TV-Duelle von Po­li­ti­ke­r*in­nen: Es lebe das Triell!

Baerbock, Laschet und Scholz treten bei RTL zum politischen Schlagabtausch an. Vorbei sind die absurden Zeiten der gemeinsamen Verhöre der Sender.

Potraits der drei Spitzenkandidatinnen von CDU, den Grünen und SPD

Im TV-Triell vereint: Armin Laschet, Annalena Baerbock und Olaf Scholz Foto: Kappeler, Kummm, Nietfeld/dpa

Fernsehen funktioniert immer dann am besten, wenn sich die Dramaturgie von selbst ergibt. Duelle wären insoweit ein ideales Programm, wurden aber leider schon im 19. Jahrhundert, kurz vor der Erfindung der bewegten Bilder, verboten. Im 20. Jahrhundert etablierte sich dann das TV-Duell zwischen Po­li­ti­ke­r*in­nen als mäßiger Ersatz. Wobei Deutschland auch hier ganz schön hinterherhinkt.

Im Jahr 1960 prügelte sich in den USA schon Richard Nixon mit John F. Kennedy im TV. Hierzulande mussten wir auf Bundesebene noch 42 Jahre warten, bis es dann so weit war. Im Jahr 2002 traf Gerhard Schröder (SPD) dann auf – äh, ach genau, Edmund Stoiber für die Union. SPD-Kanzlerkandidat Willy Brandt hatte zwar schon 1969 den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) herausgefordert. Doch der war dagegen.

Jetzt gibt es für alle TV-Duell-müden Po­li­ti­ke­r*in­nen eine gute Nachricht. Das Format ist Geschichte. Wir zünden die nächste Stufe. Fernsehpolitik 3.0. Es lebe das Triell! Diesen Namen hat sich RTL für die Fortsetzung der televisionären Politkissenschlacht mit Zustellbett ausgedacht. Wahrscheinlich liegen die Markenrechte für „Trio“ bei der gleichnamigen Band aus Großenkneten. Dieses Jahr tritt also das Triumvirat Tick aus Hannover (B 90/Grüne), Trick aus Aachen (CDU) und Track aus Osnabrück (SPD), also Baerbock, Laschet und Scholz, gegeneinander an.

Schon dafür müssen wir RTL dankbar sein. Vorbei sind die absurden Zeiten, in denen ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1 ein gemeinsames Kanzlerkandidat*innen-Verhör verzapften, weil Angela Merkel auf TV-Duelle eigentlich gar keine Lust hatte. Sie spielt eben anders und setzt am liebsten aufs Mono-elle bei „Anne Will“. Folglich verstrickten sich die Sender und ihre herumgockelnden Fra­ge­stel­le­r*in­nen in ein Duell öffentlich-rechtlich gegen privat. Die Politiker*innen, die tapfer ihre Luftmaschen anschlugen, häkelten so bestenfalls in der zweiten Reihe.

Jetzt braucht es Chancengleichheit

RTL hat das „Triell“-Format als erster Sender angekündigt und legt jetzt auch beim Sendeplatz (29. 8., 20.15 Uhr) vor. ARD und ZDF machen weiter gemeinsame Sache, hier triellierts aber erst am 12. September. Ob ProSieben so von Programmplatz 38 auf der Fernbedienung nach vorne kommt?

Egal, denn jetzt muss vor allem für Chancengleichheit beim Duell gesorgt werden. Nein, nicht für die Politiker*innen, es geht um faire Bedingungen für die Sender! Schließlich ist der 29. August ein Sonntag. „Da ist doch aber ‚Tatort‘“, ruft die Mitbewohnerin. So macht die ARD dem RTL-Triell ja voll Konkurrenz. Deshalb schlagen wir vor, dass der eigentlich für den 12. September gedrehte „Tatort“ dann eben bei RTL läuft.

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2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"

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