„Tatort“ aus Wien: Verstrickungen in sengender Hitze
Etwas lethargisch, fast melancholisch kommt der neue „Tatort“ aus Wien daher. Kleine Ungereimtheiten sind da gern verziehen.
Ja, haben sie sie noch alle in Wien? In der ersten Szene kündigt Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) seinen Dienst, warum, wird später klar (keine Angst, mehr gespoilert wird hier nicht). Und in der zweiten Einstellung joggt Bibi Fellner (Adele Neuhauser) durch den Wald, dabei ist es irre heiß. Wahrscheinlich drehen die beiden Kommissare deshalb durch. „Verarschen die uns?“, um mal Fellners Vokabular zu benutzen. Die hat mit dem Rauchen aufgehört. Wahrscheinlich geht sie deshalb laufen.
Dieser „Tatort“ ist, um es vorweg zu nehmen, ein gemächlicher. Das mag an der Hitze liegen, der Film entstand tatsächlich im Juni und Juli letzten Jahres. Alle schwitzen andauernd, trinken ständig Wasser, haben wegen der Hitze keinen Appetit. Aber warum trägt dann der Moritz immer sein Sakko und warum geht die Bibi joggen? Solche kleinen Ungereimtheiten mag ich nicht, verzeihe sie dem Wiener „Tatort“ mit dem vielsagenden Titel „Verschwörung“ jedoch gnädig und gern.
Der Fall scheint gar kein Fall zu sein, auf den ersten Blick jedenfalls: Fellner begegnet beim Joggen ganz zufällig einem hohen Beamten des Innenministeriums, der wenig später tot ist. Alles deutet (und das Ministerium drängt) darauf hin, dass der arme Mann bei der sengenden Hitze einem Herzinfarkt erlegen ist. Aber na ja, immerhin hat er Spuren eines Dopingmittels im Blut, doch war die Dosis wohl zu gering für eine Vergiftung, so der Pathologe. Alsdann kommen eine trauernde Witwe, ein befreundeter Nachbar und der fürsorgliche Sportarzt des Toten, der für den Marathon trainierte, ins Spiel.
Beide kommen gut raus
Alle drei benehmen sich krimigerecht merkwürdig. Verdächtige gibt es also genug, und später kommen noch Menschen hinzu, denen man alles zutraut. Denn „Verschwörung“, diese etwas lethargisch, ja fast melancholisch erzählte Geschichte dreht sich um Machtmissbrauch, um Verstrickungen von Politik und Exekutive.
Wien-„Tatort“: „Verschwörung“, So., 20.15 Uhr, ARD
Folgerichtig bekommen es die beiden Ermittler:innen mit einen mächtigen und zunächst unsichtbaren Gegner zu tun. Garniert mit der Arroganz der Macht. Es geht um Wohlhabende, die mit dem Arsch immer an die Wand kommen. Und es geht um jene anderen, denen das Leben das genaue Gegenteil beschert und die, in die Ecke getrieben, zurückschlagen.
Am Ende ist Eisner vom Fall abgezogen, macht aber weiter und borgt sich einen kleinen weißen Pudel, eine komische Szene. Und für Fellner wird es richtig brenzlig. Aber beide kommen gut aus der Sache raus, versprochen.
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