Tag der Sudetendeutschen in Nürnberg: Gegen Nationalismus, pro Europa
Beim Pfingsttreffen der Sudetendeutschen wird eifrig um Einigkeit geworben. Nur Bayerns Ministerpräsident Seehofer meint, austeilen zu müssen.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer nannte Hermans Auftritt beim traditionellen Pfingsttreffen der Sudetendeutschen als „historisch“. Noch vor zehn Jahren sei ein solcher Besuch „undenkbar“ gewesen.
Seit 1954 hält der Freistaat Bayern die Schirmherrschaft über die Sudetendeutschen, wie sich jene Vertriebenen nennen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund der umstrittenen Beneš-Dekrete enteignet und aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben wurden. Viele von ihnen kamen nach Bayern.
„Dieses Europa ist zutiefst gefährdet durch Nationalismus und Renationalisierung“, warnte auch der Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt. Mit Blick auf den Besuch des früheren tschechischen Präsidenten Václav Klaus beim Parteitag der Alternative für Deutschland (AfD) in Stuttgart vor einem Monat erklärte der CSU-Politiker: „Die antieuropäischen Kräfte schließen sich zusammen, das muss auch die europäische Mehrheit tun.“ Denn: „Wir wollen keine Grenzen, die Mitteleuropa zerschneiden.“
Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer selbst aber nutzte den Anlass einmal mehr für Seitenhiebe gegen die Kanzlerin, die er für das Erstarken der AfD verantwortlich machte. Außerdem bot er der Regierung in Wien seine Unterstützung bei der Schließung des Brenners an, sollte wieder mehr Flüchtlinge über den Alpenpass kommen. „Wir würden Österreich sogar mit bayerischer Polizei unterstützen“, behauptete Seehofer in der Welt am Sonntag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Aufregung um Star des FC Liverpool
Ene, mene, Ökumene
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel