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TV-Kritik „Hart aber fair“Was mit Gender bei Plasberg

Der Moderator ist bekannt für knallige Thesen und knallige Gäste. So fragte er in der jüngsten Runde: „Deutschland im Genderwahn“? Der Knaller.

Für manche ein Affront: die Veränderung von Ampelfiguren. Bild: dpa

Frank Plasberg wollte einen Witz machen – und moderierte seine Sendung „Hart aber fair“ am Montagabend in der ARD ungefähr so an: „Es gibt 190 Professuren für Genderforschung. 180 davon sind Frauen, 10 Männer. Die Folge: Für 1,2 Millionen Euro sollen in Nordrhein-Westfalen die Studentenwerke in Studierendenwerke umbenannt werden. Wird Gender Mainstreaming zur Staatsräson?“

Gender Mainstreaming hat es also ins Mainstream-Fernsehen geschafft. Das will was heißen. Denn dieses Wortungetüm ist nicht sonderlich beliebt. Aber wenn die Republik über Quoten, Sexismus und gleichen Lohn für gleiche Arbeit debattiert, kommt auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht drum herum und fragt: „Nieder mit den Ampelmännchen – Deutschland im Gleichheitswahn?“

Und wer ist für sowas besser geeignet als Plasberg, der bekannt ist für knallige Thesen und knallige Gäste.

Knalliger Gast Nummer Eins: Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein. Er mahnt zu „mehr Gelassenheit“ bei der Frauenförderung. „Welche Frau wirklich gut ist, die braucht so etwas nicht“, findet der Vater zweier erfolgreicher Töchter.

Vorhersehbare Diskussion

Knallgast Nummer Zwei: Birgit Kelle. Die Männerversteherin und Publizistin („Dann mach doch die Bluse zu“) fühlt sich vom „Gendergaga“ umzingelt und weiß, dass Frauen und Männer von Geburt an unterschiedlich sind. Sie macht sich mehr Sorgen um ihre beiden Söhne als um ihre beiden Töchter. Bei all dem Quoten-Gedöns haben Jungs „das Nachsehen“, meint sie. Und sie findet es „nur fair“, dass jemand, der mehr arbeitet – Männer zum Beispiel, während die Frauen zu Hause bei den Kindern sind – ruhig mehr verdienen darf.

Da haben Anton „Toni“ Hofreiter, Ko-Fraktionschef der Grünen im Bundestag, und die Bloggerin und Medienberaterin Anne Wizorek einiges zu tun. Beide sind als Kontras zu Kelle und Kubicki gedacht. „Typisches Machogehabe“ kommentiert Hofreiter Kubickis Gender-Beobachtung: Kubickis Hund, ein Rüde, habe zum Pinkeln das Bein gehoben. Wizorek, die Plasberg konsequent Witschorek nennt, verteidigt Unisex-Toiletten: Die seien sowohl für Mütter mit Söhnen prima als auch für Väter mit Babies, weil es auf Herrenklos so selten Wickeltische gebe.

Plasberg schiebt den Kontrahenten alles hin, was er meint, beim Gender-Wahn besprechen zu müssen: Ampelmännchen und Ampelfrauen, Mädchen- und Jungsspielzeug, Mannschaften im Frauenfußball, transparente Gehälter, Autowerkstätten mit weiblichem Personal in Kinderbüchern, röhrende Hirsche als Cover-Motive, Unterstriche in der Sprache zur Kennzeichnung dafür, dass mehrere Geschlechter angesprochen sind.

Die Diskussion läuft nach einem vorhersehbaren Muster ab: Kelle wartet mit biologistischen Thesen auf und gibt die aufgeregte Weltenretterin („Ich will mir nicht vorschreiben lassen, wie ich zu reden habe.“) und Kubicki das Enfant terrible („Es heißt nun mal Brunfthirsch. Brunftkühe gibt es nicht.“) Wizorek und Hofreiter halten dagegen („Rosa und hellblaues Spielzeug ist eine Marketingstrategie.“)

Reden über „dieses Sprachdings“

Manchmal reden alle durcheinander. Hofreiter lässt schon mal den Biologen raushängen und wünscht sich, dass sich „Männer besser benehmen“. Wizorek kritisiert die hiesige Arbeitskultur und glaubt, ein Gesetz für transparente Gehälter helfe auch Männern. Einmal sagt Kelle, dass ihre Tochter als Berufswunsch Königin genannt hat. Wizorek kontert: „Klassischer Ausbildungsberuf.“

Twitter läuft sich heiß. Eine Frau schreibt nach 40 Minuten: „Der Mann bittet, das ausmachen zu dürfen. Und aus! #hartaberfair.“

Ach ja, fast vergessen. Dann ist da auch noch Sophia Thomalla. Die Schauspielerin hat sich neulich für den Playboy ausgezogen, weil sie so stolz auf ihre Brüste ist. Zur Debatte trägt sie Sätze bei wie „Frauen, die ständig gegen Männer wettern, haben noch nie ein Kompliment bekommen.“ Sie tätschelt Kubicki, der neben ihr sitzt, kichert und gesteht, dass sie „auf Typen“ wie ihn stehe.

Und von „diesem Sprachdings“ – sie meint die Sache mit der Umbenennung des Studentenwerks in Studierendenwerks – habe sie sowieso noch nie was gehört. „Warum sind Sie dann hier?“, fragt Wizorek. Plasberg sagt: „Über Geschlechterrollen zu reden, ist hochpolitisch.“

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36 Kommentare

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  • Ich höre jetzt doch die Sendung, und Teil der Kernargumentation ist übel:

     

    „Dass uns Leute vorschreiben, wie wir jetzt, die große Mehrheit, zu reden haben.“

     

    Das als Kommentar von Birgit Kelle dazu, dass das Studentenwerk in Studierendenwerk umbenannt wird - also offizielle Kommunikation geändert wird, und eben nicht wie die große Mehrheit redet.

     

    Ich wurde noch nie irgendwie angegriffen, wenn ich mich als Student bezeichnet habe, aber schon heftig beleidigt, wenn ich gegendert geschrieben habe. Leute haben sich in verschiedenen Foren über Wochen darüber aufgeregt, dass ich in einem Blog-Beitrag „einE GrüneR“ geschrieben habe. Meiner Erfahrung nach sind die Leute, die versuchen die Sprache der Mehrheit zu reglementieren, nicht die Gender-Leute, sondern die Anti-Gender-Leute. Das kommt dann auch in der Diskussion:

     

    „Weil es falsch ist, grammatikalisch.“

     

    Genau so klingt es, wenn Leute anderen etwas vorschreiben.

     

    „Ich habe in meinem Buch den Gender-Gap verwendet.“

     

    So klingt es, wenn Leute über ihre Sprache selbst entscheiden, ohne sich von anderen vorschreiben zu lassen, wie sie zu sprechen haben.

     

    Es ist egal, was ich vom Gender-Gap halte. Wichtig ist, dass Frau Wizorek das Recht hat, in ihrem eigenen Buch so zu schreiben, wenn sie es richtig findet.

  • @ Seifenblase

    Ihre Ansicht über Narzismus teile ich uneingeschränkt. Ich teile sehr viel von Ihren Aussagen. Wundern dürften Sie sich dann jetzt nur, wenn ich Ihnen sage, dass ich öfters weinend zu Hause sitze (ohne depressiv zu sein) und mir über meine Gefühle über diese doch sehr egoistische Welt kaum meiner Herr werde. Unabhängig davon, dass ich auch noch homosexuell bin. Falsche Erziehung? Meine Eltern fragen sich das mit 75 Jahren noch heute....

    "Veränderung durch Erziehung" Ich meinte dies sehr bodenständig! Eine Gesellschaft kann sich doch nur ändern, wenn man dies "anerzogen bekommt".

    Und diese "Gender-Debatte" ist doch wirklich nur ein ganz kleines Rädchen einer sich entwickelnden gleichberechtigten Ansicht in einer Gesellschaft

    Dass die Frau so sein darf wie sie sich heute präsentiert ist doch auch ein Ergebnis von (jahrelanger) verändernder Erziehung/Ansicht.

  • Ob man nach der Sendung einer Frau Kelle in Abrede stellen muss, sich dessen nicht bewußt zu sein, dass "Veränderung durch Erziehung" erfolgt, mag ich nicht beurteilen können. Fragen tun wir uns allerdings, ob sie sich vor 100 Jahren überhaupt in dieser Art und Weise prinzipiell hätte äußern können - und vor allem dürfen. Wobei: Das Patriarchat wäre ihr sicher dankbar gewesen. Emanzipation (die "Entlassung aus der väterlichen Gewalt" - ob nun bei Frau oder Mann - erfolgt durch Erziehung von Gleichberechtigung und Gleichstellung - in der Gesellschaft. Dafür mussten nicht nur die Frauen kämpfen, sondern auch Minderheiten. Wir männlichen und unterdrückten Geschöpfe danken Frau Kelle, dass sie in ihrer Apologetik gegenüber Herrn Plasberg doch nun wirklich nicht verstanden hat, worum es bei der "Gender-Diskussion" an sich ging. Danke, dass Frauen eben anders strukturiert sind und "besonnener" in Verhandlungsgespräche gehen und gerne weniger Geld verdienen. Danke! Wir (Chauvinisten) werden Dank ihr nicht untergehen und - sind wir doch mal ehrlich: Frauen-Diskussionen sind ja nun auch wirklich überflüssig.... Auch eine Frau Thomalla erklärte uns ja, dass sie alleine "auf den Tisch hauen kann" und alles "alleine bewerkstelligt" weil man eben in dieser Zeit lebe. Und "nein", natürlich hat ihr sozialer Hintergrund der Familie GAAAAAR nichts damit zu tun (gähn). Allerdings muss ich zugeben, dass das ständige "Quatsch!" und "Blödsinn!" einer vor sich hinquiekenden, wenig reflektierenden, nicht zuhörenden, ihren Sitz-Nachbarn als geil empfindende und dem Thema wenig aufgeschlossenen Frau Thomalla der - wie wir aus erzieherischen Gesichtspunkten meinen - wichtigen Diskussion wenig dienlich gewesen ist. Das wenige historische Verständnis einer Frau Kelle und einer - fast schon weltfremden - Frau Thomalla ist wirklich bemitleidenswert!

    • @Martin Wenzel:

      Welche Erziehung meinen Sie mit "Veränderung durch Erziehung" hin zu Gleichstellung und Gleichberechtigung ?

       

      Gleichstellung gibt es nie in einer bindungsorientierten Familienerziehung, nicht einmal in gendersensiblen Kitas gibt es solch ein Polit-Popanz, denn das hilfebedürftigste Kind geht immer vor. Dies ist ein politischer Begriff, entlehnt aus der Ökonomie. Es geht aber bei der Erziehung um Bedürfnisorientierung. Emanzipation von Patriachat ist wohl auch kein Kinderthema.

      Allenfalls kann ich mir vorstellen, dass Mutter und Vater partnerschaftlich und komplementär sich die Erziehungsarbeit und Erwerbsarbeit teilen ( daran aber harkt es an strukturellen Arbeitsmarktsgegebenheiten )und ihre Kinder ermutigen ihren ureigensten Interessen zu folgen und nötige Pflichten (wie lernen, üben, Rücksicht nehmen, aufräumen,reparieren) zu erfüllen.

      Ich habe keine Ahnung wie viel Erfahrung Sie in der Kindererziehung haben, ich zumindest sehe wohl eine sehr große Varianz zwischen Mädchen und Jungen, in der Regel weit größer als bei gleichgeschlechtlichen Geschwistern,

      sowohl in der Entwicklung, der Vorlieben und dem Verhalten.

       

      Wenn Geschlecht konstruiert wäre,

      müßten wir uns am Ende entscheiden welches wir mit Erziehung (oder besser Konditionierung) nun abschaffen wollen. Derzeit opfern wir die Weiblichkeit auf dem Opfertisch der Ökonomie.

      Sie tendieren zur Anpassung der Mädchen an eine patriachale, wettbewerbsorientierte, harte Gesellschaft.

      Ich würde eher den Jungs gönnen auch mal weinen zu können und bindungs/gefühlsorientiert sein zu können.

      Nur es wird kaum Eltern geben die Jungen dazu erziehen, das Risiko, dass sie in dieser Gesellschaft zerbrechen ist zu groß.

       

      Selbstbestimmung, ohne Hinwendung zu dem Nächsten, Liebsten, ist wertlos - narzistisch.

