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Tarifstreit der Kita-BeschäftigtenVerdi-Basis lehnt Schlichterspruch ab

Vier Wochen haben Kita-Beschäftigte bundesweit für mehr Geld gestreikt. Der Schlichterspruch stößt auf massive Ablehnung. Bald könnte es neue Streiks geben.

Gibt es bald wieder Streiks? (Archivbild vom Kitastreik) Foto: dpa

Fulda dpa | Im Kita-Tarifstreit der Kommunen haben die betroffenen Mitglieder der Gewerkschaften Verdi und GEW mit großer Mehrheit den Schlichterspruch abgelehnt. Bei beiden Gewerkschaften fiel die Entscheidung gegen das Ergebnis der Schlichtung mit jeweils fast 70 Prozent deutlich aus. Beim Deutschen Beamtenbund votierten nach dessen Angaben mehr als 60 Prozent gegen den Schlichterspruch. Dieser sieht zwischen 2 und 4,5 Prozent mehr Geld für Erzieher und Sozialarbeiter vor.

Etwa 300 Streikdelegierte aus ganz Deutschland berieten am Samstag in Fulda das weitere Vorgehen von Verdi. Eine Entscheidung über neue Streiks könnte beim Treffen der Bundestarifkommission am Dienstag fallen. Bei der GEW wurde nach Angaben der Gewerkschaft die nötige Mehrheit für eine Fortsetzung des unbefristeten Streiks verfehlt.

Am 13. August sollen im hessischen Offenbach die Tarifgespräche mit den kommunalen Arbeitgebern für die 240.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst wieder aufgenommen werden. Solange es keinen Tarifabschluss gibt, sind weitere Streiks nicht ausgeschlossen.

Der Ende Juni von dem früheren sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) und dem einstigen Hannoveraner Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) vorgeschlagene Schlichterspruch liegt relativ weit weg den Vorstellungen der Gewerkschaften entfernt. Sie haben eine deutliche Aufwertung der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst durch bessere Eingruppierungen gefordert.

Deren Enttäuschung und das Votum der Mitgliederbefragung bringt die Gewerkschaften in eine schwierige Situation. Die Arbeitnehmerseite hatte dem Schlichterspruch zugestimmt – wohl auch in der Einschätzung, dass mehr diesmal nicht herauszuholen ist. Auch dürfte das Verständnis in der Öffentlichkeit für die Belange der Erzieherinnen bei neuen Streiks abnehmen. Der kommunale Arbeitgeberverband VKA ist dagegen bereit, die Einigungsempfehlung der Schlichter als Tarifabschluss zu unterschreiben.

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6 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    @GRISCH

     

    Ein Himmelreich für etwas mehr Differenzierungsfähigkeit! Ihr Motto "Wir waren alle mal Kinder, also sind wir auch für Erziehung geeignet" ist nicht lustig. Dafür ist die Last der mit Erziehung verbundenen Verantwortung zu groß.

     

    Mit dem Begriff 'Kinderhüten' (klingt irgendwie nach Schafen und Weiden) haben Sie sich Ihre Antwort bereits selbst gegeben.

     

    In der Streikdebatte des Frühjahrs wurde das Anforderungsprofil von Kita-Erzieher_innen ausführlich beschrieben ... und ist auch jetzt noch nachzulesen. Auch in diesem Forum.

     

    Im Übrigen arbeiten häufig Soz.päds auf Erzieherstellen. Letztere benötigen einen Fachschul-, erstere einen Fachhochschulabschluss.

     

    Wie Sie sehen: ganz so einfach stellt sich das Ganze nicht dar!

  • Wie wird das eigentlich begründet mit der "Höhergruppierung".

     

    Fürs Kinderhüten an sich brauch man ja eigentlich keine Ausbildung, die Fähigkeit ist bei Vätern und Müttern angeboren.

     

    Mag schon sein, dass es im Team der Erzieher einen Spezialist für Erziehungsfragen, Problemfälle, Förderprogramme bei Entwicklungsdefiziten geben sollte, der/die dann die anderen Erzieher diesbezüglich anleiten kann.

    Aber eine generelle Höhergruppierung?

     

    Soweit ich weiß wird für die Ausbildung zum Erzieher ja ein mittlerer Bildungsabschluss vorausgesetzt. Das mag für die Sepzialisten ja sinnvoll sein - aber ist das wirklich für alle Mitarbeiter/innen in einem KIGA notwendig?

  • Dieser notwendige Kampf kann nur mit den Eltern gewonnen werden. Ihre Solidarität wird gebraucht. Und: sie müssen ihre Kitagebühren für ausgefallene Betreuungsleistungen zu Streikzeiten zurückfordern. Nur dann wird es nämlich wenisgtens etwas teurer für die Kommunen. Geht es weiter, wie gehabt - Kommunen kassieren weiter Gebühren, sparen aber Gehälter in den Streikzeiten - machen die Kommunen durch den Streik finanziell Plus, Ver.di finanziell Minus. So kann man nicht gewinnen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Auf, liebe Erzieher_innen, in die nächste Streikrunde!

  • Es dürfte doch kein ernsthaftes Problem geben, bei der bereits überfälligen und daher notwendigen Finanzierung einer guten Bezahlung der Kita-Beschäftigten!

     

    Auch hier bedürfte es doch nur einer Beteiligung der persönlich leistungslosen Erbschaftsvermögenden. Mit einer auskömmlichen Heranziehung der Vermögenden könnte man die sozialen Problemlagen in Deutschland wenigstens finanziell bewältigen. Auch würde eine ernsthafte Eintreibung der alljährlich ausstehenden und unterschlagenen Steuermilliarden, eine Eintreibung über die staatlichen Finanz- und Justizbehörden, eine überfällige sozial- und gesellschaftspolitische Neugestaltung ermöglichen. So auch eine deutliche Anhebung der ungenügenden Regelleistung bei Erwerbslosigkeit und eine finanzielle Erhöhung der ungenügenden Grundsicherung --- und damit auch eine Überwindung der materiellen Altersarmut in Deutschland!

     

    Allerdings, es ist doch offensichtlich, die regierende Politik fühlt sich nicht der sozialen Problemlagen der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland verpflichtet.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      Das Elend hört bei der regierenden Politik nicht auf, sondern geht damit weiter, dass diese Ausdruck einer Wahlentscheidung ist, die diese Politik zu den bekannten Sauereien und auch, wie Sie treffend ausführten, zu Unterlassungen wie etwa einer menschenwürdigen Grundsicherung legitimiert.

       

      Mathematisch ausgedrückt: Regierungspolitik=Wahlentscheidung.