TV-Spots zum Wahlkampf: Menschelnd versus Machtmensch
SPD und CDU starten nun ihre TV-Werbespots. Ein aufmerksam lauschender Spitzenkandidat steht einer selbstironischen Kanzlerin entgegen.
BERLIN taz | Ob alleinerziehende Mutter, Krankenpfleger oder eine Familie auf dem Campingplatz: Im neuen Werbespot der SPD darf jeder mal ans Rednerpult. Die SPD auf Bürgernähe. Vor dem Bundestagsrednerpult wünschen die ganz normalen Menschen in ihrer heimischen Umgebung, sei es die Hochhaussiedlung oder der Hafen, Mindestlöhne, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, kurz all das, womit die SPD im Wahlkampf wirbt.
Die CDU setzt filmisch und mit der parallel startenden zweiten Plakatwelle vor allem auf eins: Angela Merkel. Zu sehen ist während der Spots nur sie. Die Kanzlerin in einer karg eingerichteten Wohnung, mal auf dem Dach nachdenklich in die – Achtung, Metapher! – von Baustellen durchsetzte Berliner Politskyline schauend.
Zu Beginn des Videos ein kleiner Seitenhieb auf eine Äußerung, die ihr vor kurzen reichlich Spott einbrachte: „Oft betreten wir auch Neuland“, so die Kanzlerin. Die Kernbotschaft der ungewöhnlich nahen Aufnahmen aber bleibt: Deutschland ist stark, weil Merkel da ist.
Konkret äußert sie sich lediglich zur Eurokrise und mit einer Absage an Steuererhöhungen.Am Montagnachmittag laufen die TV-Werbespots zur Wahl im September an. Jeweils acht Mal zeigen ARD und ZDF die Videos, 140 Ausstrahlungen der CDU und 180 der SPD wird es im Privatfernsehen geben. Dort wird jeweils eine kürzere 30-Sekunden-Version gezeigt. Während Andrea Nahles für die SPD den Film klassisch in der Berliner Zentrale, dem Willy-Brandt-Haus der Öffentlichkeit präsentierte, setzte die CDU glamourös auf eine Vorführung im Berliner Programmkino „Filmkunst 66“. Das sei auch für Generalsekretär Hermann Gröhe, der den Spot vorstellte „ungewohnt.“
Für die Stimmen der Bevölkerung am Rednerpult sind Macher des SPD-Spots etwa 2800 Kilometer durch Deutschland gefahren und sammelten insgesamt vier Stunden Filmmaterial mit Interviews aus der Bevölkerung. Erst ganz zum Schluss erscheint Peer Steinbrück und verspricht, bei diesen Anliegen zu helfen. „Peer Steinbrück wollte ganz bewusst keine inszenierte Kampagne“, so ein Sprecher der SPD. Man wolle herunterkommen von der großen Bühne zu den authetischen Leuten.
Gröhe meinte zum Spot der Konkurrenz, er sei interessant, formuliere aber mehr Fragen als Antworten und die geäußerten Sorgen hätten eher die Klangfarbe der Linkspartei. „Ich habe mich gewundert, dass ganz am Schluss nicht Gregor Gysi auftaucht“, so Gröhe bei der Vorführung. Man habe beim eigenen Werbefilm und den Plakaten bewusst auf ganzer Linie auf die Kanzlerin gesetzt. „Merkel ist ein Garant für sichere politische Führung“, so Gröhe. In zwei Wochen wird eine dritte Plakatserie anlaufen.
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