Taliban wollen mit USA verhandeln: Einer gegen Fünf?
Die Taliban schlagen den USA den Austausch von Gefangenen vor. Das könnte ein erster Schritt der Annäherung zu bilateralen Friedensgesprächen sein.
ISLAMABAD ap | Die afghanischen Taliban bieten den USA den Austausch eines seit 2009 gefangenen US-Soldaten gegen fünf im Gefangenenlager Guantánamo einsitzende ranghohe Taliban an. Das sagte ein Sprecher der radikalislamischen Aufständischen, Schahin Suhail, in einem Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur ap am Donnerstag. Der gefangen gehaltene US-Soldat Bowe Bergdahl sei „in guter Verfassung, soweit ich weiß“, sagte Suhail.
Bergdahl ist der einzige US-Soldat, der sich wissentlich in Gefangenschaft der Taliban befindet. Der Unteroffizier aus dem US-Bundesstaat Idaho war am 30. Juni 2009 im Osten Afghanistans verschwunden, sein derzeitiger Aufenthaltsort blieb unklar.
Unter den fünf Insassen im umstrittenen US-Gefangenenlager Guantánamo in Kuba befinden sich der frühere Taliban-Militärkommandant Mulla Mohammed Fasl sowie der frühere Gouverneur der Provinz Herat, Chairulla Chairchwa, die beide seit mehr als zehn Jahren in Gefangenschaft sind.
Das Angebot der Taliban kommt zu einer Zeit, in der die geplanten bilateralen Friedensgespräche zwischen den Taliban und der US-Regierung nach einem verärgerten Protest des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in der Luft hängen. Sie sollten eigentlich in diesen Tagen in Katar beginnen.
Der Austausch von Gefangenen sei der erste Schritt auf der Agenda der Taliban vor dem Beginn von Friedensgesprächen, sagte Suhail der AP. Zunächst müssten Gefangene freigelassen werden, danach wollten die Taliban „Brücken des Vertrauens“ bauen.
US-Außenminister John Kerry befand sich unterdessen auf dem Weg nach Doha, wo am Samstag eine Konferenz zum Bürgerkrieg in Syrien stattfinden soll. Während seines Aufenthaltes in Katar wird erwartet, dass sich Kerry auch mit Vertretern der Taliban trifft. Der Zeitpunkt blieb jedoch unklar. Das Außenministerium in Washington teilte zudem mit, es habe nie ein spezielles Treffen mit den Taliban in Doha bestätigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Die Wahrheit
Der erste Schnee