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Tafeln und FlüchtlingeDie Schlange wird länger

Manche Tafeln bedienen alle Flüchtlinge, andere schließen Asylsuchende aus. Und einige Deutsche sehen die Neuankömmlinge als Konkurrenz.

Flüchtlinge nehmen in Mechernich (NRW) vor der Lebensmittelausgabe bei der Tafel Nummernkarten entgegen. Foto: dpa

Berlin taz | „Du Moslem?“, fragt Karin Huf den jungen Mann. Die Jüngeren werden hier geduzt, die Deutschen und die Flüchtlinge. Der Neuankömmling nickt. „Käse oder Fisch?“ „No fish!“ Huf greift in die Kiste und reicht eine Packung Grillkäse über den Tisch. „In Pfanne, braten!“ Sie macht eine Bewegung wie beim Wenden in der Pfanne.

Huf, ehrenamtliche Helferin der Tafel in Potsdam, fühlt sich verantwortlich für ihre Kunden, für die jungen Alleinerziehenden, die hierherkommen, die Kinder im Schlepptau, für die älteren Hartz-IV-EmpfängerInnen mit ihren Gebrechen, für die KleinrentnerInnen und seit einiger Zeit auch für die Flüchtlinge, meist junge Männer, die kein Deutsch sprechen und noch ein bisschen ärmer aussehen als die anderen. „Jeder muss was kriegen“, betont die energische Endfünfzigerin mit der rotrandigen Brille, „da müssen wir drauf achten“.

Doch die gerechte Ausgabe ist zum Problem geworden für manche der bundesweit 900 Tafeln, seitdem Tausende von Flüchtlingen bei den Ausgabestellen auftauchen, um sich genauso wie die anderen Armen Kohlrabi, Möhren, Brot, Käse oder Eiersalat in die Taschen füllen zu lassen. Die Tafeln sammeln Lebensmittel bei Supermärkten und Großmärkten ein, die auf dem Müll landen würden, weil das Haltbarkeitsdatum fast oder ganz abgelaufen ist oder das Gemüse nicht mehr frisch ist.

Die Tafeln geben die Waren für einen Euro an Bedürftige weiter, die sich bei den Ausgabestellen registrieren lassen müssen und höchstens einmal wöchentlich kommen dürfen. Immerhin 1,7 Millionen Menschen essen gespendete Lebensmittel in Deutschland. Die Menge der Waren lässt sich aber nicht beliebig vermehren, auch wenn jetzt bundesweit 200.000 mehr Kunden kommen als noch Anfang des Jahres.

Die müssen nicht warten. Aber ich muss dreimal hierherkommen. Dabei bin ich 76

Rentner aus Berlin

„Wir bekamen ein Problem, als plötzlich auf einem Schlag hundert Leute mehr vor der Tür standen“, erzählt Imke Eisenblätter, Leiterin der Potsdamer Tafel. In der Gegend gibt es inzwischen zehn Flüchtlingsunterkünfte. Am Tag können aber nur etwa 150 bis 200 Abholer bedient werden, für die alteingesessene Klientel wurde es eng. Die Potsdamer Tafel entschied sich zu einem Kompromiss: Für die rund 800 Flüchtlinge in den umliegenden Heimen wurden 200 übertragbare rote Karten ausgegeben, auf denen unterschiedliche Wochentage als Abholtag verzeichnet sind.

Die Heimleitungen lassen diese Karten unter den Flüchtlingen rotieren, jeder Flüchtling ist also alle vier Wochen dran. Wer mit der roten Karte bei der Tafel auftaucht, bekommt Lebensmittel für eine Person ausgehändigt. Die anderen Abholer sind durch ihre Bescheide zu Hartz IV, zur Grundsicherung im Alter oder für eine Minirente als Kunden registriert und können mit ihren orange Abholkarten jede Woche kommen.

Wer den Stempel „nicht warten“ hat, kommt gleich dran.

Kompromisse wie in Potsdam werden nicht überall geschlossen. Im nordrhein-westfälischen Essen etwa werden Arme nur dann als Empfänger registriert, wenn sie einen Bescheid über den Empfang von Hartz IV, Grundsicherung im Alter oder Wohngeld vorlegen, berichtet Jörg Sartor, Vorsitzender der Essener Tafel. Flüchtlinge, die nur eine Aufenthaltsgestattung oder eine Bescheinigung über Asylbewerberleistungen haben, sind damit ausgeschlossen. Da sie in Erstaufnahmeeinrichtungen wohnten, werden sie dort schon mit Essen versorgt, gibt Sartor zu bedenken.

