Svenja Bergt über Schließungen von Bankfilialen: Weniger Leistung, dafür teurer
Da wird also der Kundenservice schlechter: Öffnungszeiten eingeschränkt, Filialen einfach ganz geschlossen, Dienstleistungen ins Internet verlagert. Und gleichzeitig sollen die Kunden mehr zahlen: eine Grundgebühr hier, ein paar Cent für eine bisher kostenlose Leistung da, und am Ende des Monats summiert sich alles zu einem ansehnlichen Betrag. Unfair, kundenfeindlich, geht gar nicht? Nun ja, Alltag bei den Banken in Deutschland.
Seit der Jahrtausendwende haben Banken hierzulande ein Viertel ihrer Filialen geschlossen. Geht es in dem Tempo weiter, ist in weniger als zwanzig Jahren gut die Hälfte der damals vorhandenen Filialen Vergangenheit, so das Ergebnis einer Studie der KfW. Das könnte zu verkraften sein. Könnte. Wenn die Banken ein intuitives und ernsthaft (!) sicheres (!) Onlineangebot bereitstellen würden. Wenn sie ihre Filialen nicht vor allem im ländlichen Raum schließen würden, dort, wo die Kunden tendenziell älter sind und weniger bis keine Ausweichmöglichkeiten haben. Wenn sie mehr Kulanz zeigten, etwa bei Phishing-Angriffen, bei denen Unbefugte das Konto abräumen, beispielsweise mittels Schadsoftware in einer präparierten E-Mail. Wenn sie ihre Kundschaft nicht noch Gebühren für so triviale Leistungen wie Kontoauszüge am Kontoauszugsdrucker, Überweisungen, per SMS geschickte TANs und Geldabhebungen bezahlen ließen. Wenn das Gesamtpaket für Kunden zumindest unterm Strich günstiger würde – was bei einer geringeren Leistung eine gewisse Logik hätte.
Aber nein, das haben die Geldinstitute nicht nötig. Und verkennen damit, dass sie nicht vor allem dafür da sind, windige Geschäfte auf den Finanzmärkten zu machen und zwischendurch noch mal Geld an Unternehmen und willige Häuslebauer zu verleihen, wenn es gerade passt. Sondern mindestens ebenso dafür, dass Menschen ihre Miete und Telefonrechnung bezahlen können und ihr Gehalt bekommen. Es scheint, als vergäßen die Banken das nur allzu gerne.
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