Tag des Sieges in der Ukraine: Blumen, Bilder und Gewalt
In Kiew gerieten Nationalisten und Moskautreue aneinander. Es ging um Gedenkmärsche für die Gefallenen im Zweiten Weltkrieg.
Doch dazu kam es nicht. Die ukrainische Polizei war auf Konflikte während des ESC-Wettbewerbs vorbereitet. Über 30.000 Polizisten sicherten landesweit die Kundgebungen. Wer am 9. Mai in Kiew die Metro-Station Arsenalnaja verließ, stieß auf Blumenverkäuferinnen, ein Heer von teilweise berittener Polizei, Fernsehkameras auf weit ausgefahrenen Kranarmen, ordensgeschmückte Kriegsveteranen, mehrere Tausend Demonstranten und einige Dutzend Rechtsradikale.
Diese hatten mehrfach Marschteilnehmern orange-schwarz gestreifte St.-Georgs-Bändchen entrissen. Dieses aus dem russischen Zarenreich stammende Bändchen, das seit Kriegsende ein Symbol des Sieges gegen den Hitler-Faschismus darstellt, wird auch von den „Volksrepubliken“ in Donezk und Lugansk verwendet. Deswegen ist es bei ukrainischen Patrioten verpönt.
Wenig später stürmte die Polizei das auf der Demonstrationsroute liegende Büro der OUN, nachdem die Demonstration von dort mit Rauchbomben attackiert worden war. Dabei, so Nationalistenchef Kochanowski, habe die Polizei Tränengas eingesetzt, mehrere Personen verletzt und zwei Dutzend Personen festgenommen.
Hausarrest für Sozialistin
Unterdessen hatten Angehörige des rechtsradikalen Nationalen Corps drei Personen, darunter die Chefin der Progressiven Sozialistischen Partei, Natalia Vitrenko, mit Gewalt am Verlassen ihrer Wohnung gehindert. Sollte sie doch gehen, könnte dies Folgen für ihre Gesundheit haben, hatten die Belagerer Vitrenko wissen lassen.
Auch aus anderen Städten wurden gewalttätige Auseinandersetzungen gemeldet. In Saporoschje kam es zu einem Handgemenge, nachdem Angehörige des Nationalen Corps Demonstranten Fahnen und St.-Georgs-Bändchen entrissen hatten, in Nokolajew wurden bei einem Handgemenge zwischen Nationalisten und Afghanistan-Kämpfern mehrere Personen schwer verletzt.
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