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @Seifenblase:

        Das Harte bricht, das Weiche gibt nach. Die Selbstmordrate unter männlichen Jugendlichen ist höher. Die Gefahr Drogen zu nehmen und einen ungesunden Lebensstil zu übernehmen ist bei Männern ebenso erhöht. Und die Lebenserwartung ist auch niedriger. Also eine etwas weichere weiblichere androgyne Erziehung für Männer wäre vielleicht doch gesünder?

        • @2097 (Profil gelöscht):

          "Die Selbstmordrate unter männlichen Jugendlichen ist höher. Die Gefahr Drogen zu nehmen und einen ungesunden Lebensstil zu übernehmen ist bei Männern ebenso erhöht. "

           

          Ich habe vier Söhne und 4 Brüder, mir sind diese Dinge sehr wohl klar.

          Ich halte Mädchen auch in der Regel für mental stärker.

           

          Weicherer Erziehung von Jungen verhindert nicht unbedingt diese Risiken. Im Gegenteil in der männlichen Peergroup von Pubertierenden wird oft ein weicherer Junge geärgert. Hat er ein geringes Selbstvertrauen und ungenügend Rückhalt gehört er eher dieser Risikogruppe an.

          Ich bin gar nicht gegen eine andere Jungenerziehung, nur wenn der Kleine immer wieder eins auf die Nase bekommt, ist es Zeit die Tränchen zu trocknen und Selbstverteidigung zu üben.

           

          Dass ein anderes Männerbild für viele Männer gesünder wäre, glaube ich schon. Ob man anderes Mannsein wirklich anerziehen kann, ob dieses jetzige Mannsein in der Natur des Mannes ist,

          in wie weit Hormone da hinein spielen.... wer kann dies schon beantworten.

          Ich verstehe die Jungs oft nicht. Mein Mann versteht die Mädchen oft nicht.

           

          Wenn wir als Eltern schon unser Mühe mit der richtigen Erziehung unserer Kinder haben, muten Erziehungstips von kinderlosen Ideologen wie dumme Anmaßung an.

          (Womit ich bestimmt nicht Sie persönlich meinte ! )

          • 2G
            2097 (Profil gelöscht)
            @Seifenblase:

            Nein, Erziehungstipps kann ich auch tatsächlich nicht geben. Ich wüsste nicht, wie ich Kinder einerseits zu rücksichtsvollen und bindungs-/gefühlsorientierten Menschen erziehen sollte, aber anderseits ihnen auch die notwendige Konfliktfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit in einer seit zwei Dekaden zunehmend wettbewerbsorientierteren, rücksichtloser werdenden Gesellschaft mit auf dem Weg zu geben.

  • Gut, daß das der John Lennon nicht mehr mitmachen muss.

    • 3G
      3641 (Profil gelöscht)
      @adagiobarber:

      Wer ist John Lennon?

  • Welchen Mehrwert hat Frau Thomalla in diese Sendung gebracht? Was nicht in ihren - offenbar recht kleinen - Vorstellungshorizont passt, existiert nicht. Spätestens mit dem "weg-schsch-en" in Richtung der einzigen Expertin in der Runde fiel das Niveau der Sendung auf unterstes Privatfernsehniveau! Schlecht gearbeitet hat die Redaktion von Hart aber Fair in jeglicher Hinsicht. Peinlich WDR!!!

  • Und Frau Thomalla wollte jetzt die echten Frauen darstellen?

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    An(n)o 2050 sacht die Frisierende zum/zur Friesiertwerdenden: "da sagt doch eins meiner Kindernden zu mir: >>Mutternde, wenn ich mal groß bin, werde ich Friseuse!

    • @849 (Profil gelöscht):

      sorry - errata -

       

      Mutter Erde - Vater Sand

       

      soviel Klarheit sollte schon sein -

      hart - aber fair,)

  • Das mit den Kindern von der Kelle wurde übrigens falsch hier im Artikel wiedergegeben. Sie macht sich eher Sorgen wegen der Söhne nicht aufgrund des "Quotengedöns" sondern weil Männer eher sterben, eher Drogen verfallen, ....

  • Geschreddert? - mach Witze! 2.0

     

    Einen halben Millimeter unter Grasnarbe -

    kein Witz - nur wo Plasberg drauf steht is auch Plasberg drin -

    hart - aber wahr.

  • Vor ca. 15-20 Jahren, als ich diese Talkshows noch regelmäßig geglotzt habe, dachte ich, die Sabine Christiansen könnte doch den Westerwelle einfach heiraten, wenn sie sowieso so viel Zeit mit ihm verbringt. Aber da hat wohl Hans-Olaf Henkel was dagegen, der ist ja auch immer dabei und wahrscheinlich eifersüchtig (fragt sich bloß, auf wen).

     

    Ich hab den Quatsch gestern nicht gesehen, weiß aber jetzt ja genug - vielen Dank übrigens, Frau Schmollack! - und stelle fest, dass sich eigentlich nix geändert hat. Schade für Herrn Plasberg, den hatte ich bisher noch für halbwegs zurechnungsfähig gehalten.

  • Drei - oder wenn man Plasberg und die Auswahl der Faktenbeiträge (ich kenne niemanden, dem das Geschlecht auf Fotos abgebildeter Tiere in Prospekten bei der Debatte als primär zu besprechendes Problem gilt), schon eher vier - gegen zwei. Hart und unfair. Enttäuschend, wie ständig abgeschweift wurde durch Aussagen wie "also mir ist das noch nie passiert" (wie schön, es geht aber hier um die, bei denen das leider anders ist und dass es die gibt, ist belegt) oder "ich will nicht, dass man mir dabei unter die Arme greift, ich bin alleine stark genug" (es geht nicht darum, Frauen durch eine Quote zu bevormunden, sondern ihnen Chancen anzubieten, die sie sonst trotz Qualifikation in einigen Berufen oft nicht bekommen - was ebenfalls belegt ist). Eine Bekannte von mir versucht im Moment, eine Ausbildung zur Tischlerin machen zu können, aber niemand nimmt sie an und sie durfte schon mehr als einmal dazu hören "dafür muss man halt auch anpacken können und Frauen sind nun mal eher zierlicher..". Ich werde mindestens jedes zweite Mal in der Disco am (in meinem Fall nicht spärlich bekleideten, was aber auch eigentlich nicht zur Sache tun sollte) Hintern angefasst von Fremden und oft lassen Typen, die ungefragt meine Hand nehmen und tanzen wollen, mich erst in Ruhe mit ihrem sabberigen Gebrülle in mein Ohr, wenn ich mein Desinteresse damit untermaure, einen Freund zu haben. Es gibt noch unzählige weitere Beispiele dafür, warum wir die Genderdebatten brauchen und wer mir das nicht glaubt, dem empfehle ich von ganzem Herzen Anne Wizoreks ganz und gar nicht männerfeindliches Buch "Weil ein #Aufschrei nicht reicht - für einen Feminismus von heute". Es geht nicht darum, die Menschen gleich zu machen, sondern allen dieselben Freiheiten und Rechte zuzugestehen.

  • "Die Männerversteherin und Publizistin"

     

    Es ist eine Anmaßung die Kelle als Männerversteherin zu tituliern. Wenn, dann ist diese Frau eine Arschlochversteherin. Einen richtigen Mann hat die offenbar noch nie kennen gelernt!

  • 6G
    677 (Profil gelöscht)

    Wenn der Artikel von einem Mann geschrieben wäre würde ich sagen: Fremder Hahn auf meinem Mist - das wollen wir doch erst mal sehen!

    :-))

  • Das beste war alls die Fach Frau Sophia Thomalla zur Frau Wizorek "pssssttt" Mein goot wofür GEZ Gebühren rausgeworfen.

  • Alle Achtung für Wizorek und Kelle die den Mut hatten dort aufzutreten. Die ganze Sendung eine ganze Lachnummer über Gender. Wie kann über etwas diskutiert werden wenn keiner sich auskennt?

    Leider haben die beiden die etwas von Gender verstehen, etliche Möglichkeiten verpasst die Diskussion an sich zu reissen. Schon in den ersten Minuten Plasberg "das war jetzt eine männliche Einführung. Denn wie sie sehen werte Zuschauer: Ich bin ein Mann". Wäre eine perfekte Diskussiongrundlage gewesen.

  • Die Teilnahme von Töchterchen Thomalla unterstreicht in besonderer Form Kompetenz und Ernsthaftigkeit dieser Senddung. Wenn das so weiter geht, schafft sich das öffentlich rechtliche Fernsehen über kurz oder lang selber ab.

  • Aua. Klingt nach garantiertem Schaedel am naechsten Tag, voellig egal mit welchem Trinkspiel man versucht, sich die Diskussion ertraeglich zu machen.

    • @Christian:

      Wie wär's mit immer trinken, wenn interessante neue Aspekte im Gespräch zutage treten oder mal der "anderen Fraktion" zugestimmt wird? ;)

      • @Informatiker:

        Haha ... ja. Da ist man fürchte ich auch in 0,0‰-Ländern noch erschreckend fahrtüchtig. Ist also keine Option ;)

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Besonders bezeichnend fand ich die Argumentation, warum niemand vom Fach eingeladen. Das wäre ja auch tatsächlich dann noch eine seriöse und sachliche Diskussion geworden. Nichts mehr mit knallig! GEZ Gebühren wurden wieder einmal zum Fenster rausgeworfen.

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Man mag es beklagen, aber das WAREN echte Experten. Das Thema ist nämlich vornehmlich ein politisches und mediales, bzw. die Diskussion darüber wird von diesen beiden Sphären unbarmherzig monopolisiert und dogmatisiert. Experten aus anderen Fachrichtungen, denen beide Seiten respektvoll und ergebnisoffen zuhören könnten, gibt es nicht.

       

      Die Genderdiskussion hatte nicht umsonst noch nie eine wirklich ernstzunehmende wissenschaftliche Ebene. Auf jeden Wissenschaftler, der sich dort kompetent einbringen möchte, kommen zehn weitere (gerne aus anderen Fachrichtungen), die ihm von vornherein widersprechen und seine Forschungsmethode oder -disziplin für ohnehin ungeeignet halten, das Problem zu erfassen, geschweige denn zu lösen. Das ist nicht der Grund, sondern ein Symptom der politischen Überlagerung des Themas. Letztlich interessiert Jeden nur die "Expertenmeinung", die er für politisch richtig hält. Eine echte Bereitschaft, gegebenenfalls auch mal einer entgegengesetzten Meinung zu folgen, ist nirgends erkennbar.

       

      Da diese dogmatische Herangehensweise ihre entsprechung eben auch in der Wissenschaft findet, wäre der Unterschied zwischen einem Talk-Podium aus entsprechenden Wissenschaftlern und den Herrschaften von gestern wäre gewesen, dass man die unversöhnlichen Attacken und Kleintredeversuched der letzteren wenigstens spraschlich einigermaßen mitschneiden kann, ohne selbst Experte zu sein. Denn auch hier gilt, das alle Beteiligte ihre (unwissenschaftlichen) Glaubenssätze gerne durch einen dichten Vorhang von eigens entwickelter Fachterminologie tarnen. Die ist so dogmatisch aufgeladden, dass bereits ihre Verwendung die späteren Forschungsergebnisse bedingt (Beispiel der verständlichen Art: "naturwissenschaftliche" vs. "biologistische" Argumentation - Einer sagt dies, der Andere sagt das, Beide meinen dasselbe, offenbaren durch die Wortwahl aber von vornherein gegensätzliche Wertungen). Nur die Worte sind halt länger...

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Na ja, Judith Butler können Sie glaube ich doch schon beruhigt einen gewissen wissenschaftlichen Intellekt zugestehen. Auch wenn diese Person nicht Ihre Auffassung vertritt.

        Bei dem Thema Wissenschaft verweise ich im Übrigen auch auf Thomas Kuhn und seinen Ansatz des Paradigmenwechsels.

        Ziel war bei dieser Talkrunde nur, bestehende Vorurteile zu bestätigen und nicht eine Minimalaufklärung zu leisten, wie es das Gesetz nun mal der ARD auch vorschreibt. Sich die Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema "Gender-Mainstreaming“ durchzulesen, ist wesentlich sinnvoller, als sich den gestrigen Schwachsinn anzusehen. Im Übrigen lassen sich komplexe Zusammenhänge, die normalweiser nur Experten zugänglich sind, auch sehr gut einem breiten Publikum darstellen. Thomas Piketty ist dafür das beste Beispiel.

        • @2097 (Profil gelöscht):

          Ich gebe zu, Frau Butlers Schaffenswerk nicht vollständig gelesen zu haben. Aber nach dem, was ich bislang weiß, gehört sie genau zu jenen Experten, die nur von einer Seite der Diskussion auch als solche anerkannt werden.

           

          Auch in Butlers Fall gibt es scharenweise Experten mit ebenfallsn wissenschaftlichem Anspruch (von ihren Gegnern wiederum leicht tendenziös als "Biologisten" betitelt), die ihrer Arbeit - bei allem sicher vorhandenen Intellekt - die wissenschaftliche Basis absprechen und ihr unterstellen, dass sie nur (pseudowissenschaftlich) Beweise für das sucht, was sie schon vorher zu wissen glaubte. Diese Experten wiederum werden jetzt von Ihnen als Butler-Verfechter wahrscheinlich als verbohrt, unwissenschaftlich oder in fremdem Revier wildernd dargestellt werden, wie auch Butler selbst das mit ihrer Relativierung naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse gerne tut, und damit schließt sich der Kreis.

          • 2G
            2097 (Profil gelöscht)
            @Normalo:

            Nein, auch ich bin kein Judith Butler Experte. Allerdings hätten mich einige Sichtweisen und ihre Erkenntnisse interessiert. Und eine kontroverse Diskussion ebenso. Zugegeben wäre "Hart aber fair" dafür nicht das perfekte Podium. Faszinierend ist, dass sich alle immer die Wissenschaftlichkeit absprechen. Das scheint mir ein nicht mehr ganz seriöses Argument zu sein bzw. bedarf der genaueren Betrachtung.

            Im Übrigen kann ich die ganze Aufregung und Verunglimpfung nicht nachvollziehen. Nüchtern betrachtet wird doch lediglich hauptsächlich darüber diskutiert, ob und inwieweit die Handlungsmöglichkeiten, die sich für die Menschen aus ihrem biologischen Geschlecht ergeben, kulturell geformt und verformt sind.

            • @2097 (Profil gelöscht):

              Diese Reduzierung auf den wissenschaftlichen Gehalt der Diskussion halte ich genau für zu kurz gegriffen bzw. etwas naiv. Ähnlich wie auch beim Thema Abtreibung geht es (fast) ausschließlich um Möglichkeiten, aus der einen oder der anderen Antwortvariante für die jeweils zugrunde liegende Ideologie politisches oder wirtschaftliches Kapital zu schlagen. Der Unterschied ist einzig, dass sich hier keine der beiden Seiten als Kirche versteht.

               

              Die Tatsache, dass es auch in der Wissenschaft zwei Lager gibt, die beide jeweils inständig davor warnen, dem jeweils anderen Lager auch nur Gehör zu schenken, erleichtert es dabei natürlich, sich die Sachgrundlage immer der eigenen Ideologie entsprechend zurecht zu biegen. Mit solchen "Experten" muss man ganz ehrlich gesagt auch nicht diskutieren, denn auch bei ihnen geht es offensichtlich nicht um die ergebnisoffene, wissenschaftliche Wahrheitsfindung sondern um die Meinungshegemonie. Sonst hätten sie es nicht nötig, ganze Fachrichtungen per se aus der Diskussion boxen zu wollen.

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Ob das mit den Leuten vom Fach wirklich so ne gute Idee ist? Zwei Experten zwei Meinungen. Dann doch lieber Unexperten die einem zeigen wie sinnlos die ganze Diskussion ist.

      • 1G
        10130 (Profil gelöscht)
        @Spider J.:

        Gewisse Begrifflichkeiten zu unterscheiden und in einem Kontext zu den Menschenrechten zu bringen, wäre wohl nicht ganz verkehrt und sinnlos gewesen.

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @Spider J.:

        Stimmt, warum einen Rechtsanwalt bei juristischen Sachverhalten zurate ziehen, wenn auch mein Apotheker mir gerne Auskunft gibt.

        • 6G
          68514 (Profil gelöscht)
          @2097 (Profil gelöscht):

          genau, und Kindererziehung ist ja auch keine Arbeit :o) ... wo's'n hier der nächste Schnapsladen?