Syrer fliehen wegen IS-Kämpfen in Türkei: Mit Wasserwerfern gegen Flüchtlinge
Weil die Stadt Tal Abjad vom IS erobert zu werden droht, fliehen tausende Syrer in die Türkei. Dort wurden sie zunächst gewaltsam zurückgedrängt.
Die Menschenmenge wurde stundenlang an der Grenze hinter einem Zaun mit Stacheldraht zurückgehalten. Die türkischen Sicherheitskräfte ließen lange Zeit niemanden passieren. Sie setzten immer wieder Wasserwerfer und auch Warnschüsse ein, um die Flüchtlinge nicht zu nah an den Zaun kommen zu lassen. In ihrer Verzweiflung versuchten Dutzende, über die Absperrungen zu klettern oder unter dem Stacheldraht durchzukriechen. Immer wieder kam es zu chaotischen Szenen.
Am Sonntagabend dann durften erste Flüchtlinge die Grenze überqueren. Es bildeten sich lange Schlangen, türkische Helfer warfen Wasserflaschen in die bei glühender Hitze wartende Menge. Nach Angaben des türkischen Fernsehens wurde mit der Ankunft von rund 3.000 Syrern gerechnet, nach Schätzung eines AFP-Korrespondenten vor Ort dürfte die Zahl in Wahrheit aber wesentlich größer sein.
Die Türkei hatte am Donnerstag Maßnahmen angekündigt, um den Zustrom syrischer Flüchtlingen zu begrenzen. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien vor mehr als vier Jahren nahm die Türkei bereits etwa 1,8 Millionen Flüchtlinge auf.
Kämpfe mit IS um Tal Abjad
Kurdische Einheiten liefern sich derzeit erbitterte Gefechte mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) um Tal Abjad. Nach Behördenangaben flohen in den Tagen vor der Grenzschließung mehr als 13.000 Syrer vor den Kämpfen in die Türkei.
Ein Kommandeur der Kurden sagte AFP am Sonntag, die Einheiten seien bis auf 50 Meter an die Stadt herangerückt und lieferten sich heftige Gefechte mit den IS-Kämpfern. In die Stadt hinein schafften es die Kurden demnach aber noch nicht.
Tal Abjad dient dem IS als Einfallstor für Kämpfer, die aus der Türkei in die syrische Provinz Raka kommen. Am Sonntag wehte über der Stadt weiter die schwarze IS-Flagge. Um Tal Abjad war Gefechtslärm zu hören, östlich der Stadt ereignete sich eine heftige Explosion. Immer wieder kamen auch Bewaffnete zum Grenzzaun, bei denen es sich offensichtlich um IS-Dschihadisten handelte. Nach Angaben des türkischen Fernsehens versuchten sie, die Flüchtlinge am Passieren der Grenze zu hindern.
Der Sondergesandte der Vereinten Nationen für Syrien, Staffan de Mistura, ließ am Sonntag erklären, er habe eine Einladung von Syriens Staatschef Baschar al-Assad zu Gesprächen angenommen. Er werde bald nach Damaskus reisen, um unter anderem über die humanitäre Lage zu beraten, hieß es.
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