Es ist ein Argument, das nicht sticht, wenn man bedenkt, dass auch der Hartz-IV-Regelsatz ein Budget für Lebensmittel vorsieht. Die Sorge, dass der Andrang vieler hundert Flüchtlinge eine einzelne Ausgabestelle überfordern könnte, scheint allerdings berechtigt. Die 12 Ausgabestellen in Essen werden meist nur einmal in der Woche beliefert und versorgen mit ihren ehrenamtlichen Helfern oft nur 20 Familien.Die größere Ausgabestelle in Berlin-Spandau bedient alle Flüchtlinge, die kommen. „Wir kriegen zum Glück genug Lebensmittel“, sagt Helferin Christel Eglinski, 68.

In Spandau ist das Problem eher das Wartesystem. Schon um Viertel nach fünf Uhr früh stellt Pjotr Kaminksi (Name geändert), 76 Jahre alt und Aussiedler aus Russland, seinen Einkaufstrolley vor die Tür des Gemeindehauses in der Weißenburger Straße. Er fährt mit dem Bus nach Hause und kommt um halb neun Uhr wieder. Dann können die Wartenden mit ihren Trolleys runter ins Gemeindehaus, dort stellen sie die Einkaufswagen vor den Stuhlreihen ab, in einer Wartereihe, die der von oben vor der Tür entspricht. Wieder geht Kaminski nach Hause und kommt um halb zwölf Uhr wieder.

Dann öffnet die Ausgabestelle. Die Leute aus der Stuhlreihe stellen sich an und werden bedient.Wer den Stempel „nicht warten“ auf der Karte hat, kommt gleich dran. Es sind viele Flüchtlinge darunter, die zum Deutschkurs müssen. Ihnen folgen neidische Blicke. „Die müssen nicht warten. Aber ich muss dreimal hierherkommen“, klagt Kaminski, „das erste Mal um fünf Uhr morgens. Dabei bin ich 76.“

Manche alteingesessenen KundInnen bleiben weg, seitdem so viele Flüchtlinge zur Spandauer Tafel kommen. Das Warten und Anstellen sei manchen der Älteren zu viel, einigen sei es auch zu laut geworden, erzählt Helferin Brigitte Petrausch, 66. „Wir bedauern das. Aber was sollen wir machen?“ Ein Ausschluss der Flüchtlinge kommt für sie nicht infrage.

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33 Kommentare

 / 
  • @ BIRGIT BOSSBACH : "...dass in einem der reichsten Länder der Welt ..." , "Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist längst überfällig. Auch damit Arbeit wieder etwas wert ist."

     

    Oder : WunschdenkerInnen aller Länder vereinigt euch ! Dann wird alles gut .

    Nichts wird gut . Kann nicht gut werden , solange sich Kritik darauf beschränkt , das bestehende System der kapitalistischen Warenproduktionsgesellschaft nur systemimmanent reformistisch , von innen her zu kritisieren .

    Die Spatzen pfeifen es ja doch schon von den Dächern : Das System liegt unheilbar auf dem Krankenbett !Diagnose in kürzester Kürze : Es erstickt an seiner "Überproduktivität" . Konkurrenzvermittelt hat der erreichte Stand von Wissenschaft und Technik (Rationalisierung , Automatisierung) dazu geführt , dass immer mehr Waren / Gebrauchsgüter mit immer weniger lebendiger menschlicher Arbeitskraft produziert werden können . Kapitalistisch produziert wird tatsächlich aber im Ergebnis nur , was am Konsummarkt auch profitabel wieder in (Mehr-)Geld zurückverwandelt werden kann . Die Massenkaufkraft ist in den letzten 40 Jahren ubiquitär gesunken : die aus dem System Herausgefallenen , "Freigesetzten", "Überflüssigen" haben keine auf vergangener Arbeit beruhende Kaufkraft . Ihr staatlich gewährtes Transfereinkommen aber beruht auf "fiktivem Geld" , auf Staatsverschuldung , die nie wird eingelöst werden können , nicht einmal im ach so reichen Deutschland .

