TTIP und Fair Trade: Wachstum in Gefahr
Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten steigt. Doch die Branche fürchtet einen Rückschlag wegen des Freihandelsabkommens.
BERLIN taz | Die deutschen Verbraucher haben 2013 insgesamt 784 Millionen Euro für fair gehandelte Produkte ausgegeben. Das sind nach Angaben des Forums Fairer Handel 21 Prozent mehr als im Vorjahr. Verglichen mit den Zahlen von vor zehn Jahren habe sich der Umsatz mit fair gehandelten Produkten in Deutschland fast verachtfacht.
Das Niveau ist allerdings niedrig. „Fast jeder zweite Deutsche kauft fair gehandelte Produkte und gibt ungefähr 25 Euro im Jahr dafür aus“, sagte Manuel Blendin, Geschäftsführer des Forum Fairer Handel, am Dienstag. Das beliebteste Produkt sei weiterhin fair gehandelter Kaffee. Er mache 36 Prozent am Gesamtabsatz der Fair-Händler und 3 Prozent am gesamten deutschen Kaffeemarkt aus. Weitere beliebte Produktkategorien seien Kunsthandwerk und Schokolade.
Als Gefahr für den Handel mit fairen Produkten sieht Blendin TTIP, das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU: „Es droht den Fortschritt des fairen Handels zu torpedieren, da durch den Zollabbau für den Handel mit Agrarprodukten zwischen der EU und den USA ein Verdrängungswettbewerb zulasten von Exportländern des Südens droht.“
Zum einen würden billige Produkte aus den USA die Existenz von Kleinbauern in Afrika, Lateinamerika und Asien bedrohen, unabhängig davon, ob es sich um fair gehandelte Produkte handle oder nicht. Zum anderen würden Verbraucher bei sinkenden Preisen von nicht fairen Waren vermehrt zu diesen greifen.
Umgelenkte Handelsströme
Auch Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung sieht eine Gefahr für Kleinbauern: „Die geplanten Zollsenkungen im Agrarbereich würden für viele kleine Bauern in Europa und in Entwicklungsländern das Aus bedeuten.“
Momentan hätten die USA im Agrarbereich einen erschwerten Marktzugang, da ihre Produkte hohen Zöllen unterlägen. Würden diese wegfallen, wie es sich momentan abzeichne, würden sich die Handelsströme der EU umlenken. Das würde für viele Entwicklungsländer einen Nachteil bedeuten, sagte Maier. Für den nordafrikanischen Raum zeichne sich dann ein Rückgang von etwa 5 Prozent der Handelsströme mit der EU ab.
„Die amerikanische Agrarindustrie kann billiger produzieren, da viele Unternehmen größer und einige Produkte stark subventioniert sind“, sagte Maier. Die Produktionskosten von Baumwolle würden beispielsweise zu 70 Prozent vom Staat übernommen. „Da kann kein anderer Kleinbauer mithalten.“
Dass Bauern in Entwicklungsländern keine Zölle zahlen müssen, habe die EU aus entwicklungspolitischen Gründen so entschieden. Falle dieser Vorteil weg, könnten viele Landwirte nicht überleben.
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