TVlab auf ZDFneo: Wünsch dir was
Die gute alte Wunschsendung ist zurück: In einem neuen ZDF-Programmformat können die Zuschauer jetzt sehen, was sie wollen. Naja, fast. Und natürlich auf ZDFneo.
Sonntags Kind sein – herrlich. Nutella ohne Brot frühstücken, Freundinnen mit Kleister neue Frisuren machen und um 17 Uhr selbst darüber bestimmen, was im Fernsehen läuft: Da wurden in der Kika-Sendung "Wunschfilm" drei verschiedene Filme vorgestellt und per Anruf konnte man für seinen Favoriten abstimmen. 2005 war aber endgültig Schluss damit. Auch im ZDF waren Wunschfilme lange Zeit in Mode, bis sie irgendwann völlig aus dem Programm verschwanden. Wieso eigentlich?
ZDFneo veranstaltet ab Samstag ein interaktives TVlab, bei dem Wunschfilm-Fans nun im ganz neuen Stil für das Programm voten können: "Im Gegensatz zum Wunschfilm-Format können die Zuschauer beim TVlab abstimmen, was für eine Sendung neu produziert werden soll und nicht nur über eine Auswahl an bereits gesendeten Filmen entscheiden“, betont ZDFneo-Chef Norbert Himmler.
Ziel des TVlabs sei es, freche, ungewöhnliche Inhalte umzusetzen, die sonst nicht ins Programm passen. Zehn verschiedene Ideen für neue Sendungen kann man online bewerten, von denen mindestens sieben in der Primetime vorgestellt werden sollen. Nach dem Finale am 3. September soll die Sendung mit den besten Bewertungen produziert und regelmäßig ausgestrahlt werden. In der Jury sitzen keine B-Promis, sondern die Zuschauer auf ihrem Sofa – sie entscheiden per Online-Wertung. Dazu kann man sich ganz einfach unter http://tvlab.zdfneo.de/ als Jury-Mitglied anmelden.
Bitte keine scharfen Hunde
"Wir hoffen, es gewinnt nicht die Fiction (gemeint ist das Krimi-Format „Scharfe Hunde“), sonst haben wir ein Finanzierungsproblem", scherzt zwar Norbert Himmler, darauf Einfluss nehmen kann er aber nicht. Trotzdem fragt sich, wie ZDFneo bei einem jährlichen Programmetat von 30 Millionen Euro eine Fiction finanzieren will, in die man nach branchenüblichen Produktionskosten bei 10 Folgen mindestens ca. 3 Millionen Euro investieren müsste. „Wenn die Fiction gewinnt, werden wir versuchen, eine Co-Produktion mit dem ZDF zu machen, damit die Kosten geteilt werden“, erklärt Himmler auf Nachfrage der taz.
Unter den Formaten sind fünf Magazine, eine Show, drei Comedy-Sendungen und eine Krimiserie. Die Inhalte sind ziemlich neu, auch wenn der Pilotfilm zu „Bullshit“ der Deutschland-Safari mit Henryk M. Broder sehr ähnelt: Männer, sozial und politisch provokant, fahren in einem ungewöhnlichen Auto durch die Lande, es wird demonstrativ auf die Reifen gezoomt und zwei Reporter geben sich als Ausländer aus und diskutieren hitzig mit Passanten.
Auch in der Comedy „Teddy's Show“ fühlt Tedros Teclebrhan Menschen auf den Zahn und zwar zum Thema Integration. In der Puppen-Sitcom „Ausgekuschelt“ gibt Puppenspieler und -bauer Martin Reinl Ex-Stars unter den Kuscheltieren wie Bernie von Flausch ein Comeback. Sarah Kuttner präsentiert und reflektiert das Lebensgefühl der 20- bis 40-jährigen Großstadtbewohner in dem Magazin „Bambule“.In "German Angst - Der richtige Umgang mit...".werden unterschiedliche Randgruppen in Deutschland auf satirische Weise behandelt.
Bei den bekennenden Cineasten Nilz Bokelberg und Donnie O'Sullivan kann man sich im Magazin „Moviacs“ zum Thema Film weiterbilden. In "Wie geil ist das denn?!" probiert Moderatorin Caro Korneli Dinge aus, die man ihrer Meinung nach einmal gemacht haben muss – vom Lamas Anspucken bis Einparken mit einem Panzer. Die „neoXplorer“ Anne Herzlieb und Jan Frerichs starten ihre Reise nach Istanbul ganz ohne Plan: Das Reiseprogramm wird durch die Tipps der Zuschauer zusammengestellt.
In „Liebe auf Speed“ nimmt eine Single-Frau an einem Speed-Dating teil, ohne es zu wissen. Krimi-Fans kommen in den besagten „Scharfe Hunde“ auf ihre Kosten: Thomas Heinze spielt einen Schauspieler, der als TV-Kommissar nicht mehr gefragt ist und deshalb echte Fälle lösen will. Moderiert wird das TVlab von Joko und Klaas. Das Duo ist aus Shows auf MTV und Pro7 vor allem einem jüngeren Publikum bekannt, welches man mit dem TVlab besonders ansprechen möchte.
Will aber das ZDF mit einem eigenen Sender für die Jüngeren das Hauptprogramm ruhigen Gewissens veralten lassen? „Dass wir uns auf ZDFneo um junge Programme bemühen, heißt nicht, dass wir uns in Sachen Modernisierung nicht mehr um den Hauptsender ZDF kümmern“, konstatiert Norbert Himmer und hofft: „Neo soll vielmehr Innovationsplattform für das ZDF sein und Formate und Protagonisten finden, die dann später auch im Hauptprogramm für Verjüngung sorgen“. Das Durchschnittsalter der ZDFneo-Zuschauer ist mit 51 Jahren zwar nicht knackig jung, liegt aber trotzdem rund 10 Jahre unter dem Altersdurchschnitt der ZDF-Zuschauer. Im Ausland hat es bisher ganz gut funktioniert, mit dem TVlab junge Zuschauer anzusprechen: Der niederländische Partner von ZDFneo, Ned3, veranstaltet bereits im dritten Jahr in Folge ein TVlab, das sich dort großer Beliebtheit erfreut.
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