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @APOKALYPTIKER:

      Amen!

       

      Das wurde uns vor hundert Jahren auch schon versprochen. Wir warten weiter. Aber morgen kommt der Tag bestimmt!

      • @74450 (Profil gelöscht):

        W a s wurde "uns" von wem versprochen ,vor hundert jahren ?

  • Eine „Wir-schaffen-das-Kanzlerin“ würde Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn sie in diesem Zusammenhang zügig Gesetze/Verordnungen gegen das Wegwerfen und Vernichten von Lebensmitteln auf den Weg bringen, den verbilligten Verkauf noch brauchbarer Ware erzwingen würde.

     

    Ein Nachweis über den Verbleib nicht verkaufter Ware sollte bei den heute üblichen Kennzeichnungen und der computergestützten Erfassung der Waren möglich sein.

  • Der eigentliche Skandal ist doch nicht, dass die Flüchtlinge den deutschen Armen das Essen wegfressen, sondern dass in einem der reichsten Länder der Welt immer mehr Menschen auf solche Almosen angewiesen sind. Und dass diese Tafeln mittlerweile als Selbstverständlichkeit hingenommen werden. Es gibt angeblich immer weniger Arbeitslose, gleichzeitig sind immer mehr Menschen auf Hartz 4 trotz Arbeit angewiesen und müssen für Almosen anstehen. Die wachsende Wirtschaft lacht sich ins Fäustchen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist längst überfällig. Auch damit Arbeit wieder etwas wert ist.

    • @Birgit Bossbach:

      Dann wäre mein Vorschlag, dass wir die Grenzen schließen und niemanden mehr reinlassen bis die deutsche Bevölkerung die LINKS-Partei mit absoluter Mehrheit ausgestattet hat und wir hier die sozialistische Revolution in Sarah's Sinne umgesetzt haben.

       

      Problem ist - das will keine Sau, sonst wäre diese Politik schon gewählt worden.

       

      Bleibt also nur in die Realität zurückzukehren - und da ist der Wohlstand eben ungerecht verteilt und es gibt einen Verteilungskampf.

      Und der wird durch die Flüchtlinge verstärkt.

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @Thomas_Ba_Wü:

        Eine Möglichkeit. Oder wir lassen immer mehr Fremde ins Land und dann wird der Druck größer, endlich eine gerechtere Verteilung vorzunehmen!

        OK, halte ich auch für unwahrscheinlich. Ich gehe eher davon aus, dass wir in ein paar Jahren Verhältnisse wie in den USA haben. Obdachlosigkeit, hohe Analphabetenraten, Massenverelendung! Die perfekten Verhältnisse fürs Kapital, um an noch billigere Arbeitskräfte zu kommen, Arbeitnehmerrechte auszuhebeln und Sozialleistungen zu kürzen. Es müssen halt alle (außer die Vermögenden) den Gürtel enger schnallen. Und die bisherigen Tafelnutzer dürfen schon mal anfangen. Glückwunsch an die Politik, so ist der Rechtsrutsch doch ärgerlicherweise schon mal absehbar.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @2097 (Profil gelöscht):

          "...dann wird der Druck größer, endlich eine gerechtere Verteilung vorzunehmen!"

           

          Ein Paradebeispiel wie der spin in andere Richtung gedreht wird:

          http://www.faz.net/aktuell/wissen/mensch-gene/soziale-systeme-wie-hoch-soll-die-stuetze-sein-13912510.html

           

          Alles einleuchtend, oder? Muss man sich merken: kumulative Berechnung von Sozialleistungen entspricht nicht dem gesunden Menschenverstand (und Volkswillen) -> Einsparungspotential!

  • Ich empfehle als Lektüre zu diesem Thema den kurzen Text von "gegenargumente hamburg":

    http://www.gegenargumente-hamburg.de/wp-uploads/2015/11/GA_2015_11b.pdf

     

    Ziemlich gut auf den Punkt gebracht.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Wu:

      "Deutsches Herrenvolk"?!

       

      Ist der Text von linken Rechten oder von rechten Linken verfasst? Wahrscheinlich von lechten Rinken.

       

      Naja, danke für diesen Einblick in die deutsche Parallelgesellschaft.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Einige sind so weit links, daß sie rechts wieder rauskommen, etwa indem sie sich Nazi-Rhetorik oder -maßnahmen zu eigen machen.

        Da werden dann auch gerne mal andere Menschen als "Abschaum" bezeichnet, weil sie eine andere Meinung vertreten.

        Nix neues.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Eine Hyperbel (stylistische Überspitzung) ist ein legitimes Mittel des politischen Pamphlets. Jeder Ausdruck außerhalb des Kontext zitiert, verliert seine ihm angedachte Bedeutung.

         

        Die Kernaussage bzgl der politischen und medialen (vom national-ökonomischen Stolz geprägten) Debatte bei z.B. GR und ein Kontrast zu BILDhaften "wir helfen" und Merkel'schen "wir schaffen das" ist schon richtig.

        • @10236 (Profil gelöscht):

          Richtig, es ist eine ironische Hyperbel, die einen Begriff aus der Fremdperspektive ist.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @10236 (Profil gelöscht):

          Ok, Kontext: "Zweitens erzieht sie ihr Volk zu einem Haufen von Nationalisten mit einem gediegenen Elitebewusstsein. Die erzwungene Glanzleistung, die sie ihm in Sachen Arbeiten, Verzichten und Sparen abverlangt, präsentiert sie ihm als Erfolgt deutscher Tugenden, die aus Deutschland einen kraftstrotzenden Weltmeister machen, der dem Rest der europäischen Nationen das Regiment vorgibt. Darauf darf und soll das Volk nicht nur stolz sein, sondern sich auch zum eingebildeten Richter über die europäischen Völker aufschwingen, denen allesamt abgeht, was das deutsche Herrenvolk auszeichnet."

           

          Finden Sie den Begriff "deutsches Herrenvolk" in diesem Kontext angebracht? Ich nicht!

           

          Die ganze Idee der Volkserziehung einer homogenen Masse, das Gerede von einem Volk, das nun stolz sein darf, ist für mich die Ausgeburt einer autoritären Denkschule.

           

          Da zeigt sich mal wieder, dass sich Links(?)- und Rechtsaußen an vielen Stellen in der Denke nichts nehmen. Genau diesen Mist können wir jeden Tag auf den Webseiten der Rechtsideologen lesen!

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @74450 (Profil gelöscht):

            "Genau diesen Mist können wir jeden Tag auf den Webseiten der Rechtsideologen lesen!"

             

            Die Wortwahl ist sicherlich überspitzt, aber es ist ja auch kein Feuilleton in der faz, wobei deren intelektuell-manipulativer Charakter manchmal auch zum K... ist.

            BILD und FO in der GR-Krise waren kaum an Niveaulosigkeit, die sich teilweise in der Nähe der Gosse begeben hatte, zu überbieten. Und das sind Mainstreamedien und kein Organ einer "Parallelgesellschaft"

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @10236 (Profil gelöscht):

              "BILD und FO in der GR-Krise waren kaum an Niveaulosigkeit, die sich teilweise in der Nähe der Gosse begeben hatte, zu überbieten. Und das sind Mainstreamedien und kein Organ einer "Parallelgesellschaft"

               

              Mag sein. Auch wenn ich nicht weiß was FO ist. Aber darum geht es in dem Text ja auch nicht wirklich.

               

              In der Überschrift wird auf Merkels "freudnliches Gesicht" Bezug genommen, also auf eine Floskel, die Merkel in Abwehr der "das Boot ist voll"-Rhetorik verwendet hat. Dann fallen in dem Text Sätze wie der Folgende: "Für uns ist das der Grund zu fragen, für welche Zwecke die Führungsriege Deutschlands sich und ihrem Volk dermaßen viele Fremde zumutet - ..."

               

              "Fremde" werden dem deutschen Volk zugemutet! Gliedern sich gar in die Konkurrenzgesellschaft ein! Ja wo kommen wir denn dann hin?

               

              Der Text ist geschwurbelter Blödsinn, der mit höchst problematischen Vokabeln und Formulierungen versetzt ist. Ironie kann ich in dem Text wenig entdecken, es sei denn das Ganze soll Satire sein und zu einer Veranstaltung Der Partei einladen. Ich habe den Text aber zunächst ernst genommen, dann klingt er wie Pegida u.ä.

              • 1G
                10236 (Profil gelöscht)
                @74450 (Profil gelöscht):

                FO = Focus Online.

                 

                Der Duktus des Papiers ist, dass die vor ökonomischen Stolz geschwellte Brust, die mit Arroganz den z.B. Griechen zugewandt wurde, zumindest teilweise für die nationalen Auswüchse verantwortlich ist, die man jetzt erleben darf. Mann kann über die These streiten, mann kann über die Wortwahl streiten - eine Verortung bei der extremen Rechten (über den linken Umweg) ist abwegig.

                 

                Zur Wortwahl: für mich ist die Grenze überschritten, wenn Bestimmte Vergleiche angestellt werden, wie das Pegida tut

                 

                ...oder unsere Regierung 2005 (schwarzarbeitende Leistungsbezieher):

                 

                "Biologen verwenden für „Organismen, die zeitweise oder dauerhaft zur Befriedigung

                ihrer Nahrungsbedingungen auf Kosten anderer Lebewesen – ihren Wirten – leben“, übereinstimmend die Bezeichnung „Parasiten“. Natürlich ist es völlig unstatthaft, Begriffe aus dem Tierreich auf Menschen zu übertragen. " - aus der Broschüre des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (damals W. Clement).

                • @10236 (Profil gelöscht):

                  Danke, dass sie gute, zusammenfassende Worte finden. Auch schön das Clement-Zitat.

                • 7G
                  74450 (Profil gelöscht)
                  @10236 (Profil gelöscht):

                  Ich weiß nicht: These Blödsinn, Wortwahl fragwürdig, Ängste werden bedient bzw. geschürt (der "Fremde" macht uns Konkurrenz).

                   

                  Ob sich das nun Gegenargumente oder politically incorrect nennt, als Realsatire isses lustig, im Ernst peinlich. Soviel dazu.

                   

                  MfG...

  • Zehn Jahre lang war ich auf einem fernen Planeten, ohne Kontakt zur Erde. Damals haben sie erzählt: "Der Markt regelt alles." Und nun, da ich wieder zurück, bin frage ich mich: Haben sie uns damals etwa angelogen?

    • @Honey Bear:

      Angelogen? Wie kommen Sie denn da drauf?

  • Es wird also Zeit, die Leistungen für Arbeitslose, Alte und Kranke so weit aufzustocken, dass diese Menschen nicht mehr zur Tafel kommen müssen, sondern dass sie sich im Supermarkt frei aussuchen können, was sie essen wollen. Es ist nur natürlich, dass viele Menschen, die selbst fast nichts haben, die noch ärmeren Flüchtlinge als Konkurrenz ansehen. Wo es nicht genug für alle gibt, ist der Streit groß um das, was es gibt.

     

    Ich habe selbst einmal einen längeren Freiwilligendienst geleistet und dort erfahren, dass die Konkurrenz der NGOs um Fördergelder ebenfalls Blüten treibt - weil eben nicht genug für alle da ist. Ein Call for Proposals der EU-Kommission wurde gecancelt, weil eine NGO versucht hatte, über Bestechung an die Fördergelder zu kommen. Andere NGO-Vertreter gaben ihren Bekannten von anderen NGOs bewusst falsche Ratschläge in Bezug darauf, wie der Projektvorschlag einzureichen ist, um einen Konkurrenten weniger zu haben... Nicht einmal dort, wo eigentlich idealistische Menschen zuhauf sein sollten, ist so etwas unbekannt.

     

    Dass eben offensichtlich nicht genug für alle Bedürftigen da ist, ist m.E. einer der Faktoren, der in unserer Gesellschaft den Fremdenhass speist. Sicherlich nicht der Einzige; aber ich finde es arrogant von Linken und Linksliberalen mit gutem Gehalt, wenn sie sich beim Rassismus auf die Notwendigkeit der Gegenrede beschränken. Es braucht genauso auch die Forderung danach, dass Sozialleistungen auf ein Niveau angehoben werden, bei dem Menschen in Würde leben können. Wer Flüchtlinge nicht mehr als Konkurrenz um Lebensnotwendiges ansehen muss, wird eine Idee mehr Verständnis für ihre Bedürfnisse aufbringen können oder zumindest weniger aggressiv auf sie reagieren.

  • Das reiche Schland kann nicht mal alle seine Leute ernähren, vom Gesundheitssystem und Bidlungswesen ganz zu schweigen. Die Besserverdiener und Selbstbediener lassen es sich gut gehen, alle anderen schauen in die Tüte.

     

    Kuba mag arm sein, ist aber in sozialer Hinsicht dem Schland um Lichtjahre voraus. Und da sozial= gesellschaftlich bedeutet, darf sich jeder selber ausknobeln, was das letztlich heißt.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Kuba, der neue Stern am Flüchtlingshimmel?

      • @Rudolf Fissner:

        Im Rahmen seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten sicher - anders als im wohlstandsverwöhnten Schland, wo gutgenährte SUV-und-Eigenheimbesitzer schon die Apokalypse heraufdämmern sehen, nur weil in ihrer Nachbarschaft ein paar dunkelhäutige Menschen einziehen und hystersich werden, wenn diese dunkelhäutigen Menschen auch noch eine zahnärztliche Behandlung erhalten.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      "Kuba mag arm sein, ist aber in sozialer Hinsicht dem Schland um Lichtjahre voraus. Und da sozial= gesellschaftlich bedeutet, darf sich jeder selber ausknobeln, was das letztlich heißt."

       

      Knobel, knobel. Mit sozialen Errungenschaften in Kuba meinen Sie die politischen Gefängnisse? Soweit ich weiß, flüchten Menschen aufgrund der sozialen Situation in Kuba in die USA. Wie kann das denn sein?

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Die flüchten aufgrund der wirtschaftlichen Situation, nicht der gesellschaftlichen. Und werden in den USA natürlich privilegiert behandelt, da politisch ausschlachtbar.

         

        Übrigens: Vor der Revolution waren die Kubaner noch um einiges übler dran. Das wird gerne vergessen.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Die flüchten in die USA und werden Futter für die US Gefängnisindustrie. Denen gehts wie allen Armen. Utopia ist überall. Nur nicht da wo man gerade ist. Wer in den USA Netto 10 Euro in der Tasche hat ist reicher als 25% der Amerikaner. Noch Fragen?

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    "Und einige Deutsche sehen die Neuankömmlinge als Konkurrenz." Irgendwie scheint dies bei den Tafeln ja teilweise bereits zuzutreffen. Irgendwie suboptimal, von denen, die selbst ganz unten sind und mehr schlecht über die Runden kommen, auch noch Einschränkungen abzuverlangen.

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Es ist nur folgerichtig daß ein Staat der bisher soziale Knappheit nach unten weitergereicht hat - es sitzen übrigens nach jüngsten Berichten bereits 250.000 Haushalte wegen nicht bezahlter bzw,. bezahlbarer Stromrechnungen im Dunkeln - dies auch weiterhin tun wird. Man darf wetten wohin die für die Flüchtlingssituation berechneten 17 Milliarden EUR pro Jahr zunächst hauptsächlich fließen werden: in die Industrie.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Ulrich Frank:

        "Man darf wetten wohin die für die Flüchtlingssituation berechneten 17 Milliarden EUR pro Jahr zunächst hauptsächlich fließen werden: in die Industrie."

         

        Was meinen Sie mit Industrie? Sind RWE und TyssenKrupp jetzt die neuen Träger der Geflüchtetenhilfe?

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Schöner Einwurf. Mir ist bspw bekannt, dass in Dominicana Menschen, die sich keinen Strom leisten können, 2 bis 4 h Strom am Tag bekommen, meist über Mittag, Dabei schalten die kommunalen Werke die verarmten Viertel insgesamt zu und ab. Die Kosten werden auf die regulären Verbraucher umgelegt. Begründet wird das mit dem Erhalt des sozialen Friedens. Weiterhin legen Städte Obstplantagen an, die den armen zur Ernte frei zu Verfügung stehen. Man begegnet der allgegenwärtigen Armut offenen Auges, während in D die bürgerliche Gleichmacherei Konsens zu sein scheint, wohl aus Angst davor, man könnte sich in Armut einrichten oder ein Lohnabstandsgebot wird ad absurdum geführt. Was das eigentliche Problem daran ist, dürfte jedem klar sein.