"Tatort" mit Lena Odenthal: South Central in Ludwigshafen
Der Tatort "Tödliche Ermittlungen" (Sonntag 20.15 Uhr, ARD) wird als klassischer Copkrimi in Szene gesetzt. Der Wechsel zwischen Polizeimilieu und Problemkiez gelingt nicht immer.
Es ist die alte Geschichte vom Ghettospross, das bei den Cops Karriere macht und dann mit der alten Hood Probleme bekommt. Zigfach hat man sie in Hollywood-Genrestücken aufgegriffen, hier wird sie als etwas gedrosselte Ludwigshafener Variante erzählt.
Bettina Schnell, eine junge Frau aus den elenderen Randbezirken Ludwigshafens, hat sich als besonders ehrgeizige Schülerin an der Polizeiakademie hervorgetan. Sie hat sogar auf eigene Faust ermittelt – und zwar ausgerechnet gegen den Muckibudenbetreiber aus der alten Nachbarschaft (Ralph Herforth), der offensichtlich im großen Stil Dopingpräparate verdealt. Nun ist die neugierige Polizeianwärterin tot.
Über Strecken wird in "Tödliche Ermittlungen" (Buch: Andreas Schlüter, Regie: Michael Schneider) der Mordfall als klassischer Copkrimi in Szene gesetzt, in dem geschmeidig zwischen Polizeimilieu und Problemkiez gewechselt wird. Hier wie dort stoßen die Ermittler allerdings nur auf Schweigen.
Dabei war Kommissarin Odenthal (Ulrike Folkerts) Absolventin der Polizeischule, bei der sie jetzt die Verdächtigen abklappert. Kopper (Andreas Hoppe) verfolgt derweil in der Sozialbausiedlung, aus der das Mordopfer stammt, erfolglos Jugendliche, die ihm die Reifen seines Autos platt gestochen haben. Schnell geht ihm bei der Jagd über die Garagendächer die Puste aus.
South Central in Ludwigshafen: Werden am Anfang patent die Regeln des Polizeithrillers auf den SWR-"Tatort" umgemünzt, so verheddern sich die Filmemacher gegen Ende in der etwas zu vielfaserigen Handlung. Ins emotionale Zentrum rückt schließlich der Polizeischulleiter (Christian Redl), der die ehrgeizige tote Kripo-Anwärterin protegierte und der einst auch Kommissarin Odenthal ermutigt hatte, die in den achtziger Jahren bei ihren linken Freunden nicht besonders geachtete Karriere im Polizeidienst zu verfolgen.
So wendet sich der "Tatort" bald in ein Psychoduell zwischen Odenthal und ihrem Ausbilder und Ratgeber: Hat der Alte sich etwa an dem Wertesystem vergangen, das er einst als moralische und kriminalistische Instanz vor der Jungen vertrat? Der Copkrimikenner, das schmälert die Spannung ein bisschen, weiß leider: Schuldig ist in diesem Genre immer der Mentor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich