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„Tatort“ aus DortmundKrimi zum Jetzt-sofort-Weitergucken

Mehrere Häftlinge sterben, als sich der Tollwut-Virus in ein Gefängnis schmuggelt. Sucht da jemand die Aufmerksamkeit der Ermittler?

Stress im Knast: Im „Tatort“ sorgen Tollwut-Fälle für Streit Foto: WDR/Thomas Kost

Im Dortmund-„Tatort“ ist immer Kommissar Faber der Star und nie der Fall, der erzählt wird. Oder besser gesagt: Fabers Leben, an dem er die meiste Zeit sichtbar leidet, seit Frau und Tochter bei einem Autounfall starben, ist der eigentliche „Fall“, der in den Dortmunder Episoden seit 2012 erzählt wird. Der Plot der Hintergrundgeschichte hat sich inzwischen ziemlich stark entwickelt, was auch an Jörg Hartmanns ziemlich großartiger Darstellung liegt. Und beim Cliffhanger jeder Folge wünscht man sich fast, der Dortmund-„Tatort“ liefe beim Streamingdienst des Vertrauens zum Jetzt-sofort-Weitergucken.

In der neuen Episode rückt der Hintergrund vollends in den Vordergrund. Noch einmal zur Erinnerung: Faber glaubt nicht an den Unfall, bei dem seine Familie starb. Er vermutet, dass der Serienmörder Markus Graf (Florian Bartholomäi) den Crash provoziert hat. Doch auch wenn Faber Graf inzwischen für seine Mordserie an Mädchen und jungen Frauen ins Gefängnis bringen konnte, anschließende ­Sicherungsverwahrung inklusive: Graf lässt den Kommissar nicht los.

Vor allem deshalb natürlich, weil Graf die Schuld an dem Unfall nie gestand, dem Kommissar aber immer wieder Bröckchen vor die Füße beziehungsweise per Post auf den Schreibtisch schicken lässt, die zwar nichts beweisen, aber Fabers Intuition bestärken müssen, dass Graf schuld am Tod seiner Familie ist: Dieses Mal ist es eine Zeichnung, die das Autowrack und die Leichen zeigen. „Ich wollte Ihre Aufmerksamkeit“, sagt Graf, als Faber ihn kurz darauf im Knast besucht. „Die haben Sie jetzt“, sagt Faber.

Umso mehr, als im Gefängnis eine Tollwut-Epidemie einen Häftling nach dem anderen und auch den Gefängnisarzt Zander (Thomas Arnold) grausamst zuckend und mit Schaum vorm Mund (Faber: „Wie in so einem schlechten Horrorfilm!“) dahinrafft. Wie der Erreger ins Gefängnis kam, ist schnell geklärt: Ein Messer wurde aufwendig mit dem Virus präpariert, eine provozierte Messerstecherei unter den Häftlingen brachte es in Umlauf. „Aber warum dieser Aufwand, um Menschen zu töten?“, rätseln Fabers Kolleginnen Böhnisch (Anna Schudt) und Nora Dalay (Aylin Tezel).

Der Tatort

Dortmund-„Tatort“: „Tollwut“, So., 20.15 Uhr, ARD

Faber indes glaubt es zu wissen: Das ganze Chaos gilt ihm. Graf spielt mal wieder mit ihm. „Er ist besessen von Ihnen, und Sie sind besessen von ihm“, sagt Grafs Anwältin zu Faber, als der sie bittet, mit ihrem Mandanten zu reden, damit er dem Kommissar erzählt, was er über das Viruskomplott weiß. Da hat die Anwältin wohl recht. Und so kann das auch ruhig noch weitergehen in Dortmund.

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1 Kommentar

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  • Also die WDR-Tatorte aus Dortmund sind das beste, was derzeit die ARD-Sontagskrimis zu bieten haben. Trotzdem beschleicht mich die Angst, dass man mit dem Duell zwischen Faber und Graf davon abkommt, das Leben im Pott nicht nur als Kulisse zu nutzen. Der Plot war schon sehr nah an britischen oder skandinavischen Vorbildern, in denen es oft nur noch um Duellsitatuinen mit Psychopaten geht. Bleibt zu hoffen, dass sich der Autor nicht auf diesen Mainstream-Zug locken lässt.