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Tauschladen in KreuzbergKonsumkritik statt Kabeljau

Ein Verein engagiert sich mit einem Tauschladen in der Kreuzberger Markthalle für die Abkehr von der Wegwerfgesellschaft. Kleider gibt's hier umsonst.

Kleider, Kleider, Kleider - von der Stange und für lau. Bild: helge thomas (flickr)

"Kauf Dich glücklich" steht auf dem Preisschild. Es baumelt am Kleiderbügel eines schwarzen Mantels. Dicht an dicht hängen die Jacken im Eingang des ehemaligen Fischladens in der Kreuzberger Markthalle. Kaufen muss man hier nichts: Die angebotenen Kleider sind gratis.

Das Sortiment des "Kleider-tauschen-Leute-Ladens" reicht von Bettwäsche über Kinderbekleidung bis zu Handtaschen. An der Ladentheke steht Nora Köpke und sortiert Handtücher. "Wir bekommen fast mehr Sachen, als wir gebrauchen können", sagt die 24-Jährige. Das zeige, wie viele ungenutzte Sachen in den Kleiderschränken vieler Menschen lägen.

Die Studentin arbeitet einmal wöchentlich ehrenamtlich im Tauschladen. Das Konzept der Weiterverwendung gefällt ihr. "Die Produktionsbedingungen in Billiglohnländern muss man nicht unterstützen", sagt sie.

Bei einem Umzug sei ihm aufgefallen, dass er jede Menge unnötige und ungenutzte Sache besitze, erzählt Gregor Kohle. Der Ingenieur ist Mitglied des Vereins "Percy & Komplizen", mit dem der 35-Jährige das Konzept des Tauschladens entwickelte. Man wolle Kritik an der Wegwerfgesellschaft leisten und gleichzeitig das Bedürfnis nach neuer Kleidung befriedigen, so Kohle.

Zusätzlich zum Kleiderangebot bietet eine Recyclingkünstlerin donnerstags und freitags einen "Näh- und Kleider-Upcycling"-Workshop an. Aus alter Kleidung, die nicht mehr gefällt, entstehen hier selbst geschneiderte Unikate. Filmabende sollen in Kürze folgen.

Nicht nur der Kleidertausch funktioniert ohne Geld. Auch für den Laden selbst ist der finanzielle Aufwand gering: Lediglich 100 Euro für Druckkosten hat der Verein investiert. Mietkosten entfallen, weil sich die Anwohnerinitiative "FreundInnen der Eisenbahn.MarktundKultur.Halle", die bis zum Umbau der Markthalle für die Räumlichkeiten verantwortlich ist, für das Vereinskonzept zur Zwischennutzung entschieden hatte. Studenten eines internationalen Architekturworkshops, des "Raumlabors", halfen bei der räumlichen Gestaltung. Zehn Helfer betreuen den Laden von Mittwoch bis Samstag ehrenamtlich.

Bereits im November hatte der Verein für einen Monat einen Kleidertauschladen in Friedrichshain betrieben. In der Markthalle wird er bis Mitte Mai sein. Danach wird es von Percy & Komplizen keine neuen Tauschläden geben: "Die Idee ist so einfach, das kann jeder selbst machen", sagt Kohle. Die Klamotten, für die sich kein Kunde begeistern kann, werden an Bedürftige gespendet oder von Jungdesignern umgeschneidert.

Sevin Dilber wünscht sich, dass der Kleidertauschladen bleibt. Die Kreuzbergerin kommt einmal wöchentlich in die Markthalle. "Gerade für Leute, die wenig Geld haben, ist der Laden toll", sagt sie. Dort finde sie immer etwas, was ihr gefalle. Ein paar goldene Riemchensandalen für ihre 13-jährige Tochter sind es diesmal. Beim ersten Besuch sei sie schon "sehr überrascht gewesen, dass die Sachen nichts kosten", sagt sie. Sie selbst habe auch schon ihre ungeliebten Sachen vorbeigebracht.

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