ich lass mir keine Vorwürfe machen. Nein, ich lass mir nicht mehr sagen, was ich sagen darf. Ich werd’ mich nicht mehr länger stumm verstellen, mich in Schweigen quälen, muss die Wahrheit erzählen. Ich lass mir nicht den Mund verbieten, weil ich noch selbst entscheiden kann.“
Auf der offiziellen Webseite von Jacobs mit dem programmatischen Namen „Widerstand“ wird das neue Album mit dem gleichen Namen eindeutig beworben: „,Widerstand' ist das Ergebnis vom Ende der Geduld, denn das Bedürfnis nach Sicherheit erscheint aktuell größer als das Bedürfnis nach Wahrheit (…) das lange Schweigen hat nun sein musikalisches Ende gefunden.“
In einem Statement sagt er: „Ich trete nicht mit Abstand auf und ich möchte in Gesichter schauen und nicht auf Masken.“ Auf seinen Social-Media-Kanälen betont Jacobs unter anderem, die Impfpflicht sei in Österreich ein „unmenschlicher Akt“. Auch Querdenker:innen kommen in seinen Videos zu Wort – und er zeigt ein Foto von Sucharit Bhakdi, der in der Pandemie durch Holocaustleugnung und Falschinformationen aufgefallen ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei