piwik no script img

Tarifstreit zwischen Bahn und GdLLokführer-Verhandlungen geplatzt

Bei der Deutschen Bahn drohen weitere Streiks. Die wochenlangen Gespräche zwischen Konzern und der Gewerkschaft der Lokomotivführer sind gescheitert.

Demnächst wieder Stillstand bei der Bahn? Zwei ICEs im Hauptbahnhof Berlin Foto: Christoph Soeder/dpa

Berlin rtr | Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn drohen Berufspendlern und Urlaubern weitere Streiks. Die wochenlangen, vertraulichen Tarifgespräche mit der Lokführergewerkschaft GDL und der Bahn seien gescheitert, bestätigte der Staatskonzern am Donnerstag. Die GDL habe dogmatisch auf einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich für Mitarbeiter im Schichtdienst beharrt.

„Wir waren bereit, Schritte bei der Arbeitszeitverkürzung zu gehen, die weit über unser letztes Angebot hinausgehen“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Es ist unfassbar, dass die Lokführergewerkschaft trotzdem vom Tisch aufsteht und damit für die Kunden weitere Streiks drohen.“ Die GDL habe sich in vier Wochen Verhandlungen keinen Millimeter bewegt. Die Bahn sei an die Grenze des personell und finanziell machbaren gegangen.

Die GDL warf der Bahn vor, die bis zum 3. März vereinbarte Vertraulichkeit gebrochen zu haben. Die GDL aber werde sich jetzt nicht äußern und die Vereinbarung einhalten. Für Montag den 4. März lud sie aber zu einer Pressekonferenz ein.

Die Verhandlungen sollten eigentlich bis zum Wochenende abgeschlossen sein. Nach mehreren Streiks hatte sich die GDL bis dahin eine Friedenspflicht auferlegt. Laut Bahn vermittelten auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther sowie Ex-Innenminister Thomas de Maiziere (beide CDU) ohne Erfolg.

Ende Januar hatte die GDL einen Streik gestartet, der der längste in der 30-jährigen Geschichte der DB gewesen wäre. Allerdings wurde er vorzeitig abgebrochen. Der Druck auf die Gewerkschaft, auch angesichts der Wirtschaftskrise wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren, war von verschiedenen Seiten gewachsen. Diesen hatte die GDL Ende November verlassen, da ihr die Angebote der DB nicht ausreichten. Dabei ging es vor allem um die Reduzierung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich.

Die GDL hat mit einer Reihe von kleineren Bahnen bereits einen Tarifabschluss erzielt, der jedoch unter Vorbehalt einer Einigung mit der DB steht. Zudem pocht die GDL darauf, auch für Mitarbeiter im Netz – etwa in Stellwerken – zu verhandeln. Die Bahn hatte dies abgelehnt, da die GDL nach ihrer Auffassung in keinem Bahn-Teilbetrieb eine Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder hat. Die konkurrierende und größere EVG ist hier stärker.

Die Bahn hatte vor der jetzt gescheiterten Verhandlungsrunde angeboten, die Löhne ab August um 4,8 Prozent und ab April 2025 um 5,0 Prozent anzuheben. Außerdem könnten insgesamt 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie fließen. Auch eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit sei möglich. Ein neuer Tarifvertrag sollte damals aus ihrer Sicht für 32 Monate gelten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Die Bahn ist halt einer der Bereiche, in denen man nicht (wie in vielen anderen Fällen) sagen kann "ich arbeite weniger Stunden, schaffe darin aber genauso viel", weil die Bahnen halt besetzt sein müssen, egal wie fleißig die Leute in weniger Stunden wären.

    Da hülfe nur massive Automatisierung... wenn die Bahn klug wäre, würde sie das massiv anschieben.

    Wird auf Dauer eh nicht anders gehen, denn wir werden die Leute anderswo dringend brauchen. Im Führerstand zu sitzen und 95% der Arbeitszeit nur in der Nase zu bohren ist nicht sonderlich produktiv. Das können Computer sehr viel besser und billiger.

    Ich habe da aber nicht sehr viel Hoffnung. Hier ist sich jeder selbst der Nächste, mag die Welt auch untergehen. Und wem mag man es vorwerfen? An ihn oder sie denkt ja schonmal gar keiner sonst.

    • @Mustardman:

      Selbst wenn automatisiert wird - das heißt doch noch lange nicht, dass das Personal etwas anderes tun kann, wenn eine kampfkräftige und kompromisslose



      Gewerkschaft es nicht will. In England sind bekanntermaßen jahrzehntelang noch Heizer auf Diesel- und E-Loks mitgefahren.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Laut Bahn vermittelten auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther sowie Ex-Innenminister Thomas de Maiziere (beide CDU) ohne Erfolg.""



    ==



    Beide sind als sachliche und intelligente Vermittler mit einer hohen Frustrationstoleranz bekannt. -

    Das Ergebnis bedeutet nach Weselsky Art: Streik. - Ostern? Pfingsten? Sonstige Brückentage? In den Sommerferien?







    Nichts für ungut - Weselsky - Zitat aus Biermanns Ermutigung für Dein



    Poesie - Album :

    ""Du, laß dich nicht verhärten



    in dieser harten Zeit



    Wer „all zu hart“ oder „all zu spitz“ ist,



    der droht zu zerbrechen.""