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Tarif-Einigung bei Charité-TochterDas Gefeilsche wird weitergehen

Kommentar von Susanne Memarnia

Die CFM-Mitarbeiter bekommen mehr Geld, aber noch ist das Gefälle zu ihren Charité-Kollegen beachtlich. Ob sich das so schnell ändern wird, darf bezweifelt werden.

Was lange währt…: CFM-MitarbeiterInnen streiken im September 2017 für mehr Lohn Foto: dpa

N atürlich ist es eine gute Nachricht, dass 1.600 der 2.800 MitarbeiterInnen von CFM mehr Geld bekommen sollen. Ohnehin war es von außen nicht nachvollziehbar, wieso sich dieser Tarifstreit derart lange hingezogen hat. Schließlich gehört die CFM zu 51 Prozent der Charité, die wiederum ein 100-prozentiges Landesunternehmen ist, dessen Aufsichtsrat niemand anderes als der Regierende Bürgermeister Michael Müller führt. Der wiederum einer Landesregierung vorsteht, die sich explizit für „gute Arbeit“ und gegen Lohn­dumping durch Outsourcing ausspricht.

Wieso also nicht gleich, fragt man sich. War das Ganze vielleicht nur dramatisches Theater, in dem Müller den good cop geben durfte, der großzügig mehr Lohn für die CFM-Leute forderte, während die CFM-Geschäftsführung den bad cop und Knauserer gab?

Sicher ist: Der letzte Akt wird ebenfalls Überlänge haben. Ausgemacht ist ja, dass das Land zum Jahreswechsel den privaten Eignern ihre 49 Prozent CFM-Anteile wieder abkauft. Dann ist der Betrieb, dessen Existenz keinen anderen Zweck hatte, als Lohndumping zu betreiben, wieder 100 Prozent in Landesbesitz – und eigentlich überflüssig. Es sei denn, man möchte das Lohngefälle zwischen Charité und CFM beibehalten.

Vieles spricht dafür, dass man das auf absehbare Zeit tatsächlich möchte. Denn von einer Auflösung der CFM ist bislang keine Rede. Stattdessen heißt es von interessierter Seite – sprich: von Finanzsenator und Charité-Geschäftsführung – seit Monaten, eine 100-prozentige Lohnangleichung sei viel zu teuer, würde rund 28 Millionen Euro jährliche Mehrkosten bedeuten.

11 Euro Grundlohn

Rund 1600 Beschäftigte der Charité-Servicetochter bekommen mehr Geld. Die Gewerkschaft Verdi und die Charité Facility Management (CFM) einigten sich nach jahrelangem Streit in einer Vereinbarung auf einen Grundlohn von elf Euro rückwirkend zum 1. Dezember 2017, wie beide Seiten mitteilten. Beschäftigte in den unteren Gehaltsgruppen profitierten von Gehaltssteigerungen zwischen 10 und 16 Prozent, erklärte Verdi am Donnerstag. Die Einigung sei ein Erfolg, aber auch eine "Zwischenlösung". Über die weitere Tarifentwicklung wollen beide Seiten spätestens vom 1. Juli 2019 an wieder verhandeln.

Die 2800 Mitarbeiter der 2006 im Zuge von Einsparungen gegründeten CFM organisieren etwa die Reinigung, den Kranken- und Medizintransport und die Küchen der Charité. Verdi hatte wegen großer Gehaltsunterschiede zwischen Mutter- und Tochterunternehmen immer wieder zu Streiks und Protesten aufgerufen. Berlin will die CFM von 2019 an vollständig rekommunalisieren - sie gehört zu 51 Prozent der Charité und zu 49 Prozent drei privaten Anteilseignern. (dpa)

Und so wird im nächsten Jahr das Gefeilsche von Neuem losgehen. Held Müller wird dafür streiten, dass die Lohnangleichung schnell gehen soll, die „Gegenseite“ CFM-Charité wird für möglichst lange Übergangszeiten streiten.

Keine Frage, 28 Millionen sind eine Menge Geld. Aber wer hat gedacht, dass „gute Arbeit“ nichts kostet?

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Redakteurin taz.Berlin
Jahrgang 1969, seit 2003 bei der taz, erst in Köln, seit 2007 in Berlin. Ist im Berliner Lokalteil verantwortlich für die Themenbereiche Migration und Antirassismus.
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